Hätte ich mein Auslandssemester nicht an der University of Queensland gemacht und hätte ich nicht an dem Kurs „Australia’s Marine Environment“ teilgenommen, hätte ich wohl nicht die Möglichkeit gehabt Heron Island im Great Barrier Reef während meines sechs monatigen Aufenthalts in Australien zu besuchen.
Was wäre wenn…
… frage ich mich zwar immer wieder mal in den verschiedensten Situationen. Doch ist mir auch klar den Lauf der Dinge im Leben einfach mal so hinzunehmen wie er ist.
Warum sich so viele Gedanken machen?
Aber bei Heron Island war vieles einfach nur zu schön um wahr zu sein.
Kann es etwas noch Schöneres als Heron Island geben?
Ich hatte mich zwar auf das Great Barrier Reef gefreut, aber dass ich nach Heron Island so überwältigt bin, das hätte ich nicht erwartet.
Bei Heron Island handelt es sich um eine knapp 20 Hektor große Insel im südlichen Great Barrier Reef.
Da ich an einer Exkursion der University of Queensland teilgenommen hatte, musste ich für An- und Abreise nichts organisieren. Auch haben sich die Exkursionsleiter perfekt um Unterkunft und Essen für uns gekümmert.
Bei einer selbst organisierten Tour kann Heron Island von Gladstone aus mit der Fähre (oder mit einem Wasserflugzeug oder Helikopter) erreicht werden. Die Fahrt dauert ca. 2 Stunden und endet am Anlegesteg von Heron Island.
Auch wir als Uni-Kurs sind mit der Fähre von Gladstone aus angereist.
Da ich stets nach allem was sich bewegt Ausschau halte, entdeckte ich am Anlagesteg auf Heron Island auch schon die ersten wasserlebendenTiere.
Auch die ein oder andere Möwe hat es sich am Anlegesteg gemütlich gemacht.
Neben der Forschungsstation Heron Island Research Station gibt es noch das Heron Island Resort auf der kleinen Koralleninsel.
Das Heron Island Resort ist die einzige Übernachtungsmöglichkeit für Touristen auf der Insel. Dementsprechend teuer ist ein Aufenthalt auf Heron Island.
Für eine/n Studenten/in ist ein 5-tägiger Urlaub dort eine ziemlich teure Angelegenheit.
Aber die Zelthütten der Forschungsstation waren auch ziemlich in Ordnung.
Nach unserer Ankunft habe ich erstmal die Umgebung auf der Insel erkundet. Dabei ist mir vor allem dieser wunderschöne Vogel aufgefallen.
Bei diesem Vogel handelt es sich um den Weißkappennoddi (Anous minutus). Dieser Vogel und noch zwei weitere – der Keilschwanz-Sturmtaucher (Puffinus pacificus) und der Riffreiher (Egretta sacra) – bilden die größten Vogelpopulationen auf Heron Island.
Bei den Riffreihern auf Heron Island werden zwei Farbmorphen unterschieden. Das heißt, der eine ist dunkel und der andere hell.
Auch diese Vögel habe ich im Laufe unserer fünftägigen Exkursion antreffen können. Mal waren sie auf den Bäume…
… und mal im Wasser.
Bevor ich dann mit anderen Studenten die Tierwelt im Wasser erkundete, entdeckte ich noch eine Bindenralle (Gallirallus philippensis) versteckt neben einem Baum
Wir Studenten entfernten uns ein bisschen von der Insel um ein paar Tiere der australischen Meereswelt zu entdecken. Uns wurde es von den Forschern vor Ort erlaubt an Strandnähe das Riff zu erkunden. Aber man muss auch extrem aufpassen wohin man seinen Fuß setzt. Die Korallen dürfen auf keinen Fall zerstört werden. Daher ist auch Anfassen strikt verboten.
Im Wasser sahen wir eine Vielzahl an ungewöhnlichen Lebewesen.
Hilfreich war, dass wir ein Vergrößerungsrohr mitnehmen konnten mit dem wir die Unterwasserwelt genauer betrachten konnten.
Einfach nur beeindruckend was wir da so gesehen haben.
Am Abend war nach einem Strandspaziergang…
… wo ich noch diesen schönen Baum gesehen habe, früh Schluss.
Die Anreise war anstrengend und lang. Und morgen sollte es dann zum Schnorcheln gehen.
Auf das Schnorcheln war ich besonders gespannt. Für mich war es das erste Mal Schnorchen!
Am ersten Tag schwammen wir von Heron Island aus hinaus ins Meer. Doch später am Nachmittag und auch an den anderen Tagen ging es mit dem Boot hinaus ins Meer.
Ich war überwältigt von der Artenvielfalt an Fischen und Korallen. Ich wusste gar nicht wo hin schauen.
Neben den Fischen sahen wir auch Rochen, Schildkröten und Riffhaie.
Zugegeben. Bei dem Begriff Hai wurde mir etwas mulmig. Aber andererseits wusste ich auch, dass ich hier mit erfahrenen Exkursionsleitern unterwegs bin, die wissen wohin sie mit uns gehen.
Auf Fraser Island, wo ich an einer anderen Exkursion teilgenommen hatte, durften wir wegen den Tigerhaien nicht einmal mit unseren Füßen ins Wasser.
Da ich mit keiner Unterwasserkamera ausgestattet war, habe ich kein einziges Foto hier vorzuweisen.
Aber glaube mir. Es war einzigartig. An diese schönen Bilder werde ich mich noch lange erinnern können. Auch an die Bilder als wir während der Nacht schnorcheln gegangen sind.
Zwar konnte ich keine Fotos von den Tieren unter Wasser machen, aber ein paar von Land aus. Vom Anlegesteg aus sah ich zum Beispiel Rochen…
… Schildkröten…
… und sogar einen Riffhai.
Aber natürlich waren wir nicht nur beim Schnorcheln. Wir mussten uns auch in Gruppen aufteilen und an einer kleinen Forschungsaufgabe arbeiten.
In meiner Gruppen hatten wir die Aufgabe bekommen das Anti-Prädations-Verhalten von der Weißgefleckten Seegurke (Holothuria leucospilota) mit dem des Weihnachtsbaumwurms (Spirobranchus giganteus) zu vergleichen. Da die Daten vom Weihnachtsbaumwurm von unserem Tutor schon aufgenommen wurden, mussten wir im Riff nur nach den Seegurken suchen. Wenn wir eine gefunden hatten, mussten wir sie mit einem Stock berühren und messen wie lange es dauert bis sie sich von der Störung zurückzieht.
Die Forscher stellen sich diese Frage, weil das Anti-Prädations-Verhalten Aufschluss darüber gibt ob eine Art vielen natürlichen Räubern ausgesetzt ist und/oder wie stark eine Art von Menschen gestört wird. Bei einem schnellen Rückzug ist die Art höherem Stress durch Räuber und/oder Menschen ausgesetzt.
Wir gingen davon aus, dass sich die Seegurken schneller zurückziehen als der Weihnachtsbaumwurm, weil die Seegurken nicht in größeren Gruppen leben und somit mehr Gefahren ausgesetzt sind. Die Weihnachtswürmer leben dagegen in größeren Gruppen, so dass sich eine Gefahr auf mehrere einzelne Individuen verteilt…
Neben all dem Schnorcheln und den Aufgaben, die wir zu erledigen hatten, blieb auch immer wieder Zeit an den Strand zu gehen wo sich auch der ein oder andere Vogel wie der Steinwälzer (Arenaria interpres) aufgehalten hat.
Besonders schön waren auch die Spaziergänge am Morgen mit den anderen Studenten.
Die Farben wechselten von Minute zu Minute immer mehr.
Mit dem Aufgang der Sonne wurden die Farben immer wärmer…
… bis die Sonne dann komplett am Horizent erschienen ist.
Und am Tage beeindruckten mich die blau-grünen Farben des Meeres.
Was ich auf Heron Island allerdings verpasst hatte, das waren die Buckelwale. Im australischen Winter besuchen jedes Jahr Buckelwale die Gewässer um Heron Island.
Wir waren noch im Herbst dort. Daher gab es keine Buckelwale für uns zu sehen.
Das ist aber nicht so schlimm. Dafür habe ich andere (nicht weniger bemerkenswerte) Lebewesen auf und um Heron Island entdecken und bewundern können.