Uferschwalben auf der Insel Poel, Mecklenburg-Vorpommern

Uferschwalben auf der Insel Poel sind ein faszinierender Anblick, den ich im Mai bei einer Fahrradtour erleben durfte. In meinem Blogbeitrag blicke ich in das Leben dieser besonderen Vögel und nehme dich mit zu den schönen Landschaften der Insel Poel. Dabei begegneten mir auch viele andere Vogelarten, deren Gesang die Natur in der Umgebung erfüllte. Viel Spaß beim Lesen und Entdecken dieser einzigartigen Naturoase!

Vor Kurzem wurde ich gefragt, welches mein bisher schönstes Vogelerlebnis gewesen sei. Wow – was für eine schwierige Frage! Ohne zu zögern entfuhr mir: „Das ist wirklich schwer zu sagen.“

Wie soll man aus so vielen wunderbaren Momenten mit Vögeln den einen, schönsten herauspicken? Wie könnte ich mich entscheiden – zwischen den Nachtigallen (linkes Foto), die in lauen Berliner Nächten am Prenzlauer Berg ihre Lieder singen, und den Feldlerchen (rechtes Foto), die über dem Tempelhofer Feld trillern?

Nachtigall
Feldlerche

Und was ist mit den beeindruckenden Seevögeln – den Basstölpeln, Papageitauchern (Foto oben links), Tordalken (Foto oben rechts) und Trottellummen auf Helgoland oder Island? Ganz zu schweigen von den farbenprächtigen, bezaubernden Vögeln Brasiliens (Foto unten links: Hyazinthara, Foto unten rechts: Schwefeltyrann), die mich bei meinem Besuch in Brasilien tief beeindruckt haben.

Papageitaucher
Tordalk
Hyazinthara
Vögel in Brasilien

Diese Frage ließ sich einfach nicht eindeutig beantworten.

Also tat ich das, was in dem Moment am naheliegendsten war: Ich erzählte stattdessen von einem ganz besonderen Erlebnis, das ich erst kürzlich hatte – mit den Uferschwalben auf der Insel Poel.

Uferschwalben auf der Insel Poel

Und genau um diese Uferschwalben auf der Insel Poel soll es in diesem Beitrag gehen.

Doch bevor ich tiefer in die faszinierende Welt dieser kleinen Flugkünstler eintauche, lohnt ein kurzer Blick auf den Ort ihres Auftretens: Wo genau liegt eigentlich die Insel Poel? Was macht sie besonders? Und welche anderen Vogelarten lassen sich dort entdecken?

Mein Fokus lag bei meinem Besuch ganz klar auf den Uferschwalben – deshalb ist dieser Abschnitt keineswegs vollständig. Aber ich möchte zumindest einen kleinen Eindruck von der Insel vermitteln, wie ich sie erlebt habe und vor allem welche Vögel ich sonst noch gesehen oder gehört habe.

Poel liegt etwa zehn Kilometer nördlich von Wismar, direkt an der Ostsee. Sie ist also gut erreichbar – sogar mit dem Fahrrad. Auch ich startete meine Tour in Wismar und machte mich auf zwei Rädern auf den Weg zu dieser ruhigen, charmanten Insel.

Weiter unten erzähle ich noch etwas mehr über meine Fahrradtour von Wismar zur Insel Poel – und zeige auch ein paar fotografische Eindrücke, die unterwegs entstanden sind.

Schon auf dem Weg zur Insel Poel, während meiner Fahrradtour, begegneten mir zahlreiche Vögel.

Gleich zu Beginn fiel mir eine Bachstelze auf, die ganz unbeeindruckt vom Verkehr über den Radweg trippelte – stets auf der Suche nach kleinen Insekten, als wäre sie dort ganz zu Hause.

Bachstelze

Als ich mich der Insel Poel näherte, entdeckte ich in den Gewässern zu beiden Seiten des Weges zahlreiche Höckerschwäne – ruhig dahintreibend, in ihrer ganzen Schönheit.

Höckerschwäne

Plötzlich hörte ich einen mir unbekannten Gesang. Neugierig hielt ich an – würde ich den Sänger wohl zu Gesicht bekommen? Ich blieb stehen, lauschte, wartete.

Und tatsächlich: Nach einer Weile zeigte er sich. Zwar nur aus der Ferne, aber ich war trotzdem überglücklich – denn diesen Vogel bekomme ich sonst so gut wie nie zu Gesicht.

Es war ein Schilfrohrsänger.

Schilfrohrsänger

Information: Den Schilfrohrsänger habe ich über die Plattform iNaturalist bestimmen lassen. Falls du selbst einmal Hilfe bei der Bestimmung von Tieren oder Pflanzen brauchst, kann ich dir iNaturalist wirklich sehr empfehlen – eine tolle Anlaufstelle für alle Naturbegeisterten.

Das war wirklich eine Begegnung der besonderen Art, denn Schilfrohrsänger habe ich bisher nur selten und kaum aus nächster Nähe beobachten können. Das letzte Mal war es auf Borkum.

Nicht weit entfernt vom Schilfrohrsänger hörte ich einen weiteren Gesang – diesmal von einem mir vertrauten Vogel: der Grauammer.

Ich suchte neugierig, und tatsächlich – da saß sie, ganz ruhig, aber schon irgendwie auffällig. Ihr Gesang ist mir inzwischen gut vertraut, denn auf dem Tempelhofer Feld in Berlin habe ich schon einige Grauammern gesehen und gehört.

Grauammer

Auf dem Weg Richtung Poel hielt ich immer wieder an, um die vielfältigen Vogelstimmen und Begegnungen in mich aufzunehmen. Doch irgendwann beschloss ich: Jetzt geht’s ohne Pause weiter – schließlich wollte ich noch die Uferschwalben erreichen.

Neben den Uferschwalben hörte und sah ich viele weitere Vögel: Nachtigall, Zilpzalp, Goldammer, Kohlmeise, Feldlerchen und Haussperling. Einmal vernahm ich sogar den Ruf eines Fasans – nur ganz kurz, aber sofort wiedererkennbar, denn dieser charakteristische Laut erinnerte mich an meine Reise nach Borkum.

Besonders gerne hätte ich ein Foto von einer Klappergrasmücke gemacht, um es hier zu zeigen. Doch leider war sie zu flink, und ich zu langsam. Dafür gelang es mir, ihren Gesang aufzunehmen – und so bleibt sie mir dennoch als einer der schönsten Vögel in lebhafter Erinnerung.

Weitere Vögel, die man auf der Insel Poel antreffen kann, sind die Mönchsgrasmücke und das Rotkehlchen.

An einem Abend saß ich im Park in Wismar, ganz still, und lauschte: Links von mir sang eine Mönchsgrasmücke, rechts ein Rotkehlchen.

Es war ein ganz besonderer Moment – so friedlich und schön.

Auf meiner Aufnahme ist allerdings nur das Rotkehlchen zu hören, doch die Erinnerung an beide Stimmen bleibt lebendig.

Rotkehlchen

Information: Weitere Vögel, die auf iNaturalist von anderen Nutzer:innen auf der Insel Poel beobachtet und gemeldet wurden, sind Silbermöwen, Pfeifenten, Lachmöwen, Kormorane, Graugänse, Stockenten, Graukraniche, Brandgänse, Sturmmöwen, Sandregenpfeifer und Austernfischer. Und das ist nur eine kleine Auswahl – die Insel Poel bietet Lebensraum für noch viele, viele weitere Vogelarten.

So wie ich nicht die gesamte Vogelwelt der Insel Poel entdecken konnte, blieb auch die Insel selbst für mich weitgehend ein Geheimnis. Mit einer Fläche von etwas über 35 Quadratkilometern ist Poel zwar nicht riesig, aber für jemanden wie mich, der gerne lange verweilt, genau hinschaut und nicht einfach nur schnell „alles abhaken“ will, reicht ein Tagesausflug bei weitem nicht aus.

Die Insel hat übrigens rund 2.500 Einwohner, die meisten davon leben im größten Dorf – Kirchdorf. Auf einer Fahrradtour zu den Uferschwalben auf der Insel Poel führt der Weg durch Kirchdorf – es sei denn, man nimmt den Weg Richtung Gollwitz. Dorthin hat es mich allerdings nicht verschlagen.

Stattdessen zog es mich in die andere Richtung, zwischen Timmendorf und Brandenhusen, wo es Steilküsten geben soll – genau dort, wo die Uferschwalben ihre Bruthöhlen haben. Und tatsächlich, die Steilküsten konnte ich mit eigenen Augen sehen.

Steilküste auf der Insel Poel
Steilküste auf der Insel Poel

Doch von Uferschwalben an den Steilküsten keine Spur. Am Timmendorfer Strand flogen zwar einige Schwalben hin und her, doch an den Steilküsten war es ziemlich still.

Der Weg entlang der Steilküste vom Strand Timmendorf wirkte außerdem recht beschwerlich und kaum begehbar.

Was also tun?

Ich war nicht allein dort, doch niemand schien wirklich den Mut zu haben, die Steilküste entlangzugehen.
Nach einigem Überlegen entschied ich mich schließlich, mit dem Fahrrad weiterzufahren und die Steilküsten von der anderen Seite aus zu erreichen. So steuerte ich in Richtung Brandenhusen – allerdings nicht bis ins Dorf –, in der Hoffnung, dort einen Zugang zu den Steilküsten zu finden.

Information: Der Strand von Timmendorf lädt wunderbar zum Verweilen ein. Neben einem gemütlichen Restaurant, einem Spielplatz und einem Café bietet er auch ideale Voraussetzungen für eine schöne Wanderung entlang der Küste.

Von dort aus entdeckte ich schließlich einen Pfad entlang der Steilküste. Zwar war der Weg stellenweise etwas matschig, aber gut begehbar. Am Strand hatten es sich einige Besucher:innen und Einheimische gemütlich gemacht, genossen die Ruhe und das Meer.

Ich verweilte jedoch nicht lange, denn mein Ziel waren die Uferschwalben…

Strand auf der Insel Poel

Information: Falls du dich auch für Säugetiere interessierst: Von Wismar aus lässt sich wunderbar eine Tour zu den Kegelrobben und Seehunden organisieren. Mehr dazu erfährst du in einem meiner anderen Blogbeiträge.

Uferschwalben auf der Insel Poel

So machte ich mich auf den Weg – auf der Suche nach den Uferschwalben.

Doch wo genau sollte ich sie finden? Und woran konnte ich erkennen, dass sie überhaupt an einem bestimmten Ort lebten?

Ich lief einfach weiter – Schritt für Schritt, dem Gefühl folgend.

Schließlich erreichte ich die ersten Steilwände – und dort entdeckte ich sie: die ersten Bruthöhlen der Uferschwalben.

Steilwand
Bruthöhlen
Bruthöhlen

Doch wo waren die Uferschwalben?

Es war bereits Mittag – also nicht gerade die beste Zeit, um Vögel zu beobachten.
Rund um die Bruthöhlen war es still, fast schon zu still.

Aber ich beschloss zu warten. Geduld hatte ich ja genug!

Und tatsächlich – nach einer Weile flog die erste Uferschwalbe heran und steuerte zielstrebig ihre Bruthöhle an.

Uferschwalbe vor Bruthöhle

Information: Bitte halte genügend Abstand zu den Bruthöhlen und machte dich möglichst so unsichtbar wie möglich. Die Vögel dürfen auf keinen Fall gestört werden.

Es war alles andere als leicht, die Uferschwalben zu fotografieren. Wie sollte ich auch wissen, wann genau eine ihr Nest verließ? Und wenn eine im Anflug war, ging alles so schnell, dass ich mit der Kamera kaum hinterherkam.

Ja, ich gebe zu – das war mitunter frustrierend.

Aber das war in Ordnung.

Ich befand mich ohnehin in einer Phase, in der ich die Fotografie etwas ruhiger angehen wollte. Es musste nicht jedes Bild perfekt sein. Viel wichtiger war mir das Erlebnis – das Beobachten, das Dabeisein.

Trotzdem versuchte ich es immer wieder. Und schließlich: Da waren sie. Die Uferschwalben zeigten sich – und ich bekam sie endlich etwas klarer vor die Linse.

Uferschwalbe vor Bruthöhle
Uferschwalbe vor Bruthöhle

Dann ließ sich eine Uferschwalbe ganz entspannt auf einem Ast nieder – und endlich hatte ich die Gelegenheit, sie in aller Ruhe zu fotografieren.

Während ich den Moment genoss, näherte sich bereits die nächste im Flug – elegant und fast lautlos.

Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel

Zur Mittagszeit war es noch recht ruhig – nur vereinzelt zeigten sich einige Uferschwalben.

Doch im Laufe des Nachmittags fiel mir ein interessantes Muster auf: Die Vögel flogen offenbar in kleinen Gruppen aus, blieben für fünf bis fünfzehn Minuten verschwunden und kehrten dann gemeinsam zu ihren Bruthöhlen zurück.

Warum taten sie das? Fühlen sie sich in der Gruppe sicherer? Suchen sie gemeinsam nach Nahrung? Und warum konnte ich dieses Verhalten an einer anderen Steilwand nicht beobachten?

Fragen über Fragen – und genau das machte die Beobachtung so spannend!

Ich blieb der Steilwand treu, an der ich all die spannenden Beobachtungen gemacht hatte.

Fasziniert verfolgte ich, wie die Uferschwalben ihre Bruthöhlen anflogen – mal von der einen, mal von der anderen Seite.

Die Seiten wechselte ich allerdings nur dann, wenn die Vögel gerade nicht da waren.

Ich wollte sie auf keinen Fall stören.

Ich wollte einfach nur beobachten. Und staunen.

Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel

Als die Uferschwalben erneut verschwunden waren, beschloss ich, hinüber zur benachbarten Steilwand zu gehen. Ich wollte einfach wissen, ob dort inzwischen auch mehr Leben eingekehrt war.

Doch plötzlich vernahm ich Rufe – fremd, ungewohnt. Ein Laut, den ich sonst nie höre.

Was war das für ein Vogel?

Ich blickte nach links, nach rechts, nach oben – und dann endlich entdeckte ich ihn:

Ein Gartenrotschwanz.

Gartenrotschwanz - Männchen

Wie schön!

Ich freute mich riesig über diesen Anblick. Doch irgendetwas stimmte nicht: Das Männchen wirkte unruhig. In seinem Schnabel hielt es Insekten – offenbar war es auf dem Weg zur Fütterung.

Kurz darauf erschien auch ein Weibchen – ebenfalls mit Futter im Schnabel.

Gehörten die beiden zusammen? Alles deutete darauf hin.

Auch sie wirkte angespannt.

Etwas schien die beiden zu stören. Vielleicht war ich es, ohne es zu wollen.

Gartenrotschwanz - Weibchen

Ich entschied mich, zu gehen.

Und tatsächlich – kaum war ich ein Stück entfernt, verstummten die Rufe.

Es war klar: Die Gartenrotschwänze hatten ihr Nest ganz in der Nähe, und ich war ihnen wohl zu nahe gekommen.

Ein ungutes Gefühl blieb. Ich wollte doch nicht stören – und fühlte mich nun schlecht.

Information: Hast du schon einmal einen Gartenrotschwanz gesehen? Ich selbst begegne ihm leider nur selten. Einer der wenigen Momente war im Berliner Tiergarten – ein echter Glücksfund. Etwas häufiger sehe ich dagegen den Hausrotschwanz. Er nistet gern unter Vordächern oder an Gebäuden – was ihm zwar Nähe zum Menschen verschafft, aber leider nicht immer von Vorteil ist.

An einer anderen Steilwand entdeckte ich einen Stieglitz. Er wirkte deutlich entspannter als die Gartenrotschwänze – meine Anwesenheit schien ihn kaum zu stören.

Auch er war offenbar auf Nahrungssuche.

Vielleicht hatte auch er irgendwo in der Nähe ein Nest? Wer weiß.

Stieglitz

Weitere Vögel, die mir in der Nähe der Uferschwalben auffielen, waren Stockenten (Foto oben) und eine Silbermöwe (Foto unten links) – letztere ist hier durchaus ein vertrauter Anblick.

Auch eine einzelne Bachstelze (Foto unten rechts) zeigte sich. Sie saß ruhig auf einem Stein und wirkte, als würde sie das Geschehen ebenso aufmerksam beobachten wie ich.

Stockenten
Silbermöwe
Bachstelze

Da es an der anderen Steilwand recht ruhig geblieben war, entschied ich mich, zurückzugehen – zu der Stelle, an der die Uferschwalben in Gruppen ausflogen. Dort wurden sie mit der Zeit immer aktiver.

Was für ein wunderbarer Anblick!

Ich wollte diese besonderen Momente unbedingt mit der Kamera festhalten.

Schon lange hatte ich beim Fotografieren nicht mehr so viel Freude und Energie gespürt.

Es war einfach schön, den Uferschwalben beim Anfliegen zuzusehen – ein faszinierendes Schauspiel der Natur.

Uferschwalben auf der Insel Poel

Gerade hatte ich mich umgesehen, da ließ sich plötzlich eine Uferschwalbe direkt vor mir auf einem Ast nieder – und ich war vollkommen verzaubert.

Ganz ruhig begann sie, ihr zartes Gefieder zu putzen – ein anrührender, stiller Moment voller Anmut.

Was für ein besonderes Erlebnis!

Was für ein Glück, solch eine Szene beobachten zu dürfen!

Einfach wundervoll.

Doch es blieb nicht bei dieser einen Schwalbe: Eine zweite gesellte sich dazu.

Zunächst saß sie nur still da, als würde sie den Augenblick genießen, bis auch sie begann, ihr Gefieder sorgfältig zu ordnen.

Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel

Vorsichtig näherte ich mich ein kleines Stück – ich wollte sie genauer betrachten. Dabei wurde mir schnell klar: Diese Uferschwalben waren deutlich kleiner als die Schwalben, die ich bisher kannte.

Mit ihren gerade einmal 12 bis 13 Zentimetern Körperlänge ist die Uferschwalbe tatsächlich die kleinste Schwalbenart Europas.

Ihr Erscheinungsbild ist ebenso zart wie charakteristisch: Die Oberseite ist erdbraun gefärbt, während die Unterseite in strahlendem Weiß leuchtet – durchzogen von einem schmalen, graubraunen Brustband. Die Flügelunterseiten wirken dunkler, fast schattig. Und ihr Schwanz? Nur leicht gegabelt – ein feines, aber typisches Detail.

Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel

Information: Weltweit sind derzeit – Stand Juli 2025 – knapp 90 verschiedene Schwalbenarten bekannt. In Mitteleuropa jedoch begegnet man nur vier von ihnen regelmäßig in freier Wildbahn: Neben der Uferschwalbe zählen auch die Rauchschwalbe, die Mehlschwalbe und die eher seltene Felsenschwalbe zu den hier heimischen Arten.

Behutsam wagte ich noch einen kleinen Schritt nach vorn – ich wollte die zarten Uferschwalben aus der Nähe beobachten.

Was sie mir wohl noch über ihr Leben, ihre Verhaltensweisen verraten würden?

Und tatsächlich: Es dauerte nicht lange, da begannen die beiden ersten Schwalben, miteinander zu interagieren.

War das etwa eine Balz? Oder stand sogar eine Paarung bevor?

Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel

Der untere Vogel wirkte wenig begeistert – sein Verhalten erinnerte fast an ein leises Schimpfen.

Daraufhin ließ der obere von ihm ab, setzte sich still daneben auf den Ast und schwieg.

Apropos Fortpflanzung: Uferschwalben sind typische Koloniebrüter.

Wenn sie im April aus ihren Winterquartieren zurückkehren, suchen sie sich bestehende Bruthöhlen an Steilwänden – oder graben neue. Diese Brutröhren können bis zu 70 Zentimeter tief in das Erdreich führen. Am Ende befindet sich eine kleine Nistkammer, weich ausgepolstert mit Gräsern, Halmen und gelegentlich auch ein paar Federn.

Das Weibchen legt dort etwa vier bis sieben Eier, die anschließend von beiden Elternteilen rund zwei Wochen lang bebrütet werden. Auch die Aufzucht der Jungvögel übernehmen beide gemeinsam – bis die kleinen Uferschwalben nach etwa 20 Tagen ihre schützende Bruthöhle verlassen und in die weite Welt starten.

Uferschwalben auf der Insel Poel

Ich verbrachte mehrere Stunden an der Steilwand, beobachtete und wartete.

Gegen späten Nachmittag nahm das Treiben spürbar zu – die Uferschwalben wurden immer aktiver. Immer mehr von ihnen zeigten sich vor ihren Bruthöhlen, flogen ein und aus, riefen einander zu oder zogen in eleganten Bögen durch die Luft.

Ich wusste kaum, wohin ich zuerst schauen sollte. Es war einfach wunderschön – ein kleines Naturwunder, das mich ganz in seinen Bann zog.

Besonders faszinierte mich, wie viele von ihnen plötzlich vor ihren Bruthöhlen saßen – dicht nebeneinander, als hätten sie sich für einen Moment verabredet, eine kurze Pause einzulegen, bevor sie sich wieder in die Lüfte erhoben.

Ein stilles Innehalten mitten im emsigen Leben.

Uferschwalben vor der Bruthöhle
Uferschwalben vor der Bruthöhle
Uferschwalben vor der Bruthöhle

Information: Je nach Zeitpunkt der ersten Brut und abhängig von der Witterung kann es vorkommen, dass ein Weibchen noch vor dem Ausfliegen der Jungvögel aus der ersten Bruthöhle bereits eine zweite Brut beginnt – in einer anderen Höhle und das sogar mit einem neuen Männchen.

Wie bereits weiter oben erwähnt, gehören Uferschwalben zu den Zugvögeln.

Als Weitstreckenzieher verlassen sie ihre Brutgebiete bereits im August. Ihre Überwinterungsgebiete erstrecken sich von Westafrika bis nach Ostafrika – mit besonders großen Ansammlungen rund um die ostafrikanischen Seen. Manche von ihnen ziehen sogar noch weiter bis nach Südafrika.

Vögel fliegen
Vögel fliegen
Vögel fliegen

Information: Im Deutschen werden Weitstreckenzieher auch als Langstreckenzieher oder Fernzieher bezeichnet. Charakteristisch für diese Vogelgruppe ist die große Distanz zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet – sie legen oft Tausende von Kilometern zurück. Weitere Langstreckenzieher sind Küstenseeschwalben, Störche oder Mauersegler.

Es war für mich ein großes Glück – ja, ein echtes Privileg –, diese Uferschwalben in ihren Brutgebieten auf der Insel Poel beobachten zu dürfen.

Wie bereits erwähnt, sind die Vögel auf Steilwände angewiesen – so wie sie hier auf Poel vorkommen. Doch nicht nur an der Küste findet man sie: Auch in Sand- und Kiesgruben lassen sich Uferschwalben heute beobachten.

Früher waren sie fast ausschließlich an natürlichen Steilufern von Fließgewässern und Küsten beheimatet. Doch mit dem Verschwinden dieser ursprünglichen Lebensräume – durch Bebauung, Erosion oder Nutzungswandel – sind sie gezwungen, neue Brutplätze zu finden. Und so passen sie sich an, so gut es geht – in einer sich stetig verändernden Welt.

Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel

Information: Auf der Insel Poel soll es noch weitere gute Stellen geben, um Uferschwalben zu beobachten. Mir selbst ist bisher nur der hier beschriebene Ort bekannt. Ein Spaziergänger berichtete jedoch, dass sich auch auf der gegenüberliegenden Seite der Insel weitere Kolonien befinden sollen.

In ihren Lebensräumen ernähren sich Uferschwalben vorwiegend von Insekten. Je nachdem, wo sie ihre Bruthöhlen angelegt haben, jagen sie ihre Beute über Wiesen und Felder oder – wie hier auf der Insel Poel – bevorzugt über Gewässer.

Steilwände auf der Insel Poel

Da Uferschwalben auf fliegende Insekten als Nahrungsquelle angewiesen sind, kann sich der Rückgang der Insektenbestände natürlich auch negativ auf sie auswirken.

Laut NABU (Stand 2019) brüten in Deutschland zwischen 85.000 und 135.000 Paare. Europaweit wird die Zahl auf etwa 3,6 bis 8 Millionen Brutpaare geschätzt.

Uferschwalben sind jedoch nicht nur in Europa heimisch: Sie kommen auch in großen Teilen Nordamerikas und Asiens vor. Die nordamerikanischen Populationen überwintern in Südamerika – damit zählt die Uferschwalbe zu den fast weltweit verbreiteten Schwalbenarten.

Uferschwalbe

Auf der Roten Liste der IUCN wird sie derzeit als „nicht gefährdet“ („Least Concern“) geführt. Dennoch zeigt der globale Bestand einen rückläufigen Trend („decreasing“) an, was Anlass zur Aufmerksamkeit gibt.

Uferschwalbe

Welchen konkreten Einfluss der Rückgang der Insekten auf die Uferschwalben hat, lässt sich schwer sagen – zumindest habe ich bislang keine Studie gefunden, die diesen Zusammenhang im Detail untersucht.

Fest steht jedoch: Laut NABU wird der Verlust geeigneter Lebensräume zunehmend zum Problem für die Art. Auch sogenannte Sekundärlebensräume wie Kies- und Sandgruben bieten den Uferschwalben keinen dauerhaft sicheren Brutplatz.

Erschwerend kommt hinzu, dass sie auf offene, vegetationsfreie Flächen nach Abbrüchen angewiesen sind – nur so können sie ihre Bruthöhlen ungehindert anfliegen und verlassen.

Uferschwalben auf der Insel Poel

Und genau an dieser Stelle kommt der Mensch ins Spiel.

Auch wir – insbesondere als Vogelbeobachter:innen und Naturfreund:innen – tragen eine große Verantwortung gegenüber diesen sensiblen Uferschwalben.

Im nächsten Abschnitt möchte ich näher darauf eingehen.

Information: Wenn du sehen möchtest, wo Uferschwalben bereits gesichtet wurden, lohnt sich ein Blick auf eBird. Dort haben zahlreiche Vogelbeobachter:innen ihre Beobachtungen gemeldet – und auf der interaktiven Karte kannst du genau nachverfolgen, wo die Art bereits dokumentiert wurde.

Bruthöhlen beobachten? Bitte lesen!

Ein Aspekt der Vogelbeobachtung, den ich nicht unerwähnt lassen möchte, ist die große Verantwortung, die wir gegenüber den Tieren tragen – besonders dann, wenn wir sie an sensiblen Orten wie ihren Bruthöhlen beobachten. Hier ist Rücksicht kein Wunsch, sondern eine Notwendigkeit.

Bevor ich diesen Beitrag geschrieben habe, habe ich lange überlegt, ob ich die Gegend der Steilwände auf der Insel Poel erwähnen sollte (wobei man das auch hätte googeln können). Während meiner Beobachtungen war ich meist allein, doch hin und wieder zogen Wander:innen vorbei. Vielleicht interessieren sie sich gar nicht so für die Uferschwalben? Schließlich entschied ich mich, die Gegend zu erwähnen – aber nicht, ohne zugleich deutlich zu machen, worauf es ankommt:

Vogelbeobachtung erfordert Respekt – besonders in der Brutzeit.

Uferschwalben auf der Insel Poel

Störungen können gravierende Folgen haben: Viele Vögel reagieren während der Brutzeit äußerst sensibel auf Annäherungen und geben im schlimmsten Fall ihr Gelege auf.

Und am Ende sind es auch genau jene, die mit Geduld und Achtsamkeit beobachten, die mit den schönsten Momenten belohnt werden. Denn es braucht beides: Geduld – um zu warten, bis Uferschwalben aus ihren Höhlen kommen oder zurückkehren. Und Rücksicht – weil sie sich bei zu viel Nähe zurückziehen und vielleicht gar nicht mehr wiederkommen.

Uferschwalbe

Ich habe mich entschieden, über die Steilwände auf der Insel Poel zu schreiben, weil die Beobachtung von Uferschwalben für mich etwas zutiefst Berührendes ist. Und ich hoffe, dass sich noch mehr Menschen für diese faszinierenden Vögel begeistern lassen. Denn neben Insektensterben und Lebensraumverlust ist es vor allem die menschliche Ignoranz, die vielen Arten – nicht nur den Uferschwalben – zu schaffen macht.

Ich bin überzeugt: Nur was wir kennen und lieben, sind wir auch bereit zu schützen. Deshalb ist es wichtig, Wissen und Begeisterung zu teilen – in der Hoffnung, dass sie sich weitertragen. Vielleicht gelingt es mir mit diesem Beitrag, ein paar Menschen zu erreichen, die sich ebenso für diese kleinen Flugkünstler begeistern – und vielleicht wiederum andere mitreißen.

Uferschwalbe

Und was kann man machen, damit die Uferschwalben nicht gestört werden?

  • Halte Abstand: Beobachte die Vögel aus sicherer Entfernung – ein Fernglas oder Teleobjektiv hilft.
  • Blockiere keine Zugänge: Der direkte Weg zur Bruthöhle muss frei bleiben.
  • Kurz und leise: Verweile nicht zu lange, vermeide laute Geräusche und bewege dich ruhig.
  • Keine Berührungen: Nester, Eier oder Jungvögel dürfen niemals angefasst werden.
  • Vermeide Gruppenansammlungen: Große Menschenansammlungen bedeuten Stress für die Tiere.
Uferschwalbe
Uferschwalbe
Uferschwalben auf der Insel Poel

Wichtig: Wer Vögel beobachten möchte, trägt auch Verantwortung. Mit etwas Rücksicht und Aufmerksamkeit lässt sich beides verbinden: eindrucksvolle Naturerlebnisse und wirksamer Schutz.

Mit dem Fahrrad unterwegs

Bevor ich zum Abschluss komme, möchte ich noch einige fotografische Eindrücke der Landschaften teilen, die mir auf meiner Fahrradtour begegnet sind.

Die Insel Poel ist über eine Straße mit dem Festland verbunden – eine Anreise mit dem Schiff ist also nicht nötig. Für mich war das Fahrrad die ideale Wahl: Es ermöglichte mir, flexibel anzuhalten, die Umgebung bewusst wahrzunehmen und einige Fotos zu machen.

Allerdings musste ich mich immer wieder daran erinnern, nicht zu oft und zu lange stehen zu bleiben – mein eigentliches Ziel waren schließlich die Uferschwalben. Deshalb ist die Fotoauswahl begrenzt, vermittelt aber hoffentlich dennoch einen kleinen Eindruck von der landschaftlichen Schönheit zwischen Wismar und der Insel Poel.

Insel Poel
Insel Poel
Insel Poel
Insel Poel
Insel Poel
Insel Poel
Insel Poel
Insel Poel
Insel Poel

Information: Wenn du wissen möchtest, wo sich in der Nähe von Wismar Kegelrobben und Seehunde beobachten lassen, dann schau gerne in meinem nächsten Blogbeitrag vorbei.

Mehr Informationen

DataZone auf der Webseite von BirdLife

Uferschwalben auf eBird

Uferschwalben auf der Roten Liste

Uferschwalben auf Wikipedia

Sehr schönes Video über die Uferschwalben auf der Insel Poel von Mit Neugier unterwegs

Kegelrobben in der Wismarer Bucht

Kennst du die Uferschwalben auf der Insel Poel? Oder hast du woanders schon mal Uferschwalben gesehen? Lass es uns doch in den Kommentaren wissen. 

Uferschwalben auf der Insel Poel
Uferschwalben auf der Insel Poel

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