Die Storchenstation in Salem liegt in Süddeutschland und bietet dem Weißstorch ein Rückzugsgebiet in Baden-Württemberg. In diesem Blogeintrag schreibe ich über die Storchenstation und warum diese für den Schutz der Weißstörche in Deutschland so wichtig geworden ist.
Die Storchenstation in Salem
Wie geht es eigentlich dem Weißstorch in Deutschland?
Wäre ich vor meinem Besuch in der Storchenstation in Salem gefragt worden, ehrlich gesagt, hätte ich niemandem dazu eine Antwort geben können.
Ich wusste es nicht.
Ich wusste, dass es zahlreichen anderen Vögeln, die sich von Insekten ernähren, generell nicht so gut geht - was meiner Meinung nach sehr besorgniserregend ist - aber der Artenschutzstatus des Weißstorchs?
Nein. Das wusste ich nicht.
Ich musste erst noch mehr darüber lernen.
Wenn ich mehr über den Artenschutzstatus einer Tierart wissen möchte, dann schaue ich für gewöhnlich immer erst mal auf die Webseite der Weltnaturschutzunion IUCN. Laut der IUCN wird der Weißstorch in der Kategorie „nicht gefährdet“ (Englisch: „least concern“) geführt und ist daher weder gefährdet noch als Art bedroht. Die Weißstorch-Populationen scheinen sogar noch zu wachsen.
Bedeutet das aber, dass es allen Weißstörchen gut geht? Auch denen in Deutschland?
Nach der 6. Internationalen Weißstorch-Zählung wurde geschätzt, dass es in Deutschland etwa 4.500 Brutpaare gibt und die Anzahl dieser Vögel sogar noch anzuwachsen scheint.
Und in Baden-Württemberg?
In der Storchenstation in Salem habe ich gelernt, dass die Weißstörche generell sehr vielen Bedrohungen ausgesetzt sind, aber durch zahlreiche Maßnahmen konnte die Anzahl an Weißstörchen in den vergangenen Jahrzehnten in Baden-Württemberg wieder ansteigen.
Das sind sehr gute Nachrichten für den Weißstorch.
Denn es war nicht immer so.
1975 gab es nämlich nur noch 15 Brutpaare des Weißstorchs in Baden-Württemberg!
Heute gibt es mehr als 500.
Und die Storchenstation in Salem trug bedeutend zum Schutz des Weißstorchs in Baden-Württemberg bei.
Daher ist die Storchenstation in Salem ein hervorragender Ort, vielen Weißstorch-Brutpaaren zu begegnen.
Die Storchenstation mit den Weißstörchen befindet sich auf dem Affenberg. Also da wo auch eine Gruppe Berberaffen lebt.
Schon beim Überqueren des Parkplatzes begegnet man dem ein oder anderen Weißstorch im Flug oder auf dem Horst sitzend.
Ehrlich gesagt, erwartete ich nicht, so vielen Weißstörchen zu begegnen.
Ich besuchte den Affenberg an einem sehr heißen Tag im Juni.
Und obwohl es ein sehr heißer Tag war und die Schulferien noch nicht begonnen hatten, war der Affenberg recht gut besucht.
Praktische Informationen: Falls du ein ganz besonderes Erlebnis auf dem Affenberg haben möchtest, dann schau doch mal bei den Fütterungszeiten der Störche vorbei. Auf der offiziellen Webseite findest du mehr Informationen zu den Fütterungszeiten.
Der Weißstorch - Artenportrait
Der Weißstorch ist ein Zugvogel, der weite Distanzen auf seiner Wanderroute zurücklegt. Er brütet in Europa, in einigen Orten in Asien und im nördlichen Afrika. Sie verbringen den Winter hauptsächlich in Afrika südlich der Sahara. Manch ein Weißstorch fliegt sogar bis nach Südafrika. Die Weißstorch-Population in Asien verbringt den Winter dagegen auf dem indischen Kontinent.
Weißstörche, die nach Afrika fliegen, vermeiden lange Distanzen auf dem Meer. Daher fliegen sie entweder auf einer westlichen oder östlichen Wanderroute in ihre Überwinterungsgebiete. Auf der östlichen Route fliegen die Weißstörche über den Bosporus in die Türkei. Auf der westlichen Route überqueren die Weißstörche die Meerenge von Gibraltar. Da der Weißstorch ein Segelflieger ist und warme Aufwinde braucht, vermeiden sie lange Distanzen auf dem Meer.
Allerdings verbringen nicht alle Weißstörche den Winter im Süden. Es gibt auch einige Störche, die im Winter in Deutschland bleiben. Vor allem die Störche, die als Jungtiere verletzt waren und durch Menschen aufgezogen werden mussten. Manchmal bleiben aber auch andere, nicht-verletzte Weißstörche in Deutschland. Warum das so ist, das ist noch ein Rätsel.
Interessante Information: In den 70er Jahren wurden die Brutpaare in Salem daran gehindert, ihrem Zugverhalten zu folgen, damit sich eine Storchenkolonie in Baden-Württemberg bilden kann. Obwohl diese Brutpaare nicht in den Süden gewandert waren, ziehen die Störche in Baden-Württemberg heute nach Spanien oder Afrika.
Der Weißstroch gehört zur Familie Ciconiidae. Alle Störche haben lange Beine und lange Schnäbel. Es gibt sechs verschiedene Gattungen an Störchen. Der Weißstorch gehört zur Gattung Ciconia. Daher ist sein lateinischer Artname Ciconia ciconia.
Bis jetzt beobachtete ich nur eine einzige andere Storchenart in der Wildnis. Und das war ein Jabiru (Jabiru mycteria) im Pantanal.
In Südafrika begegnete ich noch einer anderen Storchenart. Allerdings nicht in der Wildnis, sondern in der Auffangstation Tenikwa. Bei dem Storchen handelte es sich um einen Marabu (Leptoptilos crumeniferus) - also um einen sehr auffälligen Vogel in Afrika.
Weißstörche ernähren sich hauptsächlich von Mäusen, Fröschen, Würmern, Insekten, Fischen, Echsen oder Schlangen wobei sich ihre Nahrungsvorlieben in den Brut- und Überwinterungsgebieten nur wenig unterscheiden. Allerdings ernähren sich die Weißstörche auch von vielen Heuschrecken während einer Heuschreckenplage in Afrika oder suchen nach Fressbarem auf irgendwelchen Müllhalden. Manchmal leider mit Konsequenzen für den Storch. Mehr dazu weiter unten.
Fragen: Warum wandern Weißstörche nach Europa und bleiben nicht im wärmeren Afrika so wie der Marabu? Liegt es an der Nahrungskonkurrenz mit dem Marabu und anderen Störchen? Und warum wandert der Weißstorch, aber nicht der Marabu? Hast du eine Idee?
Falls du mehr über den Weißstorch erfahren möchtest, dann schau doch noch nach ganz unten. Dort findest du zahlreiche weitere Links wo du mehr über den Weißstorch erfahren kannst.
Der Weißstorch - Bedrohungen und Schutz
Während meines Besuch in der Storchenstation lernte ich vor allem mehr über all die Bedrohungen, denen der Weißstorch im Laufe seines Lebens ausgesetzt ist.
Eine der zahlreichen Bedrohungen ist die Nahrungsknappheit aufgrund von Lebensraumzerstörung. In der Vergangenheit profitierte der Weißstorch durch die Nutzung vieler Flächen für die Landwirtschaft, da dadurch neue Nahrungsressourcen für die Vögel erschlossen wurden. Da der Weißstorch ein Kulturfolger ist, profitierte er von diesen Landschaftsveränderungen. Allerdings nahm das Nahrungsangebot daraufhin immer weiter durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den Anbau von Monokulturen wieder ab.
Eine andere Bedrohung sind Müllhalden. Auf Müllhalden finden Weißstörche viel Plastikmüll oder elastische Bänder, die sie mit Würmern verwechseln. Ein Storch, der sich von solchem Müll ernährt, erleidet sehr wahrscheinlich einen qualvollen Tod. Außerdem finden Weißstörche auf Müllhalden oft viele giftige Dinge, von denen sie sich ernähren. Eine Müllhalde mag für den ein oder anderen Storch zunächst als Paradies erscheinen wo es viel zu fressen gibt, aber schlimme Konsquenzen für Einzelne oder Mehrere haben kann.
Weißstörche ernähren sich auf ihren Wanderwegen auch häufig von giftigen Heuschrecken während einer Heuschreckenplage in Afrika. Da viele afrikanische Länder sehr viele Pestizide einsetzen, um die Heuschrecken zu bekämpfen und ihre Landwirtschaftsflächen zu schützen, kann es auch vorkommen, dass Weißstörche sich durch zu viele Heuschrecken vergiften.
Weitere Bedrohungen sind Zusammenstöße mit Fahrzeugen, Dürreperioden, Jagd in einigen afrikanischen Ländern und Wassertürme wie vor allem die in Frankreich und Spanien.
Nichtsdestotrotz, die häufigste Todesursache bei dem Weißstorch ist der Tod an Strommasten. Vor allem junge Störche erkennen die Gefahr an Strommasten nicht. Oft nutzen sie Strommasten als Rast- oder Nistort. Das Risiko an einem tödlichen Stromschlag zu sterben ist bei den jungen Störchen besonders hoch. Manchmal übersehen die Störche zudem die Stromleitungen sogar im Flug und kollidieren mit diesen.
Es gibt also viele Bedrohungen, denen die Weißstörche ausgesetzt sind. Da der Weißstorch ein Kulturfolger ist, sind die meisten Bedrohungen vom Menschen verursacht.
Aber wie können all diese Bedrohungen vermieden oder zumindest vermindert werden?
Da der Stromtod die häufigste Todesursache ist, müssen Strommasten entschärft werden. In der Umgebung der Storchenstation in Salem wurden Leitungen isoliert, sowie Strommasten mit Abweisern versehen.
Eine andere Maßnahme für den Schutz der Weißstörche ist die Storchenstation selber wo verwaiste Storchenjungen anderen Storcheneltern untergeschoben werden. Ein Brutpaar unterscheidet nicht zwischen ihrem eigenen Nachwuchs und dem eines anderen Brutpaares. Außerdem werden in der Storchenstation verletzte oder kranke Störche wieder aufgepäppelt, um sie dann wieder freizulassen.
Um die Besucher für die Weißstörche und generell für den Naturschutz zu begeistern, ist die Storchenstation auch an zahlreichen Aktivitäten in der Öffentlichkeitsarbeit beteiligt. Zum Beispiel können die Besucher der Storchenstation und des Affenberges an den Fütterungszeiten teilnehmen wo man nicht nur beim Füttern selber zuschauen kann, sondern auch Wissenswertes über den Weißstorch erfährt.
Die Weißstorch-Kolonie in Salem lebt nicht in Gefangenschaft, aber aufgrund von Nahrungsknappheit, versuchen die Mitarbeiter der Storchenstation durch Zufütterung den Bruterfolg zu erhöhen. Da den Weißstörchen zahlreichen Bedrohungen u.a. auch auf ihren Wanderrouten begegnen, soll durch die Zufütterung der Vögel der Verlust an Tieren ausgeglichen werden.
Je mehr wir über eine Art wissen, desto besser können wir sie schützen. Daher werden die Störche der Storchenstation beringt und einige von ihnen erhalten außerdem noch einen Sender. Dadurch erfährt man mehr über die Vögel und ihre Wanderrouten. Außerdem erfährt man dadurch auch wo ein Vogel womöglich umgekommen ist. Aber auch wo sie nach Nahrung suchen oder wo sie rasten. Ein Weißstorch mit einem Sender kann sehr viele und wichtige Informationen über das Verhalten der Tiere liefern, um so die Forschung und den Artenschutz von diesem Zugvogel voranzubringen.
Alle Weißstörche in Salem werden mit etwa vier oder sechs Wochen beringt und in einer internationalen Datenbank registriert. Dadurch erhält man mehr Informationen über wie sich die Populationen der Weißstörche im Laufe der Zeit entwickeln.
Das sind einige der Artenschutzmaßnahmen der Storchenstation. Noch nicht erwähnt habe ich die Errichtung von Nistplatzformen oder die Horstreinigung und die Renaturierung von ihrem Lebensraum. Falls du mehr über den Weißstorch in Salem wissen möchtest, am Endes des Blogeintrags findest du ein paar nützliche Links.
Mehr Vögel in der Umgebung
Wenn du den Affenberg Salem und die Storchenstation besuchst, bin ich mir sicher, dass du noch zahlreichen anderne Vögeln begegnest. Als ich den Affenberg an einem heißen Tag besuchte, konnte ich nicht so viele verschiedene Vögel sehen. Aber ich sah zumindest ein paar.
Ich sah vor allem Graugänse (Anser anser) und Stockenten (Anas platyrhynchos) am und im Teich.
Aber auch ein Buchfink (Fringilla coelebs) flog einmal kurz an mir vorbei, um auf einem Baum zu landen.
Ich nahm mir Zeit. Weiter weg sah ich eine Kolbenente (Netta rufina).
Während eine Bachstelze (Motacilla alba) zwischen den Bäumen und dem Geländer des Weges hin und her flog und Nistmaterial suchte.
Ein paar Höckerschwäne (Cygnus olor) schwammen in der Nähe des Weges. Im Gegensatz zu der schnellen Bachstelze und der Kolbenente in der Mitte des Teiches, waren die Schwäne einfacher von Nahem zu beobachten.
In der Nähe der Schwäne schwamm noch ein Blässhuhn (Fulica atra) mit einem Jungtier.
Ich bin mir sicher. Wenn ich den Affenberg und die Storchenstation früher am Morgen oder am Abend besucht hätte, dann hätte ich viel mehr Vögel gesehen.
Interessant zu wissen: Es gibt auch noch andere Tiere auf dem Affenberg in Salem mit viel Glück zu sehen. Wie zum Beispiel die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea), die Ringelnatter (Natrix natrix) oder die Große Königslibelle (Anax imperator). Der Affenberg Salem ist außerdem auch ein zu Hause für Damwild (Dama dama) geworden.
Praktische Informationen
Anfahrt zur Storchenstation in Salem
Ich reiste ausschließlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Affenberg und zur Storchenstation in Salem an. Zuerst nahm ich den Zug nach Salem. Der Bahnhof befindet sich in 88682 Salem. Verlässt man den Bahnhof, gelangt man auf die Bahnhofstraße wo Busse Richtung Affenberg Salem abfahren. Die Strecke zwischen dem Bahnhof und dem Affenberg Salem beträgt etwa fünf Kilometer.
Die Adresse des Affenbergs Salem ist Mendlishauser Hof, 88682 Salem (Mendlishausen).
Der Name des Busses, welcher zwischen dem Bahnhof in Salem und des Affenbergs fährt, heißt „Erlebnisbus1“. Schau aber auch noch auf der Seite des Erlebnisbusses nach, um Genaueres über den Zeitplan und die Preise zu erfahren.
Weitere Informationen wie man zum Affenberg Salem gelangt gibt es auf der offiziellen Webseite.
Mehr Informationen über den Weißstorch
Auswirkung von Zufütterung auf den Bruterfolg von Weißstörchen
Wo sind all die Insekten hin?
Der Weißstorch in Oberschwaben
Der Weißstorch in Baden-Württemberg
Häufig gestellte Fragen über den Weißstorch
Artenschutzstatus des Weißstorchs laut IUCN
Offizielle Webseite des Affenbergs Salem and der Storchenstation
Warst du schon einmal auf dem Affenberg und der Storchenstation in Salem? Welche Tiere hast du gesehen? Und wo hast du andernorts schon mal einen Weißstorch gesehen? Lass es mich doch in den Kommentaren wissen.