Wenn du meinen Blog schon länger verfolgst dann weißt du, dass bei mir die Meeressäugetiere in der Vergangenheit besonders viel Aufmerksamkeit auf meinen Reisen bekommen haben. Meine ersten Begegnungen mit wilden Delfinen hatte ich auf Teneriffa. Es folgten Australien und Südafrika wo ich neben Delfinen auch noch zahlreichen Walen begegnen konnte. Auch in Zukunft werden diese Meeressäugetiere einen großen Platz auf meinem Blog bekommen.
Denn nicht für alle Meeressäugetiere sieht es so gut aus und sie verdienen daher besonders große Aufmerksamkeit.
Dazu gehört auch der Guyana-Delfin.
Auch wenn er laut IUCN aus Datenmangel im Moment in keine Kategorie eingeteilt werden kann und sein Aussterberisiko daher noch nicht zu beurteilen ist, so könnte der Guyana-Delfin eigentlich schon bedroht sein.
Darum ist es umso wichtiger, dass es Institute wie das Instituto Boto Cinza in Itacuruçá im Bundesstaat Rio de Janeiro in Brasilien gibt, die den Guyana-Delfin in der Sepetiba Bay erforscht und beobachtet.
Die Sepetiba Bay ist eine halbumschlossene Bucht südlich der Großstadt Rio de Janeiros. In den vergangenen Jahrzehnten erlebte die Region einen wirtschaftlichen Boom mit einer wachsenden Industrie. Die Guyana-Delfine und somit auch das Instituto Boto Cinza befinden sich in Itacuruçá und damit inmitten einer Region, die wirtschaftlich noch weiter wachsen zu scheinen will.
Natürlich führte diese wachsende Industrie auch zu ökologischen Veränderungen im Lebensraum der Guyana-Delfine und den zahlreichen anderen Meerestieren.
So hat eine Studie herausgefunden, dass es schon zu bedeutenden Veränderungen in der Konzentration von anorganischen Schadstoffen wie Zink, Cadmium, Blei und Quecksilber in den Gewässern in der Sepetiba Bay gekommen ist, die das Ökosystem zerstören.
Angesichts der Tatsache, dass die industriellen Entwicklungen im Lebensraum der Guyana-Delfine noch weiterzugehen scheinen, ist mir dieser Artikel besonders wichtig. Denn zu der Zeit als wir nach Itacuruçá reisten um an einer Tour bei dem Instituto Boto Cinza teilzunehmen, waren in den Wochen zuvor etwa 200 tote Guyana-Delfine in der Sepetiba Bay aufgefunden worden. Sogar die New York Times und National Geographic berichteten in einem ihrer Artikel darüber.
Schuld an dem Tod der Guyana-Delfine ist ein Virus.
Wir erfuhren von diesem Virus und den vielen Todfunden allerdings erst vor Ort während unserer Delfintour mit der Nichtregierungsorganisation Instituto Boto Cinza in Itacuruçá.
Unsere Delfinbeobachtungstour mit dem Instituto Boto Cinza begann an einem Tag im März früh am Morgen um acht Uhr. Denn in den frühen Morgenstunden gehen die Delfine auf Nahrungssuche. Abgeholt wurden wir von einer der Biologen an einer Anlegestelle für Boote.
Bei der Delfintour nahmen wir nicht alleine teil. Bei der Tour machte auch noch eine Familie mit vier Kindern im Jugendalter aus Uruguay mit.
Es waren neben uns Besuchern noch ein Biologe und eine Biologin an Bord wobei der Biologie das Boot steuerte und die Biologin uns mehr über die Guyana-Delfine in der Sepetiba Bay erzählte.
Wir fuhren hinaus die Sepetiba Bay.
Es dauerte nicht lange und wir entdeckten schon die erste Rückenfinnen in der Sepetiba Bay.
Natürlich war der Guyana-Delfin nicht alleine. Gleich daraufhin erschienen ein paar mehr Rückenfinnen an der Wasseroberfläche.
Ich schaute in das Gesicht der Biologin. Sie schaute sehr besorgt zu den Delfinen.
Denn wie weiter oben schon erwähnt, starben in den letzten Wochen zuvor etwa 200 Guyana-Delfine.
So sehr ich mich auf die Delfine freute, machte auch mich der Anblick einiger Delfine ziemlich traurig.
Nach dem Auftauchen sind zunächst nur ihr Kopf und ihre Schnauze zu erkennen.
Doch schwimmen sie weiter, kann man bei manch einem Guyana-Delfin gut die Rippen erkennen.
Die beiden Biologen schauten sich die Guyana-Delfine sehr aufmerksam an.
Auch hielten sie mit dem Boot einen weiten Abstand zu den Delfinen um ihnen nicht unnötigen Stress zuzufügen.
Für die Biologen sind diese Ausfahrten auch dazu da, den Gesundheitszustand der Tiere weiter zu beobachten.
Natürlich fanden sie in uns verständnisvolle Delfinbeobachter. Es war für uns selbstverständlich nicht näher an die Delfine hinzufahren.
Das Wohl der Tiere steht im Vordergrund.
Doch wer sind eigentlich die Guyana-Delfine?
Die Guyana-Delfine (Sotalia guianensis) gehören wie der Name schon sagt zur Familie der Delfine (Delphinidae). Der wohl bekannteste Vertreter der Delfine ist der Große Tümmler, der weltweit verbreitet ist und dem ich zahlreich in Südafrika begegnet bin.
Die Guyana-Delfine dagegen leben nur an der Atlantikküste von Nicaragua bis Brasilien.
Das besondere an den Guyana-Delfinen ist, dass sie sowohl Meeres- als auch Süßwasserbewohner sind. Sein nächster Verwandter ist der Amazonas-Sotalia (Sotalia fluviatilis). Beide gehören zu der Gattung Sotalia. Im Gegensatz zum Guyana-Delfin, lebt der Amazonas-Sotalia allerdings ausschließlich in Süßwasser, das heißt im Amazonas und seinen Nebenflüssen. Er ist aber nicht zu verwechseln mit den Amazonas-Flussdelfinen, die eine eigene Familie bilden (Iniidae).
Übrigens werden der Guyana-Delfin und der Amazonas-Sotalia erst seit 2005 als eigenständige Arten betrachtet.
Beide Delfine sind sich in ihrer Färbung sehr ähnlich, doch unterscheiden sie sich in ihrer Größe und der Anzahl ihrer Zähne. Beide sind hell bis bläulich grau auf dem Rücken und rosafarben bis hellgrau auf dem Bauch.
Ihre Rückenflosse ist dreieckig.
Der Guyana-Delfin ist etwas größer als der Amazonas-Sotalia und hat auch mehr Zähne. Sie erreichen eine Länge von maximal 2.2 Meter und ein Gewicht von maximal 80 Kilogramm.
Die Guyana-Delfine bevorzugen einen küstennahen Lebensraum.
Sie leben in Mündungen, Buchten oder in anderen geschützten flachen Küstengewässern wobei sie sich auch 70 Kilometer von der Küste entfernt wegbewegen können.
Da die Guyana-Delfine so nahe an der Küste leben, sind sie durch menschliche Aktivitäten besonders gefährdet. Zu ihren Gefahren zählen die Fischerei, Schiffsverkehr, verschmutztes Abwasser und industrieller Abfall. Dadurch sind sie einer hohen Schadstoffbelastung ausgesetzt. Vor allem Städte wie Santos oder Rio de Janeiro im Südosten von Brasilien, aber auch Recife und Rio Grande do Norte weiter im Norden sind Regionen wo Guyana-Delfine durch die menschlichen Aktivitäten gefährdet werden.
Ein anderer Delfin, der sich auch bevorzugt in Küstengewässern aufhält ist der Buckeldelfin den ich in Südafrika gesehen habe. Wie beim Guyana-Delfin auch, überschneidet sich der Lebensraum der Buckeldelfine mit dem der Menschen was auch ihn besonders für Meeresverschmutzung anfällig macht. Durch die hohe Schadstoffbelastung ist zum Beispiel bei den Buckeldelfinen die Fortpflanzung beeinträchtigt.
Wie weiter oben schon erwähnt startete unsere Delfintour früh am Morgen wenn die Delfine zum Fischen gehen. Guyana-Delfine ernähren sich von Fischen wie zum Beispiel von Heringen. Aber auch Krabben können auf ihrem Speiseplan stehen.
Sie fischen entweder paarweise oder in größeren Gruppen und Untergruppen. Wenn die Guyana-Delfine fischen gehen, gesellen sich häufig Tölpel, Seeschwalben und Möwen hinzu.
Guyana-Delfine leben für gewöhnlich in Gruppen von 50 bis 60 Tieren wobei im Durchschnitt umfasst eine Gruppe 2 bis 6 Individuen. Anscheinend sind Gruppen von Guyana-Delfinen generell größer im südlichen und südöstlichen Brasilien als weiter im Norden. In der Regel befinden sich in einer Gruppe sowohl adulte als auch Jungtiere.
Bis jetzt weiß man noch wenig über ihre Streifgebiete. Doch es wird vermutet, dass sie im Vergleich zu anderen Delfinen ein relativ kleines Streifgebiet von etwa 15 Quadratkilometer haben. Die Strecken, die sie täglich zurücklegen, sind aber sehr wahrscheinlich nicht so weit.
Die Guyana-Delfine können wahrscheinlich alle 22-24 Monate kalben.
Anhand ihrer Zähne wird geschätzt, dass Guyana-Delfine 30 bis 35 Jahre alt werden können.
Wie alt wohl die Guyana-Delfine in der Sepetiba Bay werden?
Nicht alle Guyana-Delfine waren so abgemagert, aber auf unserer Fahrt tauchte immer wieder ein Delfin auf, bei dem man sehr gut die Rippen sehen konnte.
An dem Morgen waren wir das einzige Delfin-Beobachtungsboot. Lediglich ein paar Fischerboote waren von Weitem zu sehen.
Generell waren die Guyana-Delfine an diesem Morgen in keine bestimmte Richtung unterwegs.
Sie tauchten mal rechts und mal links vom Boot auf.
Natürlich verfolgten die Biologen die Delfine nicht mit dem Boot wenn die Delfine in eine andere Richtung schwammen.
Entdeckten wir Delfine, so stellten sie den Motor aus.
Manchmal schwammen die Guyana-Delfine auch etwas näher am Boot vorbei.
Insgesamt dauerte die Delfintour mit dem Instituto Boto Cinza etwa eineinhalb Stunden.
Als die Delfintour zu Ende war, gingen mir noch Tausend Fragen durch den Kopf.
Warum sterben so viele Guyana-Delfine gerade jetzt?
Wie entwickelt sich diese Region wohl weiter?
Und welche Auswirkungen werden diese auf die Guyana-Delfine haben?
So sehr ich mich immer wieder freue auf Delfine zu treffen, so stimmte mich diese Begegnung auch etwas traurig.
Wieder an Land machten wir uns auf den Weg in Richtung Strand wo wir uns in den Schatten von ein paar Bäumen setzten und an die Delfine in der Sepetiba Bay dachten.
Die restliche Zeit in Itacuruçá verbrachten wir ausschließlich in dem Ort. Wir unternahmen keine Ausflüge, sondern ruhten uns von unserer Reise etwas aus.
Itacuruçá ist ein eher kleines Städtchen an der Atlantikküste in Brasilien.
Gegenüber von Itacuruçá liegt die gleichnamige Insel Ilha de Itacuruçá.
Zwischen Itacuruçá und der Ilha de Itacuruçá verkehren Taxis.
Aber auch andere Boote.
An dem Anlegesteg wo wir von den Leuten vom Instituto Boto Cinza abgeholt wurden befindet sich übrigens eine Touristeninformationsstelle.
Auch wenn es eine Touristeninformationsstelle gab, empfand ich den Ort alles andere als touristisch.
Die Strände waren generell eher leer.
Von der Touristeninformationsstelle kann man noch ein Stück den Strand weiterlaufen.
Dort befinden sich auch einige Kioske wo ab Mittag auch warmes Essen angeboten wird.
Boote, die (noch) nicht im Einsatz sind, werden am Strand geparkt.
Wir liefen den Strand noch ein Stück weiter.
Bis es keinen Weg mehr weiter gab.
Das Leben in Itacuruçá beginnt schon sehr früh am Morgen.
Dann beginnen die Fischer nämlich ihre Boote für den Tag vorzubereiten.
Beim Anblick der Menschen und der Ruhe des Ortes konnte ich mir irgendwie schwer vorstellen, dass dieses kleine Städtchen inmitten einer industriell boomenden Region liegt.
Praktische Informationen für Itacuruçá
Anreise in Itacuruçá
Itacuruçá ist einfach vom Busbahnhof Novo Rio in Rio de Janeiro in weniger als eineinhalb Stunden zu erreichen. Denn von dort fährt das Busunternehmen Costa Verde regelmäßig Richtung Itacuruçá. Von Rio de Janeiro nach Itacuruçá sollte man etwa eineinhalb Stunden einplanen. Ein Ticket kostet etwa 32 R$.
Da wir allerdings von Itatiaia aus kamen, nahmen wir eine andere Route. Zunächst fuhren wir mit einem lokalen Bus von Itatiaia zum nächstgrößeren Busbahnhof. Und zwar nach Resende. Mit dem lokalen Bus fährt man etwa eine halbe Stunde. Von Resende aus nahmen wir dann einen anderen lokalen Bus nach Barra Mansa. Die Fahrt dauerte knapp eine Stunde und wir bezahlten 11.10 R$ pro Person. Von Barra Mansa aus nahmen wir dann einen Bus des Busunternehmens Cidade do Aço nach Itaguaí. Diese Fahrt dauerte etwa zweieinhalb Stunden und kostete 37.42 R$ pro Person. Von Itaguaí aus nahmen wir dann wieder einen lokalen Bus, der uns direkt nach Itacuruçá brachte. Wir kauften alle unsere Tickets vor Ort.
Die Tickets der lokalen Busse können nicht über Clickbus oder Brasil by Bus gekauft werden. Lediglich die Tickets von Rio de Janeiro nach Itacuruçá und das von Barra Mansa nach Itaguaí können online gebucht werden.
Unterkunft in Itacuruçá
Insgesamt blieben wir in Itacuruçá drei Nächte. Wir buchten über Airbnb eine Unterkunft im Apart Hotel. Das Apart Hotel befindet sich in der Straße Alameda do Sol, Itacuruçá, Rio de Janeiro 23860-000. Für drei Nächte und zwei Personen bezahlten wird 104.84 Euro insgesamt. Das Hotelzimmer war sehr modern und sauber inklusive kleiner Küche. Wir waren sehr überrascht für den Preis ein so gut ausgestattetes Hotel vorzufinden. Der einzige Nachteil war, dass der Strom am Abend öfters ausgefallen ist. Allerdings nicht nur im Hotel und das immer nur für wenige Minuten. Wir waren sehr zufrieden mit unserer Unterkunft. Bei dem Preis ist allerdings kein Frühstück inklusive gewesen.
Mehr Informationen über Guyana-Delfine
- “Whales, dolphins and seals – A Field Guide to the Marine Mammals of the World” von Hadoram Shirihai and Brett Jarrett
- “Tucuxi and Guiana dolphin: Sotalia fluviatilis and S. guianensis” auf ScienceDirect
- Webseite von Instituto Boto Cinza
- Guyana-Delfine auf Wikipedia
Hallo Tanja,
Toller Blog mit wunderschönen Bildern, der Lust auf mehr macht. Es gibt auch für mich auf meinen Reisen nichts schöneres, als Tiere in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten. Daher eine tolle Inspiration für meine nächsten Reisen 🙂
Liebe Grüße,
Annika
Liebe Annika,
wow, ich freue mich wirklich sehr, dass dir meine Bilder gefallen und ich dich mit meinem Blog für deine nächsten Reisen inspirieren kann 😀
Vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße zurück,
Tanja