Nach einer sehr schönen, aber doch eher anstrengenden Woche in der Großstadt Melbourne war mein nächstes Ziel Phillip Island in Australien. Warum? Ich wollte Pinguine beobachten. Als ich im Melbourner Hostel erzählt habe, dass ich 3 Tage auf Phillip Island verbringen möchte, haben alle nur mit dem Kopf geschüttelt. „Was willst du denn so lange auf Phillip Island?“ und „Außer Pinguine gibt es dort doch nichts zu sehen“ waren die Antworten auf meine Reisepläne. Doch ich war fest davon überzeugt, dass Phillip Island in Australien ein ganz besonderer Ort ist. Zu Recht kann ich jetzt im Nachhinein sagen. Ich hatte einfach kein Interesse eine eintägige organisierte Tour von Melbourne aus zu buchen. Zwar habe ich in Australien auch hin und wieder eine Tour gebucht, aber Phillip Island wollte ich alleine erkundigen. Manchmal genieße ich es einfach selber entscheiden zu können wie lange ich wo bleibe.
Auf Phillip Island war ich nicht nur von der Tierwelt begeistert, sondern auch von der Gastfreundlichkeit der Australier. Schon auf der Fahrt von Melbourne nach Phillip Island in einem kleinen Van habe ich nette und gastfreundliche Menschen kennengelernt. Ich kam mit einem älteren Ehepaar, Max und Mary, ins Gespräch. Die beiden waren so begeistert, dass ich alleine ihre wunderschöne Halbinsel besuche, so dass sie mich für den nächsten Tag gleich zum Abendessen eingeladen haben. Außerdem wollte Max mir am gleichen Tag noch Wallabys zeigen. Ich wurde von den beiden wirklich sehr herzlich auf Phillip Island willkommen geheißen.
Doch für mich ging es nach der Ankunft erstmal noch ins Hostel. Auch dort ist mir die sympathische und ehrlich freundliche Gastfreundschaft aufgefallen. Da ich einen Schlafplatz in einem Mehrbettzimmer gebucht hatte, aber die Hostelbetreiber mich nicht in eine Gruppe Italiener die zum Weltjungendtag nach Australien gekommen waren stecken wollten, haben sie mir eine kleine Hütte für mich ganz alleine bereit gestellt. Wow. Nur am dritten Tag habe ich die Hütte dann mit einer netten Amerikanerin geteilt.
Wallabys
Nach meiner Ankunft im Hostel und ein wenig Ausruhen bin ich dann gleich zu Max und Mary. Nachdem sie mir ihr wunderschönes Haus gezeigt und einige Geschichten von anderen Reisenden, die schon auf Phillip Island in Australien waren, erzählt hatten, bin ich zusammen mit Max in seinem Truck auf Wallaby-Suche gegangen. Als Einheimischer wusste er natürlich am Besten wo die Wallabys aufzufinden waren. Wir haben sowohl Gruppen von Wallabys gesehen als auch einzelne Tiere. Sie waren insgesamt viel scheuer als die Wallabys die ich zuvor schon gesehen hatte. Vielleicht liegt es ja daran, weil die Wallabys keine Touristenströme gewohnt sind? Ich war dennoch sehr dankbar einen kurzen Blick in das Leben wildlebender Wallabys bekommen zu haben.
Cowes auf Phillip Island
In den darauffolgenden Tagen habe ich die Insel näher erkundet, sowie auch den kleinen Ort Cowes. An einem Tag habe ich am Anlegesteg sogar noch eine Robbe angetroffen. Sie wirkte zwar entspannt, aber auch etwas alleine gelassen. Vielleicht brauchte sie einfach auch mal etwas Ruhe vom Leben in der Kolonie sowie ich Ruhe von der Großstadt?
Mit dem Fahrrad unterwegs
Die Insel habe ich mit dem Fahrrad erkundet. Zwar war das Wetter am Anfang sehr bescheiden, aber das hat mich dennoch nicht vom Fahrrad fahren abgehalten. Es hat sich definitiv gelohnt. Phillip Island ist nicht nur wegen den Pinguinen, sondern auch wegen seiner wunderschönen Landschaften einen Besuch wert! Und das Wetter war glücklicherweise nur am Anfang regnerisch.
Auch Farmtiere wie Alpacas, Kühe oder Schafe prägen die Landschaft auf Phillip Island.
The Nobbies
Für wunderschöne Spaziergänge ist vor allem der Westen der Halbinsel rund um The Nobbies zu empfehlen. Grüne Landschaften und ein tosendes Meer prägen die Region um The Nobbies. Berühmt ist vor allem die Meereshöhle „Blowhole“. Ich hätte dort Stunden dem Meer zuschauen können…
Strände
Während dem Fahrradfahren „musste“ ich immer wieder anhalten, weil mich die Strände auf der Halbinsel immer wieder zum Spazierengehen eingeladen hatten.
Swan Lake
Ein unerwartetes Highlight meiner Phillip-Island-Erkundung war der Swan Lake, aber auch die naheliegende Sumpflandschaft. Um den Swan Lake zu erreichen musste ich zunächst durch einen Eukalyptus-Wald wandern. Tierbeobachter können dann am Swan Lake von einer kleinen Hütte aus unauffällig in das Leben der schwarzen Schwäne blicken.
Das Sumpfgebiet ist wie der Swan Lake bequem zu Fuß zu erreichen.
Auf der Aussichtsplattform der Sumpflandschaft habe ich sogar zwei für Australien typische Vögel gesehen. Nämlich den Dornastrild (Neochmia temporalis) und den Prachtstaffelschwanz (Malurus cyaneus). Ich machte mich so leise und unauffällig wie möglich um sie möglichst lange beobachten zu können.
Zwergpinguine auf Phillip Island
Das eigentliche Ziel von Phillip Island – die Zwergpinguine – habe ich trotz der Schönheit der Insel natürlich nicht aus dem Auge verloren. Ich war mehr als gespannt auf die „Pinguin Parade“. Doch um was geht es bei dieser „Pinguin Parade“?
Die Zwergpinguine (Eudyptula minor) gehen tagsüber zum Fischen raus aufs Meer. Kurz vor Sonnenuntergang kommen sie wieder an Land (aber nicht alle) und watscheln in ihre Höhlen in den Sanddünen zurück. Dabei können die Besucher die Pinguine von einer Plattform aus beobachten. Entlang eines Holzweges können die Besucher die Pinguine sogar noch näher in ihre Höhlen zurücklaufen sehen. So sehr ich die „Pinguin Parade“ genossen habe und diese Art der Tierbeobachtung unterstützen möchte, habe ich Bedenken diese Art des Tourismus noch weiter auszubauen. Ich war im Jahr 2008 auf Phillip Island und es gab zu der Zeit zwei kleine Beobachtungstribünen. Doch hat der Präsentator damals schon erwähnt, dass Pläne bestehen die „Pinguin Parade“ noch weiter auszubauen und größer zu machen. Ich sehe das eher mit gemischten Gefühlen, dass große Touristenströme auf die Insel kommen sollen. Aber dennoch sind die Betreiber der „Pinguin Parade“ sehr darauf bedacht, dass die Pinguine von den Besuchern nicht gestört werden. Zum Beispiel wurde jedem Besucher vor der „Pinguin Parade“ die Kamera abgenommen, da die Zwergpinguine sehr empfindliche Augen haben und das Licht der Kamera ihre Augen schaden können.
Zwergpinguine gehören zu den kleinsten Pinguinen von den insgesamt 17 verschiedenen Pinguinarten. Sie sind durchschnittlich 33cm groß und wiegen lediglich 1kg, wobei Männchen etwas schwerer sind als Weibchen. Zwergpinguine brüten in Kolonien im südlichen Australien und Neuseeland. Schätzungsweise gibt es etwa 32.000 brütende erwachsene Zwergpinguine auf Phillip Island. Die weltweite Population wird auf eine Million geschätzt. Sie verbringen bis zu 80% ihres Lebens auf Nahrungssuche im Meer. An Land kommen sie zur Mauser, brüten und/oder ziehen ihre Jungen auf. Natürlich kommen sie auch an Land um eine Pause einzulegen. Sie können nämlich bis zu einem Monat im Meer sein.
Leider sind die Pinguine zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Dazu zählen neben Überfischung, Meeresverschmutzung auch eingeführte Tiere wie beispielsweise Füchse. Das Problem mit den Füchsen gibt es nicht nur auf Phillip Island. Ein weiterer Ort wo Zwergpinguine von eingeführten Füchsen erbeutet werden, gehört Middle Island – eine Insel in der Nähe von Warrnambool. Dort wurden Hunde eingesetzt um die Pinguine vor den Füchsen zu schützen. Die Geschichte mit den Hunden und Zwergpinguinen auf Middle Island wurde sogar verfilmt (Oddball).
Neben den Füchsen sind auch Hasen eingeführte Arten in Australien. Sie haben zwar keinen direkten negativen Einfluss auf die Zwergpinguine, aber sie gelten auf Phillip Island wie die Füchse als „Pest“ und sind bei den Bewohnern eher unbeliebt. Sie konkurrieren mit den einheimischen Arten um Nahrung und zerstören die australische Vegetation. Hier auf Phillip Island traf ich daher direkt auf die Frage, was ist wichtiger? Tierschutz oder Natur/Artenschutz?
Max und sein bester Freund gehen regelmäßig in den Abendstunden mit ihren Hunden auf Hasenjagd. Ich wurde gewarnt, dass es grausam sein wird. Aber ich ging mit. Sobald Max und sein Freund einen Hasen gesehen hatten, ließen sie ihre Hunde los. Und ja, es war grausam mit anzusehen wie die beiden Hunde nach Hasen jagten und sie töteten. Es war grausam! Dennoch konnte ich Max und sein Freund für das was sie taten nicht verurteilen. Sie machen es nicht zum Vergnügen. Nicht aus Spaß Tiere zu töten. Viele Tiere, die nur in Australien vorkommen, sind wegen eingeführter Arten bedroht. Um diese vorm Aussterben zu schützen, müssen eingeführte Arten „beseitigt“ werden. Für mich ist es ein Dilemma und mir würde es extrem schwer fallen, Tiere zu töten um damit vom Aussterben bedrohte Tiere zu retten. Trotzdem frage ich mich: Gibt es da nicht irgendwelche andere Methoden einheimische Arten zu schützen?
Auch wenn mich die Sache noch weiter beschäftigt hatte, an meinem letzten Tag auf Phillip Island hatte ich noch das Glück einen wunderschönen Sonnenuntergang zu sehen. Lebhafte und aufgeweckte Möwen „drängten“ sich vor meine Kamera. Schön. Ich denke immer noch gerne an meine kurze Zeit auf Phillip Island in Australien zurück und wünsche mir diesen atemberaubend schönen Ort nochmals in meinem Leben besuchen zu können.