Im Mai durfte ich ein ganz besonderes Naturerlebnis genießen: die Begegnung mit Kegelrobben in der Wismarer Bucht – ein faszinierender Anblick inmitten der stillen, weiten Küstenlandschaft. Mit etwas Glück lassen sich hier sogar Seehunde entdecken. Ob mir das gelungen ist? In diesem Blogbeitrag nehme ich dich mit auf meine Reise dorthin. Natürlich nutzte ich auch die Gelegenheit, durch die charmante Hansestadt Wismar zu schlendern. Viel Freude beim Lesen und Entdecken!
Die Stadt Wismar
Schon seit längerer Zeit hegte ich den Wunsch, Uferschwalben auf der Insel Poel zu beobachten. Als ich dann entdeckte, dass man in der Wismarer Bucht auch Kegelrobben von einem Boot aus erleben kann, war für mich schnell klar: Dorthin möchte ich reisen!
Doch wo sollte mein idealer Ausgangspunkt für diese Naturbeobachtungen sein?
Die Entscheidung fiel erstaunlich schnell – ganz intuitiv wählte ich Wismar. Und nicht nur aus dem Bauch heraus: Die Stadt liegt genau zwischen der Insel Poel und dem Startpunkt der Kegelrobben-Ausfahrten – ideal also, um beide Ziele bequem mit dem Fahrrad zu erreichen.
Wismar erwies sich ohnehin als perfekter Ausgangspunkt für Radtouren. Zahlreiche gut ausgebaute Radwege führen aus der Stadt in alle Richtungen – eine hervorragende Basis für Erkundungen in der Region.



Information: Du möchtest mehr über die Uferschwalben auf der Insel Poel erfahren? Dann wirf doch einen Blick in einen meiner früheren Blogbeiträge – dort findest du spannende Einblicke und Fotos.
Rückblickend war die Entscheidung für Wismar genau die richtige. Die Stadt hat mich positiv überrascht – mit ihrer ruhigen, sauberen und charmanten Ausstrahlung. Freundlich ist sie auch. Ganz anders als das hektische Berlin, aus dem ich anreiste (auch wenn Berlin natürlich seine eigenen Vorzüge hat).
Ich kam an einem stillen Donnerstagnachmittag an – es war ein Feiertag, also kein gewöhnlicher Werktag in Wismar. Als ich durch die Straßen schlenderte, fragte ich mich: Wo sind all die Menschen?
Zwar begegnete ich vereinzelt Passanten, doch insgesamt wirkten die Straßen fast leergefegt.
Aber das störte mich keineswegs – im Gegenteil. Die Ruhe unterstrich nur die entspannte Atmosphäre der Stadt und ließ mich sofort entschleunigen.

Unten am Hafen herrschte dagegen reges Treiben – dort fand gerade eine Kirmes statt.
Da ich persönlich kein großer Kirmes-Fan bin, ließ ich das bunte Spektakel hinter mir und schlenderte weiter durch die Straßen von Wismar.
Was mir sofort ins Auge fiel: die farbenfrohen Fassaden. Bunt, liebevoll gestaltet, einladend – einfach schön.
Ich mag graue, eintönige Städte nicht besonders. Doch Wismar ist das genaue Gegenteil: lebendig, freundlich, voller Charakter.
Ich konnte mich gar nicht sattsehen an den vielen Details und Farben.




Information: Wusstest du, dass Wismar die sechstgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern ist? Rund 43.000 Menschen leben hier (Stand Ende 2024). Außerdem gehört die Altstadt von Wismar seit 2002 gemeinsam mit der von Stralsund zum UNESCO-Welterbe.
Besonders beeindruckt haben mich die zahlreichen Backsteingebäude, die für norddeutsche Städte so typisch sind. Dazu zählt auch die Nikolaikirche, eines der markantesten Bauwerke Wismars.
In unmittelbarer Nähe dieser Kirche befand sich auch meine Unterkunft – eine Wahl, die sich als sehr günstig erwies. Ich wohnte mitten in der Altstadt und war dadurch direkt im historischen Zentrum der Stadt unterwegs.




Auf dem unteren Bild ist ein kleiner Wasserlauf zu sehen – dabei handelt es sich um den Mühlenbach. Wer seinem Verlauf folgt, gelangt direkt zum Hafen.
Auch der Turm der Marienkirche besteht aus Backstein. Er ist schon von weitem sichtbar und eignet sich gut als Orientierungspunkt in der Stadt.


Unweit der Nikolaibrücke befindet sich die sogenannte Schweinsbrücke, die den Mühlenbach überquert. Nach ihr wurde auch die angrenzende Schweinsstraße benannt.
Besonders bei Touristinnen und Touristen beliebt sind die Schweinskulpturen auf der Brücke. Sie erinnern an frühere Zeiten, in denen Schweineherden auf diesem Weg zum Markt getrieben wurden.


Information: Meine Unterkunft lag in der Nähe der Schweinsbrücke, einer sehr angenehmen und ruhigen Gegend. Ich empfehle, die Unterkunftssuche in Wismar möglichst frühzeitig zu beginnen. Etwa zwei Monate vor meiner Reise fand ich weder ein kostengünstiges Hotel noch ein Hostel mit freien Zimmern. Deshalb bin ich auf Airbnb ausgewichen und war mit dieser Wahl sehr zufrieden.
Wismar ist auch unter dem Namen Hansestadt Wismar bekannt, da die Stadt im Mittelalter Mitglied der Hanse war. Die Hanse war ein Zusammenschluss von Handelsstädten, die vor allem Hafenstädte wie Wismar umfasste.
Ziel der Hanse war es, die wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder zu fördern und Handelsprivilegien zu sichern. Die Hansestädte profitierten von gemeinsamen Handelswegen, Schutz vor Piraterie und einer stärkeren Verhandlungsposition gegenüber anderen Mächten.
Weitere bedeutende Hansestädte in Deutschland sind Hamburg, Lübeck und Bremen.

Tiefer in die Geschichte Wismars einzutauchen, spare ich mir an dieser Stelle – schließlich soll es hier vor allem um die Kegelrobben in der Wismarer Bucht gehen.
Ein paar letzte fotografische Eindrücke von Wismar und seiner beeindruckenden Architektur möchte ich dir aber dennoch nicht vorenthalten.



Bevor ich zu den Kegelrobben in der Wismarer Bucht komme, möchte ich noch erwähnen, dass die Stadt viele Grünflächen bietet, die zum Verweilen einladen.
Zum Beispiel am Mühlenbach...

... oder im schönen Lindengarten.



An einem Abend saß ich dort auf einer Bank und lauschte dem Gesang der Vögel. Plötzlich wechselten sich ein Rotkehlchen und eine Mönchsgrasmücke ab – ein wunderbarer Moment.
Das Rotkehlchen konnte ich sogar mit der Kamera festhalten.

Wismar ist nicht nur wunderschön, sondern auch sehr einladend – an einem Fenster entdeckte ich den Spruch: „Tritt ein, bring Glück herein“. Genau so fühlt sich die Stadt an: offen, herzlich und voller Leben. Nach diesen Eindrücken geht es nun weiter zu den faszinierenden Kegelrobben in der Wismarer Bucht.

Information: Falls du in Wismar ein Fahrrad ausleihen möchtest, gibt es zahlreiche Anbieter. Ich selbst habe am Alten Holzhafen ein Cityfahrrad gemietet. Die Abwicklung verlief reibungslos und unkompliziert. Für den Tag zahlte ich 10 Euro.
Kegelrobben in der Wismarer Bucht
Für mich gehört das Fotografieren von Tieren in ihrer natürlichen Umgebung zu den schönsten, aber auch herausforderndsten Momenten überhaupt. Entsprechend groß war meine Vorfreude, als sich die Gelegenheit ergab, die Kegelrobben in der Wismarer Bucht beobachten zu dürfen. Ich hatte das Glück, einen Platz auf der MS Seebär zu bekommen und an einer geführten Ausfahrt teilzunehmen.
Doch schon während der Tour wurde mir klar: Dies würde fotografisch kein einfacher Tag werden. Die Entfernung zu den Tieren, das stetig schwankende Boot und die vielen anderen Naturbegeisterten an Bord machten das Fotografieren zur echten Herausforderung. Und ja – die ganz großen Bilder blieben diesmal aus.
Aber das ist in Ordnung. Denn für mich steht immer eines im Vordergrund: Die Tiere nicht zu stören. Kein Foto der Welt ist es wert, in das Leben der Tiere einzugreifen. Viel wichtiger ist es, dass sie sich sicher fühlen und ihr natürliches Verhalten zeigen können.

Information: Falls du selbst einmal an einer Bootsausfahrt mit der MS Seebär teilnehmen möchtest, kann ich nur empfehlen, mindestens eine Stunde vor Abfahrt vor Ort zu sein. Bei meiner Tour waren die Plätze schnell vergeben – viele, die später kamen, mussten leider wieder umkehren. Der Treffpunkt befindet sich an Steg D der Weißen Wiek in Boltenhagen (Ortsteil Tarnewitz).
Langsam nahm die MS Seebär Kurs auf die Robbensandbank Lieps – ein beliebter Ruheplatz für Kegelrobben. Die flache Sandbank ist ein geschützter Ort mitten in der Wismarer Bucht und wird besonders gern von den großen Meeressäugern aufgesucht. Mit etwas Glück lassen sich dort nicht nur Kegelrobben, sondern hin und wieder auch Seehunde beobachten.
Schon auf dem Weg dorthin gab es einiges zu entdecken: Eine kleine Gruppe Höckerschwäne glitt majestätisch übers Wasser, während eine Silbermöwe ruhig auf den Wellen trieb – ein friedlicher Auftakt zu unserer kleinen Reise in die Welt der Ostseetiere.


Information: Weitere Informationen zu Fahrzeiten und Angeboten findest du auf der Webseite der MS Seebär. An ausgewählten Tagen wird die Tour von einer Robbenreferentin des BUND begleitet, die spannende Einblicke in das Leben der Kegelrobben gibt. Ein Blick auf das Instagram-Profil des BUND Klützer Winkel lohnt sich ebenfalls – dort gibt es regelmäßig Updates, Fotos und Wissenswertes rund um die Robben der Region.
Die Fahrt ging weiter – und mit ihr die Entdeckungen. Immer wieder begegneten uns verschiedene Vogelarten. War das dort hinten nicht eine Eiderente? Ja, tatsächlich – eine einzelne Eiderente zog ihre Bahn über das Wasser. Wie schön! Ich hatte sie schon auf Helgoland und in Island gesehen, und doch freue ich mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich eine entdecke.

Etwas später sah ich eine Sturmmöwe auffliegen. Hatten wir sie mit dem Boot aufgeschreckt? Oder war sie ohnehin gerade im Aufbruch? Das Boot bewegte sich langsam und mit Rücksicht – so, wie es sein sollte, wenn man sich in den Lebensraum wilder Tiere begibt.

Schließlich näherten wir uns der Sandbank. Und tatsächlich – dort lagen Robben, dicht aneinandergedrängt, ihre Körper in der Sonne ruhend. Doch wie viele waren es? Und gehörten sie alle zur gleichen Art? Waren es ausschließlich Kegelrobben – oder hatten sich auch ein paar Seehunde dazugesellt?
Meistens sind es die Kegelrobben, die auf der Sandbank Lieps in der Überzahl sind. Doch hin und wieder lassen sich auch Seehunde blicken. Wie viele Tiere man dort beobachten kann, variiert von Tag zu Tag. Das hängt von vielen Faktoren ab – etwa von den Gezeiten, dem Wetter oder auch von Störungen durch Sportboote, die mitunter zu nah an der Sandbank vorbeifahren.


Dann war es so weit: Wir erreichten die Sandbank Lieps, einen der wichtigsten Ruheplätze für Kegelrobben in der Wismarer Bucht. An Bord wurde es spürbar unruhiger – alle drängten sich an die Reling, gespannt darauf, die Kegelrobben in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Seehunde konnten wir an diesem Tag leider nicht entdecken.

Es ist übrigens gar nicht so einfach, Kegelrobben und Seehunde auseinanderzuhalten – zumindest nicht für mich. Zwar gibt es einige typische Erkennungsmerkmale, doch besonders auf dem Wasser oder aus der Ferne kann die Unterscheidung schwierig sein.
Kegelrobben sind deutlich größer als Seehunde: Männliche Kegelrobben können bis zu 2,50 Meter lang werden, während Seehunde eine maximale Länge von etwa 1,60 Metern erreichen. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal ist jedoch die Kopfform. Seehunde haben ein rundliches Gesicht, während die Kopfform der Kegelrobbe langgezogen und eher kantig wirkt. Vor allem bei Jungtieren fällt es mir oft schwer, eine eindeutige Zuordnung zu treffen – sie ähneln sich in jungen Jahren teils sehr. Erst bei ausgewachsenen Tieren wird der Unterschied deutlicher.

Interessant: Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist übrigens die Nase – sofern man nah genug dran ist, um sie erkennen zu können. Kegelrobben haben parallel angeordnete Nasenlöcher, während die Nasenlöcher der Seehunde ein deutliches V bilden.
Ich hatte nicht nur ein Auge auf die Kegelrobben auf der Sandbank – auch im Wasser rund um das Boot war einiges los. Immer wieder tauchte plötzlich eine Robbe auf, schaute neugierig aus dem Wasser oder zog ruhig ihre Bahnen. Ich musste aufmerksam bleiben, um keine der Kegelrobben in der Wismarer Bucht zu übersehen.
Hast du schon einmal vom sogenannten „Bottling“ gehört? Dabei handelt es sich um eine typische Verhaltensweise der Kegelrobben: Sie lassen sich waagrecht im Wasser treiben, meist mit nur dem Kopf oder der Nase über der Oberfläche. Dabei wirken sie fast wie eine ruhig treibende Flasche – daher der Begriff „Bottling“. Man vermutet sogar, dass sie in dieser Position manchmal dösen oder schlafen.
Ich selbst habe an diesem Tag leider keine Kegelrobben beim „Bottling“ beobachten können – aber einige sah ich schwimmen und neugierig aus dem Wasser schauen. Auch das war ein stiller, besonderer Moment.

Interessant: Eine Kegelrobbe beim „Bottling“ zu beobachten, gilt übrigens als gutes Zeichen – denn diese Haltung zeigt, dass sich das Tier sicher fühlt. Für Kegelrobben ist das „Bottling“ eine typische Entspannungspose.
Neben den Kegelrobben gab es auf der Ausfahrt auch eine Vielzahl an Vögeln zu entdecken. Besonders auffällig waren die vielen Kormorane und Gänsesäger, die sich in einem Bereich der Sandbank versammelt hatten.

Wir fuhren ein Stück weiter. Wie groß die Sandbank tatsächlich war, ließ sich schwer erkennen, da Teile von ihr unter Wasser lagen. Doch etwas abseits der Kegelrobben und der anderen Vögel wurde noch mehr von der Sandbank sichtbar – und genau dort hatte sich eine besonders große Gruppe Kormorane versammelt.

Information: Weitere Vogelarten, die auf der Sandbank schon gesichtet wurden, sind unter anderem Großer Brachvogel, Mantelmöwe, Sanderlinge, Sandregenpfeifer, Graugänse und Pfeifenten. Das ist nur eine kleine Auswahl. Viele Zugvögel nutzen die Wismarer Bucht auch als wichtiges Rastgebiet auf ihrem Weg in die Winterquartiere.
Apropos Kormorane: So viele Kormorane auf der Sandbank sieht man nicht immer – vor allem nicht, wenn ein Seeadler in der Nähe ist. Es soll schon vorgekommen sein, dass die Kormorane die Sandbank ganz verlassen, sobald ein Seeadler auftaucht. Während der Bootsfahrt, an der ich teilnahm, war allerdings kein Seeadler unterwegs.
Ganz in der Nähe der Kormorangruppe hielt sich jedoch eine einzelne Kegelrobbe auf. Sie wirkte sehr entspannt und ließ sich kaum stören.
Wusstest du, dass Robben, wenn sie Kopf und Hinterflossen nach oben strecken, in der sogenannten „Bananenstellung“ sind? Ja, ich wusste das vorher auch nicht – aber es ist irgendwie logisch: In dieser Position sehen sie tatsächlich fast aus wie eine Banane. Ich entdeckte sogar eine Robbe, die fast genauso lag und diese typische „Bananenstellung“ einnahm.

Wir fuhren zurück zu dem Bereich der Sandbank, in dem wir schon zuvor unterwegs waren. Diesmal konnten wir dort Höckerschwäne beobachten, die vorher noch nicht zu sehen waren. Auch schwamm hier und da eine Kegelrobbe im Wasser. Insgesamt schienen sich die Kegelrobben und die Vögel kaum gegenseitig zu stören.



Als ich die Kegelrobben in der Wismarer Bucht beobachtete, fiel mir auf, wie unterschiedlich ihr Fell aussah. Tatsächlich lässt sich daran oft das Geschlecht erkennen: Die Männchen haben in der Regel ein dunkles Fell mit hellen Flecken, während die Weibchen meist ein helles Fell mit dunklen Flecken tragen.

Hin und wieder kann eine Robbe ein ziemlich struppiges oder ungepflegt wirkendes Fell haben – das ist aber kein Grund zur Sorge. Meist steckt einfach der jährliche Fellwechsel dahinter. Sowohl Kegelrobben als auch Seehunde erneuern ihr Fell einmal im Jahr. Während dieser Zeit liegen sie an Land – oder wie die Kegelrobben in der Wismarer Bucht gemütlich auf der Sandbank Lieps.
Jungtiere der Kegelrobben werden übrigens mit einem weißen, flauschigen Fell geboren – dem sogenannten Lanugofell. Es sieht zwar kuschelig aus, schützt die Jungtiere aber nicht vor Kälte im Wasser. Deshalb würden sie im nassen Zustand schnell auskühlen, obwohl sie rein körperlich bereits schwimmen könnten.
In der Vergangenheit hatte ich schon die Gelegenheit, Kegelrobben auf Helgoland zu beobachten – ein ganz besonderes Erlebnis.

Information: Wusstest du, dass Seehundbabys schon kurz nach der Geburt schwimmen können? Sie gelten als Nestflüchter – werden aber in den ersten Tagen noch von ihrer Mutter ins Wasser geführt und begleitet, da sie weiterhin gesäugt werden. Anders als die Kegelrobben-Jungtiere besitzen Seehunde von Anfang an ein wasserabweisendes Fell, das sie vor dem Auskühlen schützt.
Apropos Robbenbabys: In der Ostsee kommen die Jungtiere der Kegelrobbe erst im Februar zur Welt – deutlich später als in der Nordsee, wo die Geburtssaison beispielsweise auf Helgoland bereits im November beginnt. In der Ostsee suchen sich die Kegelrobben-Weibchen dafür abgelegene Strandabschnitte, um dort ein einzelnes Jungtier zur Welt zu bringen.
Die Säugezeit dauert etwa zwei bis drei Wochen, danach verlässt die Mutter ihr Jungtier. Dieses bleibt noch weitere zwei Wochen am Strand, wechselt in dieser Zeit sein Lanugofell und beginnt schließlich, die Ostsee auf eigene Faust zu erkunden – oder legt sich einfach mal zum Ausruhen an den Strand.
Während meiner Zeit in und um Wismar habe ich allerdings keine Robbe am Strand gesehen. Nur auf der Sandbank Lieps.

Information: Solltest du einmal eine Robbe am Strand entdecken, informiere bitte das Deutsche Meeresmuseum unter 0173-9688267 oder rufe das BUND-Robbentelefon unter 0152-37969472 an. So wird sichergestellt, dass das Tier fachgerecht beobachtet und gegebenenfalls geschützt werden kann.
Interessant ist auch, dass der BUND Klützer Winkel seit 2024 mit der wissenschaftlichen Methode der sogenannten Foto-Identifikation arbeitet. Dabei werden zahlreiche Fotos von den Fellmustern der Kegelrobben gemacht, denn jedes Tier trägt ein individuelles Muster – vergleichbar mit einem menschlichen Fingerabdruck.
Anhand dieser Bilder lassen sich einzelne Robben wiedererkennen, sogar nach Jahren. So kann festgestellt werden, welche Kegelrobben in der Wismarer Bucht dauerhaft oder regelmäßig vorkommen – und ob neue Tiere dazukommen. Der große Vorteil dieser Methode: Sie ermöglicht wichtige Erkenntnisse, ohne die Tiere zu stören.

Information: Übrigens gibt es in der Ostsee noch eine dritte Robbenart: die Ringelrobbe. In der Wismarer Bucht kommt sie allerdings nicht vor, da sie für ihre Fortpflanzung auf stabile Eis- und Schneeflächen angewiesen ist – mindestens 90 Tage im Jahr. Ihren Namen verdankt sie den hellen Ringmustern auf ihrem Fell.
Angeblich ist das Frühjahr die beste Jahreszeit, um Robben in der Ostsee zu beobachten – so auch die Kegelrobben in der Wismarer Bucht. In dieser Zeit finden sie besonders viele Fische, was sie näher an die Küste lockt.
Wusstest du, dass die Kegelrobben Anfang des 20. Jahrhunderts fast vollständig von unseren Küsten verschwunden waren? Intensive Bejagung und starke Wasserverschmutzung hatten sie fast ausgerottet. Erst seit den 1990er-Jahren, mit einem strengen Jagdverbot und spürbaren Verbesserungen der Wasserqualität durch zahlreiche Schutzmaßnahmen, kehren sie langsam zurück.
Laut einer Information auf dem Instagram-Profil des BUND Klützer Winkel leben heute dauerhaft etwa 200 Kegelrobben in Mecklenburg-Vorpommern. In der gesamten Ostsee wird die Population auf rund 30.000 bis 40.000 Tiere geschätzt (Juli 2025).

Die Arbeit des BUND ist enorm wichtig – denn die Ostsee steht vor zahlreichen Herausforderungen. Überfischung, Sauerstoffarmut durch Eutrophierung, die Zerstörung von Seegraswiesen, Munitionsaltlasten, zunehmender Schiffsverkehr und Plastikmüll im Meer sind nur einige davon. Die Liste ließe sich leider noch lange fortsetzen.
Information: In der Ostsee lebt auch der Schweinswal. Als ich in Flensburg war, habe ich viel über die Herausforderungen erfahren, denen diese faszinierende Säugetierart und die Naturschutzorganisationen gegenüberstehen. Schau gern in einen meiner früheren Blogbeiträge rein, um mehr darüber zu erfahren.
Auf dem Instagram-Profil des BUND Klützer Winkel wurden schon Bilder von Kegelrobben mit Einschnürungen geteilt. Diese Fotos sind schwer zu ertragen, zeigen aber deutlich, wie Plastikmüll, Fischernetze oder Angelsehnen den Hals der Tiere einschnüren können. Besonders für junge Kegelrobben ist das lebensgefährlich, da sie noch wachsen – solche Einschnürungen können sogar zum Erstickungstod führen.
Ein wichtiger Tipp vom BUND: Beim Spielen mit Hunden lieber Wurfscheiben statt Wurfringe verwenden. Denn Wurfringe können sich um den Hals einer Kegelrobbe legen und gefährlich einschnüren.
Solltest du mal eine Kegelrobbe am Strand sehen, beachte bitte folgende Regeln laut BUND:
- Halte mindestens 100 Meter Abstand zu den Robben
- Versperre niemals den Fluchtweg ins Meer
- Füttere oder berühre die Robben nicht
- Halte Hunde an der Leine
Eine Robbensichtung kannst du dem BUND-Robbentelefon (0152-37969472) oder dem Deutschen Meeresmuseum (0173-9688267) melden. Der BUND Mecklenburg-Vorpommern stellt außerdem temporäre Robben-Absperrpakete auf, wenn sich eine Robbe am Strand ausruht.
Solltest du jetzt an einer Bootstour zu den Kegelrobben in der Wismarer Bucht interessiert sein, dann kann ich dir nur empfehlen, diese Gelegenheit zu nutzen – es ist ein ganz besonderes Erlebnis, die Kegelrobben in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.

Tipp: Sei unbedingt frühzeitig vor Ort, denn eine Reservierung ist nicht möglich. Ich war an einem Samstag dort – und da der Donnerstag davor ein Feiertag war, konnten mehr als die Hälfte der Menschen, die anstanden, nicht mitfahren.
Praktische Informationen
MS Seebär
Die MS Seebär ist ein gemütliches Ausflugsschiff, das die Besucher:innen entspannt zu den Kegelrobben in der Wismarer Bucht bringt. Der Einstieg ist leider nicht barrierefrei, und Kinderwagen, Bollerwagen oder Fahrräder können aus Platzgründen auch nicht mit an Bord genommen werden.
Es dürfen maximal 50 Personen mitfahren, damit die Fahrt nicht nur sicher, sondern auch angenehm bleibt. Da es keine Möglichkeit für Reservierungen gibt, solltest du mindestens eine Stunde vor Abfahrt da sein. Los geht es an der Weißen Wiek, Steg D, in Boltenhagen/Tarnewitz.
Wichtig zu erwähnen ist außerdem, dass an Bord nur in bar bezahlt werden kann, Kartenzahlung ist nicht möglich.
Anreise und Unterkunft
Wie weiter oben schon erwähnt, übernachtete ich in Wismar. So hatte ich nicht nur die Möglichkeit, die schöne Stadt zu erkunden, sondern auch die andere Seite der Wismarer Bucht – die Insel Poel – zu entdecken. Wismar ist dank der Deutschen Bahn sehr gut erreichbar, und der Bahnhof liegt zentral, sodass meine Unterkunft ganz in der Nähe der Nikolaikirche lag und bequem zu Fuß erreichbar war.
Die Bootstour startete in Boltenhagen, das sich wunderbar mit dem Fahrrad erreichen lässt. Da es rund um Wismar viele gut ausgebaute Fahrradwege gibt, war das für mich die perfekte Art, mobil zu sein und die Region flexibel zu erkunden.
Was die Unterkunft betrifft, möchte ich keine konkrete Empfehlung aussprechen, denn hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten – vom Hotel über Pensionen bis zu privaten Unterkünften – und jeder hat unterschiedliche Vorlieben. Ich selbst habe mich für eine private Unterkunft über Airbnb entschieden und war sehr zufrieden damit.
Mehr Informationen
Kennst du die Kegelrobben in der Wismarer Bucht? Oder hast du schon woanders Kegelrobben gesehen? Lass es uns doch in den Kommentaren wissen.

