Gewöhnliche Schweinswale sind die einzigen heimischen Wale in Deutschland. Sie sind sehr scheue Tiere und daher nicht so bekannt wie die Großen Tümmler oder andere Delfine. Doch mit etwas Glück begegnet man dem ein oder anderen Schweinswal bei einer Bootstour in der Ostsee. Ich machte so eine Bootstour in der Flensburger Förde mit. In diesem Blogbeitrag geht es daher um diese Bootstour, aber auch um all die Bedrohungen, denen der Schweinswal in der Ostsee ausgesetzt ist.
Eine Reise zu den Schweinswalen beginnt...
Die MS Flora II steht startklar im Hafen der Flensburger Förde. Ich und elf weitere Personen haben auf dem kleinen Boot schon Platz genommen. In wenigen Minuten soll es losgehen.
Zu den Schweinswalen.
Der Himmel ist bewölkt, aber ein paar Sonnenstrahlen schaffen es doch immer wieder mal durch die dicke Wolkendecke durch. Es ist etwas windig.
Falls es uns zu kühl wird, dürfen wir uns auf dem Boot mit den Decken zudecken.
Im Hafen der Flensburger Förde ist es an dem späten Nachmittag noch sehr geschäftig.
Aber so richtig wahr nehme ich das geschäftige Treiben nicht mehr. Denn meine Gedanken sind ganz woanders.
Werden wir heute die Schweinswale sehen?
Frage ich mich immer wieder.
Vielleicht.
Vielleicht aber auch nicht.
Ich hoffe es sehr, dass wir sie heute sehen.
Vor unserer Abfahrt schalte ich noch mal all die Stimmen neben mir kurz aus und denke nach.
Es wäre für mich heute eine Premiere. Ich habe noch nie Schweinswale zuvor gesehen. Delfine ja. Wale auch. In Australien, Südafrika, Brasilien, Slowenien und Spanien. Aber Schweinswale? Und das auch noch in Deutschland? Nein. Noch nie.
Tipp: Es gibt einen Wanderweg in der Flensburger Förde, der entlang des Wassers bis nach Kappeln führt. Der Name des Wanderweges ist Fördesteig und hat eine Länge von über 90 Kilometern. Entlang des Weges findet man auch Informationen über den Schweinswal, da man die Meeressäugetiere anscheinend auch immer wieder von Land aus sehen kann.
Die Gewöhnlichen Schweinswale
Schweinswale (Phocoenidae) gehören neben neun weiteren Familien (darunter u.a. auch die Delfine/Delfinidae oder die Pottwale/Physeteridae) zu den Zahnwalen. Weltweit gibt es heute noch sieben verschiedene Arten von Schweinswalen. Der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) ist einer von ihnen.
Der Gewöhnliche Schweinswal lebt in der Nord- und Ostsee, aber er kommt auch noch weiter oben im Nordatlantik vor. Darüber hinaus findet man ihn auch im westlichen Nordafrika, im östlichen und westlichen Nordamerika, im Schwarzen Meer sowie in asiatischen Gewässern des Nordpazifiks.
In der Ostsee gibt es zwei Schweinswalpopulationen. In der dänischen und schleswig-holsteinischen Ostsee und eine weitere in der zentralen und östlichen Ostsee. Es gibt keine verlässlichen Zahlen, aber man schätzt, dass die westliche Population noch ein paar Tausend Tiere umfasst, während es in der östlichen Population nur noch wenige Hundert Schweinswale geben soll.
Als Art hat der Schweinswal also eine recht weite Verbreitung, aber es geht nicht allen Populationen gleich gut.
Im Gegensatz zum Kalifornischen Schweinswal, dem Vaquita, der nur in den Gewässern vor Baja California lebt und von dem es aktuell nur noch zehn (!) Tiere geben soll (Stand Juli 2019), geht es dem Gewöhnlichen Schweinswal vergleichsweise noch gut.
Das bedeutet allerdings nicht, dass man sich über den Gewöhnlichen Schweinswal keine Sorgen machen müsste.
Denn die in der östlichen Ostsee lebenden Schweinswale umfassen vermutlich nur noch etwa 300 Tiere. Da sich diese Schweinswale nicht mit anderen Schweinswalen genetisch austauschen, muss diese Population besonders geschützt werden.
Zum Vergleich.
Vor etwa 15 Jahren gab es von dem Vaquita noch etwa 200 Tiere. Und jetzt sind es nur noch 10.
Es kann also sehr schnell gehen, dass eine Schweinswalpopulation ausstirbt.
Wichtig zu erwähnen hier ist auch noch, dass Schweinswale Küstengewässer bevorzugen. Das heißt also, dass sich der Lebensraum der Gewöhnlichen Schweinswale sehr häufig mit dem der Menschen überschneidet. Daher sind Gewöhnliche Schweinswale besonders vielen Bedrohungen, die durch den Menschen verursacht werden, ausgesetzt.
Mehr zu den Bedrohungen weiter unten.
Äußerlich betrachtet kann man den Gewöhnlichen Schweinswal von einem Delfin wie beispielsweise den Großen Tümmler durch seine Kopf- und Körperform unterscheiden. Gewöhnliche Schweinswale haben einen eher runden Kopf mit einer stumpfen Schnauze.
Mit weniger als 2 Metern sind sie außerdem viel kleiner als die meisten Delfine.
Ihre Rückenfinne ist dreieckig mit einer stumpfen Spitze. Außerdem sind sie auf dem Rücken dunkel gefärbt, während ihre Bauchseite immer hell ist.
Gewöhnliche Schweinswale sind eher scheue Tiere und daher schwierig zu beobachten. Sie leben in kleinen Gruppen mit weniger als 10 Tieren, oft sind es zwischen 2 und 8 Tieren. Im Gegensatz zu den Großen Tümmlern sind sie weniger akrobatisch und zeigen nicht so viel von sich an der Wasseroberfläche.
Eines muss man bei der Beobachtung von Schweinswalen und generell bei wilden Tieren in der Freiheit immer mitbringen: Geduld.
Am besten geht man ganz ohne Erwartungen auf so eine Tour. Denn man braucht neben Geduld vor allem auch noch Glück.
Tipp: Möchtest du noch mehr über die Schweinswale wissen? Eine sehr informative Seite über die Schweinswale findest du auf der englischsprachigen Internetseite Animal Diversity. Dort gibt es generell zahlreiche Informationen über Tiere.
Eine Hafenrundfahrt in der Flensburger Förde
Um 18 Uhr ist es schließlich soweit.
Die MS Flora II verlässt den Hafen und bringt uns hinaus in die Flensburger Förde bis zur dänischen Küste.
Denn dort soll es in letzter Zeit besonders viele Schweinswale gegeben haben.
Hoffentlich haben wir heute Glück.
Ich versuche meine Erwartungen so klein wie möglich zu halten.
Meine Kamera habe ich aber trotzdem schon mal vorbereitet.
Vorsichtshalber.
Der Himmel hat sich weiter geöffnet und ein paar wenige Sonnenstrahlen hüllen die umliegenden Landschaften in ein warmes Licht.
Begleitet wurde die Tour zu den Schweinswalen in der Flensburger Förde von einer Mitarbeiterin des NABUs.
Warum werden Touren zu den Schweinswalen in die Flensburger Förde angeboten?
Wann und wo sind die Schweinswale am besten zu sehen?
Und welchen Bedrohungen sind sie ausgesetzt?
Das waren die zentralen Themen unserer Tour.
Da es sich bei dem Schweinswal um ein sehr scheues Meeressäugetier handelt, das darüber hinaus nur wenige kennen, benötigt der Schweinswal in der Ostsee mehr denn je Aufmerksamkeit.
Damit es ihm nicht genauso ergeht wie dem Vaquita in Baja California.
Wenn man sich nämlich manch politische Entscheidung ansieht, könnte es tatsächlich bald so sein. Darum ist es genau jetzt so wichtig, eine Lobby für den Schweinswal aufzubauen.
Und warum nicht mit einer Schweinswaltour in der Flensburger Förde?
Die Flensburger Förde wird von den Schweinswalen in den Sommermonaten aufgesucht, da sie sich während der Kalbungszeit besonders gern in flachen Küstengewässern aufhalten. So auch in der Flensburger Förde.
Die Touren in der Flensburger Förde zu den Schweinswalen gibt es noch nicht so lange. Außerdem werden die Touren von Ehrenamtlichen durchgeführt. Es steht bei diesen Schweinswaltouren also nicht der Profit im Vordergrund. Sondern die Öffentlichkeitsarbeit. Der Gewöhnliche Schweinswal in der Ostsee benötigt mehr Menschen, die sich für ihn begeistern und ihn schützen wollen.
Da der Schweinswal so scheu ist und sich nicht so gern verspielt an der Wasseroberfläche zeigt, ist es etwas schwieriger die Menschen für den Schweinswal zu begeistern.
Dieses Jahr allerdings hatten sie auf den Schweinswaltouren durch die Flensburger Förde auf allen Touren Schweinswale gesehen. Manchmal zwar nur ganz kurz und nicht jeder war so schnell und hat die Schweinswale gesehen, aber die Meeressäugetiere waren auf allen Touren in der Nähe des Bootes.
Jedenfalls bis Mitte Juli.
Die Touren gehen bis August.
Im letzten Jahr hatten sie allerdings auch schon sehr gute Sichtungsgarantien von etwa 90%. In anderen Jahren zuvor hatten sie nur bei jeder zweiten Tour einen Schweinswal gesehen.
Übrigens sahen sie besonders viele Schweinswale auf einer Tour mit Ric O’Barry – einem Tierschutzaktivisten, der die Delfintreibjagden in der japanischen Bucht in Taiji in die breite Öffentlichkeit gebracht hat.
Ob wir heute auch so viel Glück haben werden?
Ja.
Das haben wir.
Ganz nah am Boot tauchen zwei Schweinswale auf.
Ganz kurz.
Wir sehen ihre zwei Rückenfinnen und schon waren sie wieder weg.
Fotografieren konnte ich sie leider nicht. Dafür waren sie zu schnell wieder weg.
Das Boot wartet ein paar Minuten.
Vielleicht tauchen sie ja wieder auf?
Leider nein.
Sie sind weg und auch wir ziehen wieder weiter.
An einer anderen Stelle soll es nämlich noch mehr geben, aber leider bleibt diese eine Begegnung für uns an dem Tag die Einzige.
Aber das ist nicht so schlimm. Denn viel schlimmer ist eigentlich was Anders. Und zwar das was wir Menschen den Schweinswalen antun. Darum geht es nämlich jetzt im nächsten Abschnitt.
Tipp: Beim Fotografieren von Meeressäugetieren wie den Schweinswalen braucht man besonders viel Geduld und Glück. Man weiß nämlich nie wo die Tiere als nächstes auftauchen werden. Tauchen sie auf, ist es für ein Foto oft schon zu spät. Mein Tipp daher, Geduld, Geduld, und nochmals Geduld. Und nicht entmutigen lassen. Meine bisherigen Wal- und Delfinfotos machte ich übrigens auf mehreren Whale-Watching Touren und nicht nur auf einer...
Die Bedrohungen der Schweinswale
Jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Anliegen dieses Blogbeitrags. Nämlich zu all den Bedrohungen, denen Schweinswale ausgesetzt sind. Wo soll ich da nur anfangen? Denn um ehrlich zu sein, es sind nicht gerade wenige.
Unterwasser-Sprengungen
Am meisten blieb mir wohl das Bild von einem kleinen, toten und blutverschmierten Baby-Schweinswal in Erinnerung. Auf der Seite des NABUs ist das Bild von diesem Schweinswal abgebildet. Dies Bild ging mir sehr nahe und hat sich in mein Gedächtnis eingeprägt.
Doch warum wurde dieses Schweinswal-Baby an einer Küste in der Ostsee gefunden?
Das lässt sich auf eine Gefahr zurückführen, von der ich bis dahin nichts gewusst habe (ich wohne nicht an der Ostsee).
Unterwasser-Sprengungen.
Schweinswale sind wie alle anderen Delfine auch auf ein sehr gutes Gehör angewiesen. Man kann sagen, sie sehen mit ihren Ohren. Mit ihrer Fähigkeit zur Echoortung fangen sie ihre Nahrung und können möglichen Gefahren aus dem Weg gehen.
Der enorme Lärm, den diese Sprengungen verursachen, können die Organe der Schweinswale zerstören.
In Schleswig-Holstein finden immer wieder Sprengungen in Schönhagen statt.
Die Sprengungen sind so stark, dass der Boden wackelt und bei der lokalen Bäckerei sogar die Brötchen aus den Regalen fliegen.
Wie mag das dann erst für die Schweinswale sein? Wie mag dieser Lärm nur für die Schweinswale und all die anderen Tiere auszuhalten sein?
Solche Sprengungen finden unter anderem bei militärischen Übungen statt oder um die Stabilität von Militärschiffen zu testen.
Und genau da wo sich regelmäßig Schweinswale aufhalten.
Wenn dann noch in den Sommermonaten gesprengt wird - also zu einer Zeit mit vielen neugeborenen Schweinswalen - dann versteht man die Welt nicht mehr.
Hier zeigt sich wie rücksichtslos doch der Mensch ist. Der Mensch steht über allem und nimmt keine Rücksicht auf wehrlose Tiere wie der Schweinswal in der Ostsee.
Jedenfalls werden für gewöhnlich nach solchen Sprengungen wenige Tage danach tote Schweinswale an den Küsten angespült.
So wie dieser Baby-Schweinswal.
Fragen: Hast du schon einmal so eine Sprengung miterlebt? Wenn ja, lass es mich und die Leser doch in den Kommentaren wissen. Hat bei dir bei so einer Sprengung auch die Erde gebebt? Oder hast du schon mal einen Schweinswal nach so einer Sprengung am Strand gefunden?
Wasserverschmutzung
Eine weitere Information, die sich bei mir stark eingeprägt hat, ist die Tatsache, dass der Lebensraum der Schweinswale mit zahlreichen Schadstoffen belastet ist. Was ich bis vor der Schweinswal-Tour zum Beispiel nicht wusste, ist, dass zum Beispiel tote angespülte Meeressäugetiere nicht einfach so vergraben werden dürfen. Sie sind so stark mit Schadenstoffen belastet. Sie müssen im Sondermüll entsorgt werden.
Wow.
Was tun wir diesen Tieren nur an?
Das macht mich traurig und wütend zugleich.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die Buckeldelfine in Südafrika. Sie leben auch nahe an der Küste und sind daher einer großen Schadstoffbelastung ausgesetzt. Bei den Buckeldelfinen dort kommt es aus diesem Grund auch zu vielen Fehlgeburten. Für diese bedrohten Delfine sind das sehr besorgniserregende Tatsachen.
Bei den Schweinswalen ist das vermutlich auch so. Studien darüber deuten jedenfalls darauf hin.
Die Schadstoffe gelangen vor allem über Flüsse, aber auch über die Luft (Stichwort: Kreuzfahrtschiffe) in den Lebensraum der Schweinswale wo sie dann das Immunsystem der Tiere schwächen.
Frage: Wohnst du irgendwo an der Küste? Und wenn ja, siehst du dort viele Meeressäugetiere? Welche? Und weißt du, wie es ihnen gesundheitlich geht?
Plastik im Meer
Wohl kein anderes Thema ist unter Umweltschützern momentan mehr verbreitet als das Problem mit dem Plastik. Zurecht. Denn es ist ein Problem. Ein ziemlich großes sogar. Es vergeht bei mir nämlich mittlerweile keinen Monat ohne eine Nachricht über Wale oder Schildkröten, die mit Plastik gefüllten Mägen an die Küsten gespült werden.
Natürlich leben auch die Schweinswale in einem Meer voller Plastik. Und daher wurden auch schon in den Mägen der Schweinswale in der Ostsee Plastikteile gefunden.
Von der Ocean Conservancy wird daher jedes Jahr im September zum International Coastal Cleanup aufgerufen. Das heißt, sich in Gruppen organisieren, um Müll an den Küsten und Stränden aufzusammeln und zu dokumentieren. Ich machte zum ersten Mal beim International Coastal Cleanup mit als ich drei Monate in Südafrika war. In Deutschland gibt es die Gewässerretter wo man sich in Gruppen zu Müllsammelaktionen organisieren kann.
Das sind tolle Aktionen. Noch besser ist es aber, Plastik und generell Müll von Anfang an zu vermeiden. Indem man zum Beispiel auf unnötige Verpackungen verzichtet und bevorzugt Lebensmittel ohne Einwegplastik kauft. Nicht immer einfach. Muss ich zugeben. Ich versuche aber in meinem Alltag so gut es geht auf Einwegplastik zu verzichten.
Das sind kleine Taten, aber genau diese kleinen Taten sind so wichtig.
Eine Plastiktüte weniger ist eine Plastiktüte weniger!
Frage: Hast du schon mal an einer Müllsammelaktion mitgemacht? Oder bist du dabei deinen Plastikkonsum zu reduzieren? Welche Tipps hast du?
Stellnetzfischerei
Eine weitere häufige Todesursache für die Schweinswale ist die Stellnetzfischerei. An der deutschen Ostseeküste werden jedes Jahr zwischen 150 und 200 Schweinswale tot an die Küste gespült, wobei die Hälfte von ihnen durch Stellnetze gestorben sind. Denn die Schweinswale verfangen sich in den Netzen und ersticken.
Laut der NABU-Mitarbeiterin, die die Schweinswaltour durchgeführt hat, sind die Fischer in der Flensburger Förde daran interessiert, mitzuhelfen die Schweinswale zu schützen. Aber außerhalb der Flensburger Förde sehen das nicht alle Fischer so.
Es gibt Warngeräte wie PAL (Porpoise Alert). Allerdings greifen diese Schutzmaßnahmen nicht immer und die Schweinswale enden in den Netzen.
Auch wenn die Stellnetzlängen im Sommer kürzer sind - also dann, wenn sich viele Mütter mit ihren Kälbern in der Flensburger Förde aufhalten - so ist die Stellnetzfischerei immer noch die häufigste Todesursache für Schweinswale.
Fragen: Isst du Fisch und andere Meerestiere? Was denkst du über die Überfischung der Meere? Wenn es um die Gesundheit geht, denkst du man kann bei der Schadstoffbelastung noch unbedenklich Fisch essen?
Weitere Bedrohungen für die Schweinswale
Sprengungen in der Ostsee.
Wasserverschmutzung.
Plastik.
Und die Stellnetzfischerei.
Das ist nur eine kleine Auswahl der Bedrohungen, denen die Schweinswale ausgesetzt sind. Zu erwähnen ist hier auch noch der Lärm, der durch Schiffe, vor allem durch Jetskis oder andere schnelle Boote verursacht wird. Aber auch Bauarbeiten (Stichwort: Windkraftanlagen).
Nicht zu vergessen die ganzen Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft. Zu viele Nährstoffe wie Stickstoff oder Phosphor in der Ostsee führen dazu, dass sich Algen explosionsartig vermehren können. Irgendwann sinken die Algen dann auf den Meeresboden ab, wo sie unter Sauerstoffverbrauch abgebaut werden. Durch den sauerstoffärmeren Lebensraum, sind sie was das Nahrungsangebot angeht eingeschränkter.
Die Schweinswale in der Flensburger Förde ernähren sich besonders gern an Muschelbänken mit Miesmuscheln wo sie nach Fischen jagen. Allerdings geht es den Muschelbänken selber auch nicht mehr so gut. Denn die Miesmuscheln speichern besonders viel Schwermetalle und Mikroplastik, so dass die Regenerationsfähigkeit der Miesmuscheln und damit auch der Muschelbänke abnimmt.
Frage: Kennst du noch weitere Bedrohungen für die Schweinswale und andere Meeressäugetiere? Wo bist du bereit etwas zu tun?
Was bringt die Zukunft?
Wie mag wohl die Zukunft des Gewöhnlichen Schweinswal in der Ostsee aussehen? Haben die Schweinswale langfristig eine Überlebenschance?
Wird es ihm so ergehen wie dem Vaquita in Baja California?
Das ist schwer zu sagen.
Vieles hängt von uns ab und all den Entscheidungen, die wir treffen.
Wenn man bedenkt, dass ein Schweinswal theoretisch in freier Wildbahn 20 Jahre alt werden kann, aber die Lebenserwartung mittlerweile auf durchschnittlich 4 Jahre gesunken zu sein scheint, besteht Grund zur Sorge. Da ein Schweinswal erst mit 3 bis 5 Jahren geschlechtsreif wird und maximal nur ein Kalb pro Jahr geboren wird, muss man sich fragen, wie es die Schweinswale in der Ostsee schaffen sollen zu überleben?
Ich denke, dass es jetzt vor allem wichtig ist, auf die Situation der Schweinswale aufmerksam zu machen. Viele wissen gar nicht, dass in der Ostsee Schweinswale leben und überhaupt, dass es Schweinswale gibt.
Optimistisch ist, dass die Nachfrage nach den Schweinswaltouren sehr groß zu sein scheint. Ich musste mich letztes Jahr auf die Warteliste setzen lassen und nur ein Jahr später konnte ich an einer Tour mitmachen. Obwohl die Nachfrage so groß ist und nur wenige Touren angeboten werden, werden die Touren zu einem sehr geringen Preis angeboten, damit auch Familien an den Touren mitmachen können. Bei den Touren steht daher - wie weiter oben schon erwähnt - nicht der Profit im Vordergrund, sondern die Öffentlichkeitsarbeit. Die Menschen sollen von den Schweinswalen in der Ostsee hören und anderen erzählen.
Und genau das mache ich hier mit diesem Beitrag und bitte dich, anderen von den Schweinswalen in der Ostsee zu erzählen.
Quellen und mehr über Schweinswale
Whales, Dolphins, and Seals – A Field Guide to the Marine Mammals of the World von Hadoram Shirihai und Brett Jarrett (Buch)
Harbor Porpoise (Phocoena phocoena) von Arne Bjørge und Krystal A. Tolley (Buchkapitel: Encyclopedia of Marine Mammals)
"Reproductive Failure in UK Harbour Porpoises Phocoena phocoena: Legacy of Pollutant Exposure?" von Sinéad Murphy und Kollegen
Mehr Informationen über den Vaquita gibt es auf der Facebook-Seite von VIVA Vaquita
Falls du wissen möchtest, wie du an so einer Schweinswal-Beobachtung teilnehmen kannst, dann schau auf die Seite des NABUs
Schweinswale in Wilhelmshaven auf dem Blog von Torsten Berg (tberg.de)
Hast du schon mal einen Schweinswal gesehen? Oder nach ihnen vergeblich gesucht? Lass es mich in den Kommentaren wissen. Und bitte erzähle anderen von den Tieren, damit mehr Menschen erfahren, dass es die Schweinswale in der Ostsee gibt.