Das Kranorama ist eine Kranichbeobachtungsplattform am Günzer See im Norden Mecklenburg-Vorpommerns. Wahrscheinlich ist das Kranorama einer der beste Orte, wo man viele Kraniche auf einamal am Tag von Nahem beobachten kann. In diesem Blogeintrag schreibe ich mehr über das Kranorama selber und die Kraniche, die sich dort aufhalten.
Das Kranorama
Es gibt in Deutschland viele Möglichkeiten, Zeuge eines der schönsten Naturspektakel Deutschlands zu werden: dem Kranichzug. Sei es auf einem Schiff auf Fischland-Darß-Zingst bei Sonnenuntergang. Oder bei einer Fahrradtour an einem schönen Herbsttag in Linum. Obwohl es einige Orte in Deutschland gibt, wo es möglich ist, Kraniche zu beobachten, kann eine Kranichbeobachtung auch mal erfolglos enden. Es gibt jedoch einen Ort in Norddeutschland, wo die Chancen sehr gut stehen, mit hoher Wahrscheinlichkeit, vielen Kranichen zu begegnen. Und zwar im Kranorama.
Das Kranorama ist eine Kranichbeobachtungsplattform am Günzer See in Mecklenburg-Vorpommern. Im Herbst halten sich dort nicht nur Tausende Kraniche auf, sondern auch viele Kranichbeobachter wie ich.
Ich besuchte das Kranorama im Herbst an einem Tag Anfang Oktober.
Das Kranorama öffnete am 15. Oktober in 2015 zum ersten Mal und ist seitdem zu einem beliebten Beobachtungsort für viele Kranichenthusiasten geworden.
Betrieben wird das Kranorama von der Arbeitsgemeinschaft Kranichschutz Deutschland, welche sich in mehrere kleinere Landesarbeitsgruppen organisiert. Zum Beispiel in die Arbeitsgruppen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder Niedersachsen.
Kranichschutz Deutschland ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das unter anderem vom NABU mitgegründet wurde. Das Ziel von Kranichschutz Deutschland ist es, den Kranichen geschützte Rastplätze zu schaffen, um deren Schutz voranzubringen.
Da der Graue Kranich (Grus grus) ein Zugvogel ist, kann der Schutz dieser Vögel sehr herausfordernd sein, weil dafür internationale Gesetze und Vereinbarungen nötig sind.
Hast du gewusst? In Deutschland ist es laut Bundesnaturschutzgesetz verboten, Brut-, Sammel- oder Rastgebiete der Kraniche zu betreten. Falls du Kraniche beobachten möchtest, dann zum Beispiel entlang von Straßen. Aber Vorsicht! Die Vögel dürfen auch dort nicht gestört werden, weil sie ihre Energiereserven für den Weiterflug auffüllen müssen!
Bei einem Besuch des Kranoramas, kann man die Kraniche von Nahem beobachten. Das ist sehr besonders, weil Kraniche sehr scheue Vögel sind. Im Kranorama fühlt man sich ein bisschen wie ein unsichtbarer Beobachter. Kranichschutz Deutschland ist sowieso bemüht, Störungen für die Kraniche zu verringern, indem sie zum Beispiel Hecken pflanzen oder den Nährstoffeintrag und den Pestizideinsatz in der Region versuchen zu minimieren.
Das Kranorama ist im Frühling und Herbst an fast allen Tagen geöffnet. Bitte schaue auf der offiziellen Webseite des Kranoramas vorbei, um mehr über die aktuellen Öffnungszeiten zu erfahren.
Man erreicht das Kranorama mit dem Auto, aber so viel ich weiß gibt es keine öffentliche Verkehrsmittel dorthin. Wir besuchten das Kranorama mit dem Fahrrad.
Auf dem Weg zur Kranichbeobachtungsplattform weisen zahlreiche Schilder mit Informationen den Weg zum Kranorama.
Falls man mehr vor Ort über die Grauen Kraniche am Günzer See wissen möchte, kann mann auch das NABU-Kranichzentrum in Groß Mohrdorf besuchen. Im Kranichzentrum gibt es eine Dauerausstellung über den Grauen Kranich, aber auch mehr Informationen über wo man sonst noch Kraniche beobachten kann und wie man eine geführte Tour am Kranorama bucht. Bitte schaue auf der offiziellen Webseite des Kranichschutzes Deutschland vorbei, um mehr Informationen darüber zu erhalten.
Kranichbeobachtung am Günzer See
Das Kranorama liegt neben dem Günzer See und befindet sich daher auf dem Zugweg der Kraniche. Zusammen mit der Darß-Zingster-Boddenkette und dem westlichen Teil der Insel Rügen, welche beide zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft gehören, bildet die Region um den Günzer See während des Herbstzuges der Kraniche ein wichtiger Sammel- und Rastplatz in Mitteleuropa.
In 2019 wurden Anfang Oktober mehr als 85.000 Kraniche in der Region gezählt. An keinem anderen Ort wurden so viele Kraniche in Deutschland gezählt, obwohl Linum im Rhin-Havelluch in Brandenburg mit fast 80.000 Kranichen und die Diepholzer Moorniederung in Niedersachsen mit mehr als 40.000 Kranichen weitere wichtige Sammelplätze im Oktober bzw. Herbst für die Vögel in Deutschland sind.
Doch im Kranorama am Günzer See erhält man besonders gute und nahe Ausblicke auf viele, viele Graue Kraniche.
Ich habe das Kranorama an einem windigen Tag im Oktober besucht. Es war bewölkt und etwas kalt, aber das Wetter war ruhig genug, um die Vögel am Günzer See beobachten zu können.
Anscheinend kann man im Frühling (März und April) am Günzer See besonders gut die Kraniche bei ihren Tänzen beobachten. Die Tänze der Kraniche drücken sich durch Sprünge und Verbeugungen, Flügelschlagen und Zickzackläufe aus. Manchmal bewegen sie sich im Kreis oder werfen irgendwelche Pflanzenteile oder Steine in die Luft. Mit viel Glück kann man sogar ein ganzes Kranichballett beobachten, wenn viele Kraniche zusammen tanzen.
Die Tänze sind Ausdruck innerer Erregung, die die Kraniche vor allem im Frühling vorführen. Mit ein bisschen Glück kann man die Kraniche auch im Herbst tanzen sehen.
Da ich das Kranorama im Oktober besuchte, hatte ich keine großen Erwartungen, die Kraniche tanzen zu sehen. In einem Moment hatte ich aber das Gefühl, dass sich ein Kranichpaar gerade für einen Kranichtanz bereit machte.
Leider nein. Die Kraniche hielten sich mit dem Tanzen an jenem Tag leider zurück.
Nichtsdestotrotz, in Mecklenburg-Vorpommern finden die Kraniche während ihrer Rast noch genug Nahrung auf den abgeernteten Feldern. Um jedoch Konflikte mit den anwohnenden Landwirten zu vermeiden, hat das NABU-Kranichzentrum zusätzliche Nahrungsgebiete erschaffen, damit die Schäden auf den Getreidefeldern möglichst gering gehalten werden. Damit wird auch garantiert, dass die Kraniche während ihrer Rast in Norddeutschland ihre Energiereserven auffüllen können, um weiter nach Süden fliegen zu können.
Das sind allerdings nicht die einzigen Anstrengungen, den Artenschutz des Grauen Kranichs voranzubringen. Die Vögel erhalten zum Teil auch noch Markierungen an ihren Beinen. Das heißt, Plastik- und/oder Metallringe, damit die Vögel voneinander unterschieden werden können.
Diese Markierungen sind wichtig, um mehr über das Verhalten der Grauen Kraniche zu lernen. Je mehr wir über sie wissen, desto besser können sie auch geschützt werden.
Information: Falls du einen Grauen Kranich mit einer Markierung sieht, wäre es toll, wenn du diese Information an das Kranichzentrum via E-Mail an ring@kraniche.de weiterleiten könntest oder auf der Webseite www.icora.de einträgst.
An dem Tag im Kranorama sah ich viele Vögel im Flug. Allerdings sah ich keinen mit einer Markierung.
Wir wissen schon viel über diese Vögel, aber um diese Vögel wirksamer schützen zu können, ist es wichtig, kontinuierlich Daten über ihren Aufenthalt, ihre Flugwege und ihre Positionen in den Überwinterungsgebieten zu sammeln.
Zum Beispiel wissen wir über die Grauen Kraniche schon, dass ihr Jahr in vier Phasen eingeteilt werden kann. Im Frühling wandern sie in ihre Brutgebiete und im Sommer brüten sie ihre Jungtiere aus. Im Herbst fliegen sie dann wieder zurück in den Süden, wo sie sich dann auch aufhalten (wobei es auch Kraniche gibt, die nicht in den Süden fliegen). Da die Kraniche im kalten und verschneiten Norden nicht genügend Nahrung finden würden, verbringen sie den Winter in der Regel im Süden. Doch warum bleiben die Grauen Kraniche dann nicht gleich im Süden? Die Kraniche fliegen zurück in den Norden, da sie dort bessere Brutbedingungen in den Feuchtgebieten vorfinden, wo sie außerdem dann auch wieder mehr Nahrung finden.
Dann wissen wir auch schon, dass es in Europa grob drei verschiedene Zugwege der Grauen Kraniche gibt. Da wäre zum einen der Westeuropäische Zugweg und zum anderen der baltisch-ungarische und der osteuropäische Zugweg. Die Kraniche, die sich im Norden Deutschlands aufhalten, folgen dem Westeuropäischen Zugweg.
Vor dem Kranorama waren die Kraniche in ständiger Bewegung.
Einige flogen ein.
Und einige andere Kraniche pickten im Feld herum, auf der Suche nach etwas Fressbarem.
Es war auf jeden Fall nicht einfach, Fotos von den Vögeln zu machen. Entweder waren sie im Flug (und daher sehr schnell) oder sie waren zu weit weg.
An dem Tag unseres Besuches war das Kranorama sehr gut besucht. Ich entdeckte ein paar Wildlife-Fotografen, die mit ihren Kameras und großen Objektiven ein paar Fotos von den Kranichen machten.
Apropos Objektive.
Falls du ein paar schöne Fotos von den Kranichen machen willst, empfehle ich auf jeden Fall ein Objektiv mit einer Brennweite von mehr als 200 mm (obwohl 200 mm Brennweite eigentlich schon zu wenig sind).
Ich fotografierte mit einer Nikon D500 (Crop-Faktor 1,5) und einem 70-200 mm Objektiv. Manchmal setzte ich einen 2-fach Konverter ein.
Das ist eigentlich nicht die ideale Ausrüstung, wenn man Vögel fotografieren möchte. Ich würde für die Vogelfotografie definitiv nicht mein Objektiv empfehlen. Da die Vogelfotografie allerdings (bis jetzt) nicht mein Spezialgebiet war, habe ich einfach mit der Ausrüstung fotografiert, die ich eben habe (die Nikon D500 eignet sich aber generell sehr gut für die Wildlife-Fotografie).
Falls du den Kranichen noch näher sein möchtest, gibt es am Günzer See ansonsten noch die sogenannten Fotohütten.
Da ich in keiner dieser Fotohütten war, kann ich hier leider nicht von meinen Erfahrungen berichten.
Im Großen und Ganzen war ich aber mit dem Kranorama als Beobachtungsplattform sehr zufrieden. Das Kranorama ist auch ein Ort, wo man mehr über diese Vögel lernen kann.
Falls du Interesse hast, die Grauen Kranichen noch an anderen Orten zu beobachten, dann kann ich sehr die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst oder Linum empfehlen. Auf Rügen und Ummanz sah ich leider keine Kraniche, aber auch dort ist es möglich, Kraniche zu beobachten.
Praktische Informationen
Anreise zum Kranorama
Da wir in Stralsund übernachteten, radelten wir von Stralsund aus bis zum Kranorama (Kranorama, 18445 Altenpleen). Wir benötigten etwa eineinhalb Stunden. Wir verließen die Stadt im Norden auf der Prohner Straße und bogen links ab, um an Schmedshagen, Preetz und Altenpleen vorbeizufahren. Nach Altenpleen kamen wir auf der Stralsunder Straße an eine Straßengabelung. Wir nahmen die linke Straße. Das Kranorama befindet sich dann nach Günz auf der rechten Seite. Fährt man rechts an der Straßengabelung erreicht man Groß Mohrdorf. In diesem Dorf befindet sich das NABU-Kranichzentrum (Lindenstraße 27, 18445 Groß Mohrdorf).
Auf den meisten Straßen gibt es Fahrradwege. Außerdem ist es dort auch nicht so hügelig, so dass man gut mit dem Fahrrad vorankommen sollte. Allerdings war es an dem Tag unseres Besuches recht windig. Daher war unsere Fahrradtour etwas anstrengend und wir benötigten mehr Zeit bis zum Kranorama. Von Stralsund bis zum Kranorama muss man etwa 20 Kilometer fahren.
Fahrradverleih in Stralsund
Wir mieteten uns ein Fahrrad bei Fahrradverleih Heiden. Das Geschäft befindet sich in der Tribseer Straße 7, 18439 Stralsund. Wir waren sehr zufrieden mit den Fahrrädern und dem Service. Wir bezahlten 10 Euro pro Fahrrad und Person für einen Tag.
Mehr Informationen über das Kranorama und die Kraniche
Offizielle Webseite des Kranoramas und des Kranichschutzes Deutschlands.
Frühere Blogeinträge über Kraniche:
Fischland-Darß-Zingst - Kraniche beobachten an der Ostsee
Linum - Kraniche beobachten in Brandenburg
Buchenwälder und Kraniche auf Rügen und Ummanz
Warst du schon einmal im Kranorama? Oder hast du Kraniche an einem anderen Ort gesehen? Lass es mich doch in den Kommentaren wissen.
Sehr schöne Zusammenfassung! Das Kranorama ist schon eine schöne Einrichtung, wenn man nur mal so “Vögel gucken” möchte. Ein Pluspunkt sind natürlich die Fotohütten. Aber das ist auch wieder das Negative daran: Die Flächen vor dem Kranorama dienen als Ablenkfütterung. Durch die Häufung der Vögel kommen viele Fotografen und auch normale Besucher auf einem Punkt zusammen. Und wo viele Menschen zusammenkommen …. Ich empfehle daher, selbst auf Entdeckungstour zu gehen und dabei natürlich die gängigen Verhaltensregeln einzuhalten.
Vielen lieben Dank Torsten für deinen Kommentar 🙂
Soweit ich informiert bin, gibt es die Ablenkfütterung, um Konflikte zwischen den Kranichen und den vor Ort lebenden Landwirten zu vermeiden/minimieren und nicht, um den Fotografen schöne Fotomotive zu bieten. Wenn ich das Kranorama mit meiner “Entdeckungstour” in Linum vergleiche, finde ich das Kranorama für die Kraniche weniger störend, weil man sich verstecken kann und die Vögel weniger gestört werden. Es dürfen auch keine Besucher (auch keine Fotografen) auf die Felder. Und die Fotohütten darf man übrigens tagsüber nicht betreten (und auch nicht verlassen, so dass man den ganzen Tag dort dann verbringen muss…). Außerdem gibt es im Kranorama auch noch Ranger, die aufpassen, dass sich die Besucher benehmen… Auch informieren sie (Bildungsaspekt…) In Linum war es so, dass viele interessierte Vogelbeobachter von der Straße aus die Vögel beobachtet haben. Anscheinend ist es dann am Besten die Kraniche vom Auto aus zu beobachten, damit sie nicht gestört werden… Aber naja, das finde ich persönlich dann wieder nicht so gut (zu viele Autos). Außerdem ändern die Kraniche auch dort im Laufe der Herbstsaison anscheinend die Felder, wenn sie sich von den Menschen dort gestört fühlen (also von denen, die nicht im Auto sind?). Es sind schon sehr scheue und vorsichtige Vögel. Hier könnte man fast schon sagen, “leider” gibt es so viele, die sich für Kraniche begeistern können 😉
Vielen Dank für den schönen Bericht, sehr hilfreich für unseren geplanten Trip im September nach Groß Mohrdorf.
lg Jürgen
Vielen Dank Jürgen für deinen Kommentar 🙂
Ich freue mich immer sehr, wenn meine Beiträge hilfreich sind!
Groß Mohrdorf ist ein sehr schöner und kleiner Ort. Ich wünsche dir eine tolle Zeit dort bei den Kranichen.
Viele Grüße,
Tanja