In diesem Blogbeitrag nehme ich dich mit in die Hohe Tatra. Denn dort kann man in der Slowakei viele Tiere beobachten. Doch zu allererst ein bisschen etwas zu meinem Hintergrund, damit du besser verstehen kannst wie ein Belgier zur slowakischen Natur kam. Es begann im Jahr 2012. Ich nahm dort an einem Projekt teil, bei dem man im Schnee nach Tierspuren suchte. Einige Jahre später fragte ich mich dann, wie die Slowakei wohl im Sommer ist? Im darauffolgenden Sommer war ich dann auch schon wieder unterwegs dorthin... Daher möchte ich dir hier meine Tierbeobachtungsabenteuer in der Hohen Tatra in der Slowakei vorstellen.
Die Hohe Tatra in der Slowakei
Das Hochgebirge der Hohen Tatra gehört zum höchsten Gebirge der Karpaten und erstreckt sich entlang der slowakischen und polnischen Grenze. Die höher gelegenden Regionen der Hohen Tatra sind durch Bergwiesen charakterisiert. Neben einer artenreichen Flora, ist dieses Hochgebirge auch ein Lebensraum für zahlreiche Tiere wie Gämsen und Murmeltiere, aber auch Braunbären, Wölfe und Luchse geworden. In den niederen Regionen leben außerdem noch Rothirsche und Rehe.
Tiere beobachten in der Hohen Tatra
Ich hatte ein paar Ziele was das Beobachten der Tiere in der Hohen Tatra anging. Ich wollte nach Gämsen und Murmeltieren suchen. Die Gämsen in der Hohen Tatra ist eine Unterart der Gämse und lässt sich näher in die Tatra-Gämse (Rupicapra rupicapra tatrica) bestimmen. Die Tatra-Gämse lebt nur in der Hohen Tatra, vor allem oberhalb der Baumgrenze in der alpinen Zone. Da ich auch Braunbären sehen wollte, besuchte ich die Slowakei im Spätsommer. Während der Beerenzeit schauen nämlich einige Bären in diesen alpinen Regionen vorbei, um sich an den Beeren satt zu fressen. Dann lasst mich doch gleich davon erzählen, welche Tiere ich tatsächlich beobachten konnte...
Gämsen und Murmeltiere in der Hohen Tatra
Gämsen und Murmeltiere leben in den höheren Regionen der Hohen Tatra. Meine Wanderung konzentrierte sich auf das Belianske Tatry Gebirge. Ich begann meine Wanderung im Wald, lief durch die Kiefernwaldzone (1500-1800m) und traf dann letztendlich in der alpinen Bergwiesenregion ein. Im ersten Abschnitt meiner Wanderung legte ich keine Pause ein. Denn ich wollte so viel Zeit wie möglich weiter oben in den Bergen verbringen.
Als ich die offenen Landschaften erreichte, sehnte ich mich nach einer Pause. Ich nahm mein Fernglas und schaute mich um. Schon bald entdeckte ich eine Gruppe von acht Gämsen. Unter ihnen war sogar eine ganz kleine Gämse dabei. Ich war erleichtert, schon so schnell Tiere beobachten zu können. Ich verbrachte dort recht viel Zeit. Wahrscheinlich lag das auch ein bisschen daran, weil ich mich zu sehr angestrengt hatte, die Hohe Tatra rasch hochzulaufen. Nimm dir also etwas Zeit, wenn du bis zur alpinen Region hochwanderst. Ich nahm noch ein paar Fotos auf und genoss die Anwesenheit der Gämsen. Nach einer Weile entdeckte ich sogar noch mehr von ihnen. Sie waren zwar noch weiter oben, aber dafür noch näher am Wanderweg.
Als ich mich aufmachte, weiter nach oben zu der anderen Gämsen-Gruppe zu wandern, hörte ich einige Pfiffe. Ich nahm an, Warnrufe der Murmeltiere gehört zu haben. Ich war in meinem Element, von so vielen Tieren umgeben zu sein. Nichtsdestotrotz, die zweite Gämsen-Gruppe war um einiges größer als die erste. Ich zählte zwanzig Tiere. Sie schienen den Wanderweg für Touristen nicht wahrzunehmen. Sie machten einfach mit dem weiter was sie wohl sonst auch immer machten: grasen und rasten. In der zweiten Gruppe waren auch ein paar Jungtiere. Manchmal liefen sie einander hinterher, wahrscheinlich um sich für die Brunftzeit später im Jahr vorzubereiten.
Die Gämsen bekamen all meine Aufmerksamkeit. Aber dann sah ich in der Nähe der Gämsen-Gruppe sich irgendetwas bewegen. Ein Murmeltier schaute vorsichtig aus seinem Bau. Wie konnte ich das zuvor nur übersehen haben! Jetzt richtete ich meine Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Murmeltiere. Ich versuchte mich langsam umzuschauen und entdeckte tatsächlich drei Murmeltiere, die außerhalb ihres Baus saßen. Eines der Murmeltiere aß Gras auf der Wiese. Es war ein tolles Erlebnis, diese Tiere beobachten zu können.
Da ich mich einige Zeit dort aufhielt, hatten mich wahrscheinlich schon all die anderen Wanderer, denen ich begegnet war, überholt. Jeder hat wohl ein anderes Ziel in der Hohen Tatra.
Tipp: Nimm dir ruhig etwas Zeit in der alpinen Zone. Suche mit deinem Fernglas die Landschaft ab und achte auf Tiergeräusche, um deine Chancen zu erhöhen, sowohl Gämsen als auch Murmeltieren zu begegnen.
Als ich wieder nach unten wanderte, hielt ich immer wieder mal an, um die Wiesen abzusuchen. Ich konnte noch ein paar weitere Gämsen beobachten, aber sie waren zu weit oben. Viele der Wanderer schaute mich etwas verwundert an, da sie nicht wussten auf was ich denn mit meinem Fernglas schaute. Ein Wanderer war sogar fasziniert, dass ich mich anstrengte, die Abhänge nach kleinen Punkten abzusuchen. Ich erzählte ihm, dass ich ein Tourist aus Belgien wäre. Daher fing er auch gleich an, mir mehr über die Geschichte der Region zu erzählen. Anscheinend war diese Region der Hohen Tatra früher ein Jagdgebiet für reiche Leute. Laut den Erzählungen brachten diese Leute sogar Löwen dorthin. Aber er stellte sofort klar, dass es in der Hohen Tatra keine Löwen mehr gibt. In der Nähe meines Start- und Zielpunktes für die Wanderung in Tantraská Javorina gibt es immer noch eine Lodge (Hohenlohe), die auf das Jagen ausgerichtet ist. Anscheinend gibt es dort auch eine Trophäen-Ausstellung. Aber ich ging nicht dorthin.
Was für ein Tag! Ich war zufrieden, dass ich so viele Tiere beobachten konnte. Ich war erwarungsvoll, noch mehr Tiere in dieser Region zu beobachten.
Bären beobachten in der Hohen Tatra
Die Gämsen und die Murmeltiere waren eine Aufwärmung für mein nächstes Abenteuer und der zweite Teil meiner Tierbeobachtungen in der Hohen Tatra. Ich wollte versuchen, noch ein paar Braunbären zu beobachten. Ein Freund erzählte mir von einem Tal wo die Chancen sehr gut stehen, Bären zu finden. Es war schon Ende August. Also eine gute Zeit dort Bären zu beobachten. September wäre sogar noch etwas besser für die Bärenbeobachtung gewesen. Während dieser Zeit bereiten sich die Bären nämlich auf den Winter vor indem sich sich von den Beeren ernähren.
Mein Freund ist außerdem ein Naturguide und diese Exkursion war eine Art Test für ihn wie gut es läuft, Bären zu beobachten. Er weiß sehr viel über Bären und er wollte diese Exkursion organisieren, um sich weiter auf Bäreninformationen und Bärengeschichten zu fokussieren. Natürlich wäre eine Bärenbeobachtung für so eine Tour das Beste was passieren kann.
Wir hatten die Idee, elektrische Fahrräder zu mieten, so dass wir uns voll und ganz auf die Natur- und Tierbeobachtungen konzentrieren konnten. Wir waren auf dem Weg zu einem Ort, der Podbanské hieß.
Wir nahmen unsere E-Bikes und waren sehr froh darüber, auf diese Art und Weise die Natur zu entdecken. Wir hatten hohe Erwartungen, die Bären zu beobachten. Schon sehr früh enteckten wir ein Schild, das darauf hinwies, dass dort Bären zu beobachten sind. Schließlich entdeckten wir Kot eines Bären. Das konnte nicht Kot von einem anderen Tier sein, weil die dunkelblaue Substanz und die nicht verdauten Beeren auf Bärenkot hinwiesen.
Entlang des Weges hielten wir an einigen Aussichtspunkten an. Von diesen Aussichtspunkten aus bekamen wir einen sehr guten Ausblick über die alpine Zone. Wir waren mit Ferngläsern und Teleskopen ausgestattet. Es dauerte bis wir was sahen, aber schließlich entdeckten wir etwas weiter oben in den Abhängen. Es war ein großes braunes Tier... Es ließ sich uns zeigen und begann, Beeren zu fressen. Natürlich handelte es sich bei diesem Tier um einen Braunbären.
Ich genoss die Aussicht auf den Bären. Ich mag diese Art Tiere zu beobachten sehr, da man auf diese Art und Weise die Tiere nicht stört. Auf einmal flüsterte mein Freund: „Sam, da ist noch ein anderer Bär viel näher“. Diese Tierbeobachtung brachte ein weiteres Lächeln auf mein Gesicht. Da war tatsächlich ein zweiter Bär, welcher sich fast unten im Tal aufhielt. Wahrscheinlich konnte der Bär uns riechen, aber er schenkte uns nicht viel Aufmerksamkeit. Er fuhr mit dem Fressen der Beeren einfach fort.
Es wurde schließlich immer dunkler. Da wir nicht in totaler Finsternis nach unten radeln wollten, entschlossen wir uns, mit dem Tiere beboachen für den Tag aufzuhören. Außerdem wollten wir auch keinem Bären in der Dunkelheit begegnen. Sicherheit geht immer vor.
Tipp: Apropos Sicherheit. Die Bären werden deine Anwesenheit wohl wahrnehmen, aber dich eher meiden. Ein Bärenspray könnte eine Art Vorsichtsmaßnahme sein, vor allem wenn du dich regelmäßig in einer Region aufhälst, wo Bären zu finden sind.
Der Braunbär
Der Braunbär (Ursus arctos) gehört neben dem Wolf und dem Luchs zu den drei größten Raubtieren in der Slowakei. Bevor sie in Winterruhe gehen, müssen sich die Bären ein Fettpolster anfressen. Im Herbst ist die (halb)alpine Zone mit Beeren bedeckt. In dieser Jahreszeit sind die Bären hauptsächlich Vegetarier und können daher vor allem in der Nähe dieser Beeren beobachtet werden. Die Berge der Hohen Tatra sind eine Hochburg für Bären in der Slowakei.
Praktische Informationen für das Tiere beoachten
Unterkunft
Während meiner letzten Reisen in die Slowakei übernachtete ich im Bear Tracker Inn - einer Pension, die von meinem Freund und Biologe Jan Barilla geführt wird. Von dieser Pension aus ist es nicht mehr weit zu vielen Nationalparks und der Hohen Tatra. Auch das Slowakische Paradies ist in der Nähe. Jan bietet einige geführte Touren an, unter anderem auch diese Bärentour.
Anreise
Ich bevorzuge auf eine ökologisch verträglichere Art und Weise zu reisen. Poprad ist ein Ort, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist. Es gibt mehrere Möglichkeiten anzureisen. Das letzte Mal nahm ich einen Nachtzug von Brüssel aus nach Wien (und einen weiteren Zug bis nach Poprad). Am kostengünstigsten ist es wohl mit dem RegioJet oder Flixbus. Beide haben eine Verbindung bis nach Poprad.
Ich bin Sam Puls, ein belgischer Biologe. Auf meiner Webseite Wildlife Impulse teile ich Reiseberichte und versuche über den Blog und über Videos die Aufmerksamkeit auf den Artenschutz zu erhöhen. In Belgien gebe ich Workshops zum Thema Kamerafallen und das Lesen von Tierspuren. Ich arbeite mit einer slowakischen Nichtregierungsorganisation zusammen, um den Naturtourismus mit der Forschung (Naturexkursionen in der Slowakei) zu verbinden. Falls ich dein Interesse geweckt habe, schaue gerne mal auf meinen Seiten vorbei.
Dankeschön Sam für deine Eindrücke beim Tiere beobachten in der Hohen Tatra! Falls du auch Interesse an einem Gastartikel hast und von deinen Tierbeobachtungen hier auf diesem Blog berichten möchtest, schreibe mir einfach eine E-Mail an info@wildlife-travel.com oder kontaktiere mich über das Kontaktformular.
So, so in einem meiner lieblingsgebirge gibt es nach dem gross Raum brasov und poina brasov auch braunbären. Ist gut zu wissen, denn ich bin einmal im jahr neben brasov in der herrlichen hohen Tatra. Habe bis jetzt noch kein braunbär Sichtungserlebnis natürlich auf Abstand gehabt. Auch nicht in Rumänien. Muß aber eine atemberaubendes erlebniss sein.
Vielen lieben Dank Helge für deinen Kommentar! 🙂
Ich wünsche dir für deinen nächsten Aufenthalt in der Hohen Tatra ganz viel Erfolg bei der Braunbärsichtung. Bei Wildtieren weiß man leider nie wann sie auftauchen. Aber genau das ist ja immer das Spannende. Dann freut man sich bei einer Sichtung umso mehr 😉
Liebe Grüße,
Tanja
Im September 2021 bekam ich Braunbären an der Südrampe der Transfogarascher (Rumänien) zu sehen. Die Bären saßen am Straßenrand und warteten augenscheinlich darauf, dass ihnen etwas zu Futtern aus den im Schritttempo vorbeifahrenden Autos zugeworfen wird. Na ja, nicht gerade das Naturerlebnis, welches man den Menschen (und besonders den Bären) wünscht. Aber offenbar fast Alltag dort.
Hallo Jens,
vielen Dank für deinen Kommentar und das Teilen deiner Eindrücke! Ich hoffe, dass die Bären trotz des Futters, das sie von den Menschen bekommen, nicht verlernen, selber nach Nahrung zu suchen. Ich frage mich auch gerade, ob es erlaubt ist, die Tiere dort zu füttern? Andererseits habe ich selber schon die Erfahrung gemacht, selbst wenn überall Schilder hängen, Wildtiere an einem Ort nicht zu füttern, werden sie sogar mit ungesunden Sachen wie Keksen oder Chips gefüttert! Ich hoffe, dass den Bären dort das nicht angetan wird…