Die Region um Linum in Brandenburg ist ein sehr guter Ort, um Kraniche während ihres Herbstzuges zu beobachten. Das Dorf liegt in der Nähe der deutschen Hauptstadt Berlin und ist daher nicht so schwierig zu erreichen. In diesem Blogeintrag schreibe ich mehr über die Grauen Kraniche und über meine Erfahrungen, die ich während der Kranichbeobachtung in Linum gemacht habe.
Warum gibt es Kraniche in Linum?
Linum ist ein kleines Dorf in Brandenburg. Das Dorf ist auch unter dem Namen „Storchendorf“ bekannt, weil jährlich zahlreiche Weißstörche in und um Linum brüten.
Auch in dem Nest auf der Kirche inmitten des Dorfes.
Da ich Linum in einem Oktober besuchte, sah ich natürlich keine brütenden Weißstörche mehr. Weißstörche sind wie die Grauen Kraniche Zugvögel, die den Winter in wärmeren Regionen im Süden verbringen. Die Weißstörche erreichen Linum zwischen März und Mai, aber verlassen den Ort im August wieder. Daher sollten im Herbst keine Weißstörche mehr in Linum anzutreffen sein.
In diesem Blogeintrag geht es sowieso dieses Mal nur um die Grauen Kraniche. Denn in der Region um Linum gibt es auch von ihnen sehr viele. Und das im Herbst.
Ein Grund für das zahlreiche Vorkommen der Kraniche ist das Linumer Teichland, das das Dorf Linum umgibt. Da Kraniche bevorzugt in kniehohem Wasser schlafen, finden sie im Linumer Teichland perfekte Bedingungen für ihre Schlafplätze. Graue Kraniche sind sehr vorsichtige Vögel. In der Teichlandschaft können sie sofort hören, wenn sich ein Raubtier im Wasser nähert.
Interesssant: Graue Kraniche nutzen die Teichlandschaft um Linum als Schlafplatz. Der Wasserstand ist allerdings nicht vollkommen natürlich. Um den Kranichen ideale Bedingungen zu schaffen, wird der Wasserstand reguliert. Außerdem werden um Linum weitere Flächen geflutet, damit mehr Schlafplätze für mehr Kraniche geschaffen werden.
Im Linumer Teichland können die Kraniche während ihres Herbstzuges rasten. Da die Vögel während des Herbstzuges sehr viel Energie benötigen, müssen sich die Kraniche wieder erholen. Während des Tages suchen die Vögel auf den Getreidefeldern nach Nahrung und in der Nacht haben sie einen sicheren Platz in der Teichlandschaft. Die Energiereserven, die sie in Brandenburg auftanken, stehen ihnen während der Wanderung zur Verfügung.
Apropos Nahrung. Ein weiterer Grund, warum die Grauen Kraniche die Region um Linum mögen ist die Nahrungsverfügbarkeit. Um Linum finden die Kraniche auf den abgeernteten Getreidefeldern noch genügend Nahrung.
Kraniche sind zwar Allesfresser. Das heißt, sie ernähren sich sowohl von Pflanzen als auch von Tieren. Jedoch haben die Vögel saisonale Vorlieben. Während ihres jährlichen Winterzuges bevorzugen die Kraniche Nahrung mit vielen Kohlenhydraten. Daher verbringen sie den ganzen Tag auf den Getreidefeldern in der Nähe ihrer Schlafplätze.
Wie schon erwähnt sind Graue Kraniche Zugvögel. Sie brüten im nördlichen Europa wie Schweden oder Finnland und verbringen die Winter in wärmeren Regionen wie Spanien, Frankreich oder sogar Afrika.
Linum liegt auf ihrem Zugweg dazwischen und wurde daher ein wichtiger Sammelplatz für die Grauen Kraniche während ihrer Herbstwanderungen.
Der Ort liegt im Rhinluch. Das Rhinluch ist eine Moorlandschaft in Brandenburg durch das der Fluss Rhin fließt. Nicht nur um Linum, sondern das Rhinluch insgesamt ist bekannt dafür, ein perfekter Ort für die Kraniche zu sein wo sie ihre Energiereserven für ihre lange Wanderung wieder aufladen können.
Der Fluss Rhin ist ein Nebenfluss der Havel. Zusammen bilden sie das Rhin- und Havelluch.
Interessant: Weitere wichtige Rast- und Schlafplätze für Kraniche in Deutschland sind die Rügen-Bock-Region an der Ostsee, die Diepholzer Moorniederung, die Mecklenburgische Seenplatte, die Region an der Oder und in der Oberlausitz. Es gibt auch noch kleine Rastplätze in Hessen und Schleswig-Holstein.
Von Berlin nach Linum
Ich habe Linum an einem sonnigen und warmen Tag im Oktober besucht. Ich kannte das Dorf schon etwas, da ich Linum ein Jahr zuvor bei einer Kranichbeobachtungstour mit dem Bus gesehen hatte. In dem Jahr entschied ich mich an einer Kranichbeobachtungstour mit dem Bus teilzunehmen, weil ich zum einen nicht wusste, wie ich Linum mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hätte besuchen können. Und zum anderen wollte ich die Vögel am Abend sehen wie sie in ihre Schlafplätze zurückfliegen.
Meine ersten Kranichbeobachtungsversuche waren allerdings nicht die Besten würde ich sagen. Auf der Bustour sah ich die Kraniche entweder nur ganz kurz vom Bus aus oder als kleine schwarze Punkte ganz weit weg. Obwohl mir ihre trompetenhaften Rufe von Weitem sehr gut gefallen haben, muss ich sagen, dass ich schon ein bisschen enttäuscht war. Aber so läuft es nun mal, wenn man Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten möchte. Daher entschied ich mich im darauffolgenden Jahr, Linum ein weiteres Mal zu besuchen und hoffte, dieses Mal etwas mehr von den Kranichen zu sehen.
Während meines zweiten Besuches reiste ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad an. Außerdem besuchte ich Linum während des Tages und nicht am Abend. Zuerst reiste ich mit dem Zug von Berlin nach Kremmen, da es leider keinen direkten Zug oder Bus nach Linum gibt. Mit dem Fahrrad, das ich im Zug mitnehmen konnte, fuhr ich dann von Kremmen bis nach Linum.
Da die Sonne an dem Tag so viel und schön schien, war das für mich die beste Option. Außerdem ist Linum von Kremmen aus nicht so weit entfernt. Es sind lediglich etwa 12 Kilometer mit dem Fahrrad. Es ist hier aber auch noch wichtig zu erwähnen, dass man die Straßen mit den Autos teilen muss und es keine Fahrradwege gibt.
Am Tag ist das okay so. Aber wenn man die Kraniche in Linum am Abend beobachten möchte - wenn sie also in ihre Schlafplätze zurückkehren - würde ich ein anderes Transportmittel wählen. Es könnte zu gefährlich werden. Man benötigt am Abend auf jeden Fall ein gut funktionierendes Licht, um sicher wieder in Kremmen anzukommen.
Nichtsdestotrotz, ich hatte an dem Tag nicht nur Glück mit dem Wetter, sondern sah auf dem Weg von Kremmen nach Linum auch noch Kraniche und Gänse über mir vorbeifliegen.
Allerdings sah ich während meiner Fahrradtour keine Kraniche auf den Feldern nach Nahrung suchen, obwohl ich an vielen abgeernteten Getreidefeldern vorbeifuhr.
Nachdem ich das Ortsschild in Linum hinter mir ließ, folgte ich der Nauener Straße.
Auf der rechten Seite in der Nauener Straße befindet sich die Storchenschmiede Linum. Die Storchenschmiede liegt gegenüber der Kirche und ist kaum zu übersehen.
Sie wird vom NABU betrieben und ist für die Öffentlichkeit geöffnet.
Es gibt eine Ausstellung in der Storchenschmiede Linum über die Grauen Kraniche und über andere Wildtiere, die es um Linum gibt. Es lohnt sich auf alle Fälle, dort vorbeizuschauen, weil man dort viel Wissenswertes über diese Zugvögel erfährt.
Im nächsten Abschnitt gebe ich einen kurzen Überblick über die Art Grauer Kranich.
Der Graue Kranich (Grus grus)
Der lateinische Namen des Grauen Kranichs ist Grus grus. Der Graue Kranich gehört zur Familie der Kraniche (Gruidae) welche große, langbeinige und langhalsige Vögel umfasst. Zu den Kranichen gehören zum Beispiel auch Paradieskraniche (Grus paradisea), welche ich in Südafrika schon gesehen habe oder Kronenkraniche (Balearica regulorum), denen ich im Vogelpark Parque das Aves begegnet bin.
Obwohl die Grauen Kraniche insgesamt grau gefärbt sind, können die Vögel leicht bestimmt werden. Sie haben eine federlose und rote Kopfplatte, welche sich vom grauen Gefieder abhebt. Ihr Kopf und Hals sind schwarz und weiß. Außerdem haben die Grauen Kraniche einen gelben Schnabel welcher etwa 10 cm lang ist.
Der Graue Kranich erreicht eine Größe von etwa 130 cm und ist daher etwas größer als der Weißstorch oder die Reiher. Es gibt außerdem keine äußeren Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Lediglich die Männchen sind etwas größer und schwerer als die Weibchen. Während die Männchen eine Größe von etwa 7 kg erreichen, wiegen die Weibchen nur etwa 5 bis 6 kg.
Jungvögel haben ein zimtfarbenes oder braunes Gefieder. Mit etwa 3 bis 4 Jahren entwickeln sie das Aussehen eines erwachsenen Vogels.
Der Graue Kranich ist ein Zugvogel, der lange Strecken zurücklegt und in Europa und Asien verbreitet ist. Kraniche, die im Frühling und Herbst über Deutschland fliegen, haben ihre Brutgebiete typischerweise im Norden Europas in Ländern wie Schweden, Finnland und Norwegen.
Von August bis Oktober (Herbstwanderung) und von März bis Mai (Frühlingswanderung) halten die Grauen Kraniche in Gebieten wie Linum, Fischland-Darß-Zingst, Rügen oder in der Diepholzer Moorniederung.
Sie verbringen den Winter überwiegend in Afrika, aber auch im südlichen Europa wie in Portugal, Spanien oder Frankreich. Einige verbringen den Winter aber auch in Deutschland.
Interessant: Die ersten Grauen Kraniche erreichen Linum im August. In der Regel handelt es sich bei diesen Vögeln um Kraniche, die nicht erfolgreich gebrütet haben oder noch nicht brüten. Manchmal sind es aber auch Kraniche, die irgendwo in der Nähe von Linum überwintert haben. Erst im September erreichen immer mehr Kraniche die Linumer Teichlandschaft.
Während des Fluges können die Grauen Kraniche anhand ihrer langen Beine bestimmt werden. Sie haben auch einen langen und vorgestreckten Hals. Mehrere Kraniche zusammen fliegen typischerweise in einer V-Formation (kann man im nächsten Foto aber nicht erkennen).
Graue Kraniche leben in mehr oder weniger monogamen Paarbindungen. Normalerweise brütet ein Kranichpaar zusammen bis einer der beiden stirbt. Ausnahmen können aber immer wieder vorkommen.
Die Lebenserwartung der Grauen Kraniche liegt etwa zwischen 15 und 20 Jahren, wobei Kraniche in Gefangenschaft auch ein Alter von bis zu 40 Jahren erreichen können.
Interessant: Tanzen ist ein sehr typisches Verhalten bei Kranichen. Die Bedeutung dieser Tänze kann allerdings sehr komplex sein und in verschiedenen sozialen Situationen vorkommen. Tanzen ist jedoch bei den Kranichen sehr wichtig in ihrer non-verbalen Kommunikation. Unter anderem reduzieren sie dadurch Aggressionen, festigen soziale Bindungen oder werben um ein Weibchen bzw. um ein Männchen.
Graue Kraniche sind Allesfresser. Das bedeutet sie fressen Pflanzen und Tiere. Unter anderem fressen sie Getreide, Sonnenblumenkerne, Erbsen, Bohnen, Beeren oder Gemüse, aber auch kleine Säugetiere, Fische, Frösche, Reptilien, Insekten, Würmer oder Schnecken.
Ihr nicht sehr spezialisiertes Nahrungsverhalten könnte für ihr zukünftiges Überleben von Vorteil sein. Denn die Grauen Kraniche könnten dadurch fähig sein, sich schnell an eine sich ändernde Umwelt anzupassen.
Laut IUCN sind Graue Kraniche „nicht gefährdet“ (Englisch: „Least concern“). Ihre Population scheint sogar noch weiter zuzunehmen. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Graue Kranich keinen Gefahren ausgesetzt ist.
Die Kraniche könnten vor allem durch Störungen wie die vom Menschen gefährdet werden. Dazu könnte auch das Beobachten von Kranichen gehören. Der Wandel der Ökosysteme und die Landwirtschaft könnten weitere Gefahren für die Grauen Kraniche vor allem in der Zukunft sein.
Glücklicherweise genießen die Grauen Kraniche noch relativ große Beliebtheit unter den Menschen. Außerdem gibt es Artenschutzmaßnahmen, die diesen Kranichen zu Gute kommen. Nichtsdestotrotz ist es immer sehr wichtig, den Kranichen mit Respekt und Distanz zu begegnen.
Interessant: Aufgrund von Artenschutzmaßnahmen konnte sich die Population Grauer Kraniche in Europa erholen. Laut Kranichschutz Deutschland gab es mehr als 500.000 Graue Kraniche in 2014 in Europa. Es wird geschätzt, dass es etwa 9.000 Brutpaare in Deutschland gibt.
Kraniche beobachten in Linum
Die meisten Kraniche kommen im Oktober nach Linum. Ein Grauer Kranich verbringt durchschnittlich etwa zwei Wochen in der Linumer Teichlandschaft bevor er wieder weiterfliegt. Da ich Linum im Oktober besuchte, erwartete ich dementsprechend viele Kraniche zu sehen.
Es gibt übrigens auch eine Website wo man mehr Informationen über die aktuelle Zahl Grauer Kraniche in der Region erhält.
In 2019 waren in der Linumer Teichlandschaft Ende September etwa 11.000 Graue Kraniche. Die Zahl stieg im Oktober auf mehr als 70.000 Kraniche. Aber im November fiel die Zahl dann wieder auf etwa 11.000 Vögel.
In dem folgenden Bild sind Kraniche zu sehen, die ich im Oktober 2018 entlang einer Straße in der Nähe von Linum sah.
Auch in 2018 gab es die meisten Kraniche in Linum im Oktober.
Als ich Linum besuchte, wusste ich allerdings nicht genau, wo ich jetzt nach den Kranichen suchen sollte. Ich wusste, dass die Kraniche irgendwo in den Getreidefeldern zu sehen sein müssten. Ich entschied mich daher, an der Storchenschmiede vorbeizufahren und an einer der nächsten Kreuzungen links abzubiegen. Da ich ohne Internet unterwegs war, hatte ich keine Karte. Somit kann ich hier auch leider nicht sagen wo genau ich war.
Diese Information wäre hier sowieso nicht von Bedeutung, da sich die Vögel ja auch von Feld zu Feld bewegen können.
Ich hatte allerdings gehört, dass die Grauen Kraniche Plätze meiden wo zu viele Menschen sind. Anscheinend ist es okay für sie, wenn man sie von einem Auto aus beobachtet, aber sie flüchten wenn sie sich gestört oder bedroht fühlen. Graue Kraniche sind sehr scheue Vögel.
Während meiner Fahrradtour sah ich ein paar Autos, die am Rande einer Straße parkten. Ich wusste sofort warum. Graue Kraniche. Ich näherte mich den Autos und hoffte, einen Blick auf die schönen Vögel werfen zu können.
Wow! Das hätte ich nicht erwartet, die Kraniche in Linum doch noch so nah sehen zu können. Entlang der Straße konnten wir uns außerdem hinter einigen Bäumen verstecken, so dass ich weniger das Gefühl hatte, die Vögel zu stören.
Da bei meinem letzten Besuch in Linum und auf Fischland-Darß-Zingst die Kraniche doch recht weit entfernt waren, freute ich mich umso mehr auf diese Tierbegegnung. Ich hoffe, dass viele Menschen die Chance haben, diesen wundervollen Vögeln zu begegnen und hoffentlich auch ihre Ankunft schätzen. Obwohl ich hier keine genauen Angaben machen kann wo sich die Grauen Kraniche aufhalten, sind die Chancen um Linum sehr gut, einigen Kranichen von Weitem zu begegnen.
Praktische Informationen
Anreise nach Linum
Wie weiter oben schon erwähnt, nahm ich den Zug von Berlin nach Kremmen. In Kremmen verließ ich den Bahnhof und folgte der Straße Ruppiner Straße. An der ersten Kreuzung bog ich rechts ab in die Nauener Straße. Nach ein paar hundert Metern bog ich wieder rechts ab, aber dieses Mal in die Neuruppiner Straße. Auf dieser Straße fuhr ich einfach nur geradeaus. Es war insgesamt nicht sehr schwierig den Weg von Kremmen nach Linum zu finden. Denke nur daran, falls du mit dem Zug anreisen möchtest, ein Zugticket sowohl für dich als auch für dein Fahrrad zu kaufen.
Auf der Website Kraniche in Linum gibt es weitere Informationen wie man nach Linum anreisen kann.
Mehr Informationen über Linum und Kraniche
Mehr allgemeine Information über Kraniche
Mehr über die Wanderwege des Grauen Kranichs in Europa
Mehr über ihre Rastplätze in Deutschland
Webseite über Kraniche in Linum
Webseite der Storchenschmiede in Linum
Warst du jemals in Linum und hast Kraniche beobachtet? Oder gibt es ein anderer Ort, den du für die Kranichbeobachtung empfielst? Lass es mich doch in den Kommentaren wissen.
Danke für diesen gut zu lesenden schönen Beitrag!
Vielen lieben Dank! Ich freue mich sehr, dass dir der Beitrag gefallen hat 😀