Eigentlich sollte Guarapari im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo in erster Linie der Erholung dienen. Nach meinen Erlebnissen mit den Schwarzen Kapuziner (Sapajus nigritus) im Feliciano Miguel Abdala Naturreservat, den Schopfkapuzineraffen (Sapajus robustus) im Reserva Natural Vale und den Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) auf dem Morro da Penha in Vila Velha war es einfach mal Zeit etwas die Beine hochzulegen.
Wie auch schon in Vitória machte ich mir in Guarapari keine großen Hoffnungen auf (viele) wilde Tiere zu treffen, da es sich bei Guarapari um einen beliebten Urlaubsort handelt wo es neben viel Sonne vor allem viele Strände und Restaurants gibt.
Doch in Brasilien kann man an jedem Ort und zu jeder Zeit ganz schnell überrascht werden.
So auch am ersten Morgen nach unserer Ankunft in unserer Pousada (Herberge).
Denn auf einer Mauer unter einem Baum kamen zwei kleine Affen auf einen Sprung vorbei.
Um genauer zu sein.
Es waren zwei kleine Affen, d.h. Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi).
Als sie mich entdeckten schauten sie zunächst neugierig in meine Richtung. Gleich danach verschwand einer der kleinen Affen wieder im Baum. Der andere kleine Affe blieb auf der Mauer stehen und schaute in meine Richtung.
Aber auch dieser kleine Affe schien es sich nicht wirklich auf der Mauer gemütlich machen zu wollen.
Ich setzte mich auf die Hängematte auf unserem Balkon und hoffte, dass ich die zwei kleine Affen noch möglichst lange beobachten konnte.
Haben sich bei meinem Besuch der Weißkopf-Büschelaffen auf dem Morro da Penha in Vila Velha doch noch zahlreiche Fragen ergeben. Wenn du den Artikel zu den Weißkopf-Büschelaffen auf dem Morro da Penha kennst, dann weißt du, dass diese kleine Affen laut IUCN nicht vom Aussterben bedroht sind, aber sie trotzdem ein sehr enges Verbreitungsgebiet haben. Sie kommen nämlich neben Espírito Santo nur noch in Bahía und Minas Gerais vor. Und sonst nirgendwo anders.
Normalerweise leben diese kleinen Affen in Gruppen von etwa zehn Individuen. Auf dem Morro da Penha sah ich auch tatsächlich eine Gruppe in etwa dieser Größe.
Doch an dem Morgen in Guarapari sah ich lediglich zwei von ihnen.
Als sich der Kleinere von ihnen aus dem Staub machte, dauerte es nicht mehr lange bis der andere ihm folgte.
So saß ich wieder alleine da.
Und wartete.
Vielleicht kommen die kleine Affen ja wieder zurück?
Am Himmel schien schon die Sonne, aber es war noch nicht so heiß.
Ich genoss den Morgen auf der Hängematte.
Doch die kleinen Affen kamen nicht wieder zurück.
So starteten wir den Tag um Guarapari für uns zu entdecken.
Mit gut 100.000 Einwohnern ist Guarapari für brasilianische Verhältnisse eine eher kleine Küstenstadt. Die Stadt ist nur knapp 60 Kilometer von Vitória entfernt und einfach mit dem Bus zu erreichen. Guarapari ist ein beliebter Urlaubsort unter den Brasilianern.
Die Strände sind umsäumt von einer Vielzahl an Hochhäusern.
Obwohl wir in einem März, also im brasilianischen Herbst, in Guarapari waren, waren die Strände am Praia do Morro sehr gut besucht.
Am Strand Praia do Morro kann man die Statue eines Blauen Marlins kaum verfehlen.
Der Blaue Marlin (Makaira nigricans) ist ein Raubfisch, der im Atlantik lebt. Er ist das Symbol für den Bundesstaat Espírito Santo geworden, da der Blaue Marlin eine große Bedeutung in der Fischerei hatte.
Laut IUCN ist der Blaue Marlin aber „gefährdet“ (englisch: „vulnerable“).
Nachdem wir die Statue des Blauen Marlins wieder verließen, suchten wir nach interessanten Wanderwegen.
Zunächst entfernten wir uns etwas vom Strand und setzten uns unter ein paar Bäumen.
Dort hatten wir auch noch eine etwas andere Sicht auf die Küstenstadt Guarapari.
Ich näherte mich nach einer kurzen Rast dem Wasser.
Dort sichtete ich dann zwei besonders attraktive Vögel.
Und zwar zwei Bronzekiebitze (Vanellus chilensis).
Mit seinem grauen Kopfgefieder und einem schwarzen Streifen vom Kopf bis zur Brust ist der Bronzekiebitz relativ leicht wiederzuerkennen.
Besonders hervor stachen bei mir auch seine himbeerroten Augen.
Laut IUCN ist der Bronzekiebitz nicht vom Aussterben bedroht und wird daher in der Kategorie „nicht gefährdet“ (englisch: „least concern“) geführt.
Der Bronzekiebitz hat laut IUCN ein sehr weites Verbreitungsgebiet.
Das erklärt auch warum ich während meiner Reise so vielen Bronzekiebitzen begegnet war.
So begegnete ich den Bronzekiebitzen schon in Itaúnas. Aber auch in Ubatuba in São Paulo und bei den Iguaçu-Wasserfällen in Paraná liefen mir Bronzekiebitze über den Weg.
Noch beeindruckt von den roten Augen, liefen wir weiter Richtung Parque Morro da Pescaria.
Bei dem Parque Morro da Pescaria handelt es sich um eine kleine grüne Oase am Rande der Küstenstadt Guarapari. Es führen Wege entlang des Meeres durch den Morro da Pescaria. Wie der Name „morro“ auf Portugiesisch schon andeutet, handelt es sich beim Morro da Pescaria um einen Hügel. Wege führen leicht auf und leicht wieder ab.
Auf unserem Weg begegneten uns immer wieder einzelne Rabengeier (Coragyps atratus), die ich schon auf dem Morro da Penha zahlreich angetroffen hatte.
Als wir die Hälfte des Morro da Pescaria umrundet hatten, sichteten wir die Ilha da Raposa auf der sich eine Kolonie Möwen befand.
Doch schnell bekam gleich ein ganz anderer Vogel meine vollste Aufmerksamkeit.
Und zwar ein Regenpfeifer.
So schnell wie er da war, so schnell war er aber auch wieder weg.
Er tauchte trotzdem immer wieder auf.
Sobald er uns jedoch sah, machte er sich schnell wieder davon.
Handelt es sich beim dem Regenpfeifer vielleicht um einen Amerika-Sandregenpfeifer (Charadrius semipalmatus)?
Besonders freute ich mich einen Seeigel anzutreffen.
Ich bin keine Seeigel-Expertin. Aber an was ich mich aus meinem Biologie-Studium sehr gut erinnere, ist, an was für harsche Umweltbedingungen Lebewesen angepasst sein müssen, die Ebbe und Flut ausgesetzt sind.
Durch die großen Schwankungen der Umweltbedingungen sind sie nämlich mal eher Süßwasser (Regen) und mal eher Salzwasser (Meer) ausgesetzt. Außerdem kann sich die Temperatur sehr stark ändern, so dass sie sowohl sehr hohe als auch sehr niedrigere Temperaturen aushalten müssen.
Nachdem wir den Seeigel wieder verließen, näherten wir uns einem kleinen Waldstück wo sich ein kleiner, aber geschlossener Imbissstand befand. Am kleinen Strandabschnitt badete eine Gruppe Brasilianer.
Insgesamt war der Parque Morro da Pescaria wenig besucht. Nur vereinzelt begegneten uns Menschen auf unserem Wanderweg, obwohl der Morro da Pescaria relativ klein ist. Geschätzt wanderten wir gute fünf Kilometer entlang des Meeres.
Als wir uns unter ein paar Bäumen in den Sand setzten, hörte ich ein Rascheln.
Es waren schon wieder Weißkopf-Büschelaffen!
Dieses Mal traf ich auf jeden Fall auf eine Gruppe kleine Affen. Doch hielten sich lediglich nur zwei von ihnen in meiner Nähe auf. Sie waren gerade unterwegs und sie machten keine Anzeichen, dass sie sich in den nächsten Minuten in den Bäumen unter denen wir saßen ausruhen wollten.
Einer der kleinen Affen klammerte sich an den Stamm eines Baumes.
Er schaute nach links.
Dann nach rechts.
Und dann direkt in meine Richtung.
Durch die hohen Kontraste zur Mittagszeit war ich mehr mit meiner Kamera beschäftigt als dass ich eine weitere Begegnung mit den Weißkopf-Büschelaffen genossen hätte.
Schon waren die kleinen Affen wieder weg.
Und ich ärgerte mich zu viel Zeit mit dem Einstellen meiner Kamera beschäftigt gewesen zu sein.
Sie zogen schnell weiter in unzugängliches Gebüsch.
Wir blieben noch ein paar Minuten im Schatten.
Und machten es dann den kleinen Affen nach.
Wir zogen weiter.
Schließlich erreichten wir den Weg, der uns wieder zurück zum Eingang führte.
Das erkannte ich an den Landschaften.
Der Weg führte uns wieder über Sand oder Stein.
Mal flach.
Mal etwas steiler hinab.
Für den Rest des Tages lebten wir nur noch in den Tag hinein ohne weitere Pläne für den Tag zu haben. Das war auch mal ganz schön. Denn das Reisen und das Suchen nach Tieren waren manchmal einfach auch anstrengend. So ruhten wir uns in Guarapari etwas aus bevor es mit unseren nächsten Tierbegegnungen weitergehen sollte.
Besonders freute ich mich schon auf die Weißbüschelaffen am Zuckerberg und vor allem auch auf die Goldenen Löwenäffchen in Silva Jardim. Das sind auch kleine Affen wie die Weißkopf-Büschelaffen.
Praktische Informationen
Anreise nach Guarapari
Mit dem Flugzeug
Guarapari hat kein Flughafen. Der nächstgelegene Flughafen Eurico de Aguiar Salles befindet sich in Vitória. Doch wird der Flughafen (noch) nicht von Europa aus direkt angeflogen. Aber es werden zahlreiche innerbrasilianische Flüge abgefertigt. Die nächsten internationalen Flughäfen befinden sich in Rio de Janeiro, São Paulo oder Belo Horizonte.
Mit dem Bus
Wir fuhren mit dem Busunternehmen Planeta von Vitória nach Guarapari. Von Vitória aus fahren regelmäßig Busse nach Guarapari. Es ist möglich bei Planeta direkt im Bus ein Ticket zu kaufen. Ein Ticket von Vitória aus nach Guarapari kostet in etwa 15 R$ pro Person. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde.
Der Busbahnhof in Guarapari liegt übrigens etwas außerhalb vom Zentrum und zwar in der Av. Gov. Jones dos Santos Neves, 10329 – Várzea Nova, Guarapari. Daher mussten wir ein Taxi vom Busbahnhof aus nehmen um zu unserer Airbnb-Unterkunft am Praia do Morro zu gelangen. Übrigens funktioniert auch Uber sehr gut in Brasilien. Da wir allerdings ohne mobiles Internet unterwegs waren, kam für uns Uber nur dann in Frage wenn jemand für uns ein Uber bestellen konnte.
Unterkunft
In Guarapari übernachteten wir in einer Pousada. Und zwar in der Pousada Mar e Mata in der Av. Celso Bastos Couto, 11 – Praia do Morro, 29216-110 Guarapari. Für zwei Nächte und zwei Personen bezahlten wir beim Mar e Mata 350 R$. Frühstück war inklusive.
Eigentlich buchten wir eine Unterkunft bei einer Brasilianerin über Airbnb. Leider fanden wir die Unterkunft nicht. Auch konnten wir bzw. die Nachbarn die Airbnb-Gastgeberin bei unserer Ankunft in Guarapari nicht kontaktieren. Wir waren in der richtigen Straße. Aber wir fanden nicht die Hausnummer. Anwohner kannten die Airbnb-Gastgeberin nicht. Wir entschlossen uns daher, eine Pousada zu suchen.
Im Nachhinein stellte sich dann allerdings heraus, dass ich nur eine Nummer der Hausnummer hatte. Ich orientierte mich an der Adresse auf der Rechnung. Leider war auf der Rechnung nur eine Nummer.
Leider hatten wir kein Handy bzw. keine SIM-Karte. Ich empfehle jedem in Brasilien und sowieso generell mit Handy zu reisen (wobei das wahrscheinlich sowieso jeder macht und wir die einzigen sind, die es nicht machten…). Ich hätte gerne selber noch ein paarmal mehr versucht, die Airbnb-Gastgeberin zu kontaktieren. Leider ist es aber nicht so einfach in Brasilien eine SIM-Karte zu bekommen. Wir brauchten einen Monat um an eine SIM-Karte zu gelangen (und das funktionierte dann übrigens nur über brasilianische Freunde).