Wie jedes Jahr am zweiten Wochenende im Mai ruft der NABU und der LBV zur deutschlandweiten Mitzählaktion „Stunde der Gartenvögel“ auf. Natürlich nahm auch ich an diesem bundesweiten Citizen Science Projekt teil. Wie man mitmachen kann und welche Vögel ich so gesehen habe, berichte ich in diesem Blogbeitrag.
Die Stunde der Gartenvögel
Zwei Mal im Jahr ruft der NABU und der LBV alle Menschen in Deutschland auf, Vögel im Garten, auf dem Balkon oder irgendwo im Park für eine Stunde lang zu zählen. Während im Winter die bundesweite Aktion unter dem Namen „Stunde der Wintervögel“ durchgeführt wird, so werden die Vögel im Frühling bei der „Stunde der Gartenvögel“ gezählt.
In 2020 fand die „Stunde der Gartenvögel“ vom 8. bis zum 10. Mai statt und damit schon zum 16. Mal. Laut NABU nahmen an dieser 16. Ausgabe fast 160.000 Menschen teil.
Mitmachen ist ganz einfach. Man nimmt sich eine Stunde lang Zeit und notiert die Vogelarten, die man sieht und/oder hört. Auch die Vögel, die nur vorbeifliegen, können in die Zählungen mitaufgenommen werden. Es ist egal, ob man sich diese eine Stunde am Freitag, Samstag oder Sonntag Zeit nimmt. Zu beachten ist allerdings, dass man immer nur die höchste Anzahl einer Vogelart, die man gleichzeitig sieht, notiert und dem NABU bzw. dem LBV meldet. Dadurch werden Doppelzählungen vermieden.
Beispiel: Siehst du zwei Amseln gleichzeitig an einem Ort und etwas später drei Amseln, dann sollen nicht fünf Amseln notiert werden, sondern nur drei. Es soll immer nur die höchste Anzahl aufgenommen werden! Auf der Seite des NABUs gibt es eine Zählhilfe.
Die Zählungen können dann dem NABU und dem LBV über ein Online-Meldeformular mitgeteilt werden. Die Beobachtungen können auch über die NABU-App übermittelt werden. Über das Online-Meldeformular und die App lassen sich die Zählungen am schnellsten und einfachsten mitteilen. Es gibt aber auch einen Meldebogen, der dann mit der Post an den NABU geschickt werden kann (Adresse steht auf dem Meldebogen). Man kann die Beobachtungen auch noch per Telefon mitteilen. Allerdings sind die Telefone nur noch am Samstag besetzt, da immer weniger Naturbeobachter ihre Zählungen per Telefon mitteilen. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite des NABUs.
Beachte: Die Meldungen können nur bis zu einem bestimmten Datum entgegengenommen werden. Im Mai 2020 wurden noch bis zum 18. Mai Beobachtungen der Teilnehmer berücksichtigt.
Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel
Der häufigste Vogel beim Citizen Science Projekt die „Stunde der Gartenvögel“ war im Jahr 2020 der Haussperling. Dahiner folgen Amsel und Kohlmeise. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen aber alle drei Vogelarten um 5% (Haussperling), 2% (Amsel) oder 14% (Kohlmeise) ab. Allerdings hat sich seit 2006 die Rangfolge wenig verändert - d.h. die Ränge eins bis drei sind seit 14 Jahren unverändert. Somit zählen Haussperling, Amsel und Kohlmeise wohl zu den häufigsten Gartenvögel in Deutschland.
Wie weiter oben schon erwähnt, haben an dem Wochenende der Zählaktion fast 160.000 Menschen teilgenommen. Also so viele wie noch nie. In 2019 waren es nur etwa 76.000 Teilnehmer. Woher kommt das gesteigerte Interesse der Menschen? Lag es an der Corona-Pandemie, die bei den Menschen ein gesteigertes Interesse für die heimische Natur hervorrief? Oder lag es an dem Sterben zahlreicher Blaumeisen in diesem Jahr? Oder oder oder?
Information: Die Blaumeisen standen dieses Jahr im Mittelpunkt der „Stunde der Gartenvögel“, weil im Frühjahr 2020 zahlreiche Blaumeisen starben. Der Erreger - Suttonella ornithocola - der für dieses Massensterben verantwortlich war, ist nun bekannt. Weitere Informationen darüber auf der Internetseite des NABUs.
Die genauen Gründe warum dieses Jahr so viele teilgenommen haben weiß ich nicht. Nichtsdestotrotz freut es mich, dass der NABU und der LBV so viele Teilnehmer dieses Jahr für die Natur und die Vögel begeistern konnten.
Beobachtungen im Berliner Tiergarten
Schon bei der Winterausgabe dieser Zählaktion begab ich mich in den Berliner Tiergarten. Ich wusste nämlich von einem kleinen Vogelhäuschen von dem ich mir erhoffte, dass es ein paar Vögel anziehen würde. Dort hatte ich an anderen Tagen in der Nähe auch schon recht viele verschiedene Vogelarten beobachten können.
Das Vogelhäuschen befindet sich irgendwo in der Nähe der Siegessäule. In dem Vogelhäuschen an jenem Tag gab es für die Vögel allerdings kein Futter mehr.
Auch wenn es kein Futter mehr im Vogelhäuschen gab, wühlte ein Eichhörnchen am Boden herum. Dieses Eichhörnchen habe ich jetzt schon öfters beobachten können. Es scheint irgendwo in der Nähe zu wohnen.
An genau diesem Futterhäuschen sah ich auch schon mehrmals einen Buntspecht.
Buntspechte erreichten bei der „Stunde der Gartenvögel“ Platz Nummer 18. Ihre Anzahl nahm um 8% im Vergleich zum Vorjahr ab. In Berlin nahm der Bestand laut der Zählaktion auch um 7% ab, aber in Berlin lag der Buntspecht auf Platz 16.
Tipp: Auf der Internetseite des NABUs gibt es eine Auflistung all der Vogelarten, die deutschlandweit gezählt wurden. Man kann diese Auflistung auch nach Bundesland filtern und so interessante Beobachtungen erkennen.
Ich hielt mich in der Nähe dieses Vogelhäuschen eine Stunde lang auf und ließ mich überraschen, welche Vögel an mir vorbeifliegen oder watscheln würden.
Apropos watscheln. Ich sah meistens nach oben und suchte die Bäume nach Vögeln ab. Aber bei den Kanadagänsen musste ich nicht viel nach oben schauen. Auch musste ich sie nicht suchen. Denn sie waren sehr gut zu hören. Waren es die zwei Kanadagänse, die ich davor schon im Wasser gesehen hatte? Ich wusste es nicht, also zählte ich für die „Stunde der Gartenvögel“ nur zwei Kanadagänse.
Später entdeckte ich die zwei Kanadagänse allerdings noch einmal. Zusammen mit einem weiteren Paar. Es waren also insgesamt doch vier. Aber wie oben schon erwähnt, sollte man immer nur dann die höchste Zahl aufschreiben, wenn man diese Vögel auch wirklich zusammen gesehen hat.
Kanadagänse wurden im Vergleich zum Vorjahr übrigens weniger (Rang 71 und minus 13% deutschlandweit bzw. Rang 70 und minus 65% in Berlin).
Interessant: Kanadagänse stammen ursprünglich aus Nordamerika. Woher die Kanadagänse in Europa kommen ist so viel ich weiß nicht ganz eindeutig. Vermutlich sind sich aus Zoologischen Gärten oder aus privaten Parks ausgerissen.
In der Nähe des Futterhäuschens entdeckte ich auch noch ein Rotkehlchen. Es war so wie es schien gerade auf Nahrungssuche.
Rotkehlchen landeten bei der Mitzählaktion sowohl deutschlandweit als auch in Berlin auf Rang 12. Aber während deutschlandweit 14% weniger Rotkehlchen gemeldet wurden, so waren es in Berlin 18% weniger. Wird sich dieser Trend fortsetzen?
Auch die Anzahl der Buchfinken nahm im Vergleich zum Vorjahr deutschlandweit ab. Und zwar um 21%. Aber die Buchfinken kamen noch auf Platz 13. In Berlin dagegen nur auch Platz 20 und wurden um 4% weniger beobachtet.
Ich entdeckte sogar ein Buchfinken-Paar. Leider ist das Foto nicht besonders gut geworden.
Ich hielt mich in der Nähe des Futterhäuschens auf, aber ich bewegte mich auch etwas weiter fort. Ich war nicht eine Stunde lang nur am Futterhäuschen.
Im Wasser sah ich noch ein Blässhuhn (Deutschland: Rang 63, +2%; Berlin: Rang 38, +1%) und ein paar Stockenten (Deutschland: Rang 31, -9%; Berlin: Rang 19, -17%).
Natürlich sah ich auch die häufigsten Vögel Deutschlands. Haussperling, Amsel und Kohlmeise. Allerdings waren in Berlin diese drei Vogelarten nicht am häufigsten, sondern Haussperling, Star und Mauersegler. Die Amsel erreichte in Berlin nur Rang 4 und die Kohlmeise Rang 5.
Besonders gespannt war ich auch auf die Ergebnisse der Blaumeise. Würde ich eine kranke Blaumeise sehen? Oder würde ich in dieser Stunde überhaupt eine sehen?
Da ich an den Wochenenden zuvor gesunde Blaumeisen sah, erwartete ich, keiner kranken Blaumeise über den Weg zu laufen. Die Berliner Blaumeisen-Population war von diesem Bakterium bis jetzt nicht (so viel wie ich weiß) betroffen.
An dem Wochenende begegnete ich dann auch tatsächlich noch Blaumeisen. Das heißt, wenn ich eine sah, dann immer nur eine. So konnte ich insgesamt also nur eine einzige Blaumeise notieren. Sie sahen aber immer gesund aus.
Die Blaumeise erreichte deutschlandweit Rang 6 und nahm um 25% im Vergleich zu 2019 ab. In Berlin wurde die Blaumeise auch um 25% weniger, aber sie erreichte nur Rang 8. Kann diese Abnahme auf dieses Bakterium zurückgeführt werden?
Die Frage wage ich nicht zu beantworten, aber ich warte ab, was weiter passieren bzw. beobachtet wird was mit den Blaumeisen zu tun hat...
Information: Laut NABU nahm die Anzahl der gemeldeten toten Blaumeisen Ende April ab. Auf der Seite des NABUs kann man sich weiter über die Situation der Blaumeise informieren (siehen Link unten).
Manche Vögel habe ich leider nur hören können oder sie waren so schnell, dass ich sie nicht fotografieren konnte. Von einer Kohlmeise bekam ich zum Beispiel kein Foto an dem Tag auch wenn ich sie gesehen habe. Den Zilpzalp dagegen bekomme ich so gut wie nie zu Gesicht. Ich höre ihn, aber ich sehe ihn nicht.
Um so öfters höre und auch sehe ich die Singdrossel. Wie ihr Name schon andeutet, singt die Singdrossel recht viel. Und das sogar noch recht schön.
Allerdings habe ich die Singdrossel, die ich hier gehört habe, nicht sehen können. Dafür sah ich eine Singdrossel woanders in der Nähe unter einem Busch. Aber auch hier, notierte ich nur eine einzige Singdrossel.
Die Singdrosseln wurden übrigens im Vergleich zum Vorjahr nur gering weniger (Deutschland: Rang 36, -6%; Berlin: Rang 34, -6%).
Nichtsdestotrotz, toll singen können auch die Mönchsgrasmücken. Mönchsgrasmücken höre ich sogar recht häufig in den Berliner Parks. In Berlin lag die Mönchsgrasmücke daher auch auf Platz 21 und wurde im Vergleich zum Vorjahr sogar um 7% mehr gezählt. Deutschlandweit erreichte sie Rang 27 und wurde um 1% mehr gemeldet.
Was mir dieses Jahr besonders aufgefallen ist, ist die große Anzahl der Wildkaninchen im Tiergarten.
Wenn sie mich sahen, dann hielten sie meistens erst mal inne, um dann sofort abzuhauen. Vorsichtig müssen sie sein, denn sie sind nicht bei jedem willkommen...
Information: Um die Luiseninsel wurde schon ein Zaun gebaut, um die Pflanzen dort vor den Wildkaninchen zu schützen. Betritt man die Luiseninsel, wird man darauf hingewiesen, den Zugang geschlossen zu halten.
Auf einer Wiese sah ich dann noch einige Nebelkrähen im Gras herumpicken. Dort hatte ich auch schon hin und wieder Stare gesehen. Aber an jenem Tag sah ich keinen einzigen, obwohl der Star in Berlin auf Rang 2 landete.
Die Nebelkrähe ist aber auch ein recht häufiger Vogel in Berlin. Da ich diese Vögel so oft sehe, nehme ich sie manchmal schon gar nicht mehr war. Deswegen bin ich etwas verwundert, dass die Nebelkrähe in Berlin nur auf Rang 7 kam. Sie wurde sogar um 5% weniger gemeldet.
Deutschlandweit erreichte die Nebelkrähe dagegen nur Rang 35 und wurde 1% mehr beobachtet als im Jahr zuvor.
Zum Schluss traf ich noch auf einen Kleiber (Deutschland: Rang 26, -12%; Berlin: Rang 24, -18%). Ich hörte immer wieder mal hier und dort einen. Und tatsächlich traf ich dann noch auf zwei gleichzeitig. Den einen hatte ich auf der linken und den anderen auf der rechten Seite entdeckt.
Es ist toll, dass dieses Jahr so viele mitgemacht haben. Vielleicht setzt sich dieser Trend ja im nächsten Jahr fort? Ich hoffe es. Denn je mehr mitmachen, desto aussagekräftiger sind die Beobachtungen...
Verpasst? Hast du die „Stunde der Gartenvögel“ verpasst? Im nächsten Jahr, also in 2021, findet die „Stunde der Wintervögel“ vom 8. bis zum 10. Januar und die „Stunde der Gartenvögel“ vom 14. bis zum 16. Mai statt.
Mehr Informationen und Quellen
Offizielle Webseite der „Stunde der Gartenvögel“
Offizielle Webseite der „Stunde der Wintervögel“
Kranke Blaumeisen melden
Übersicht über das Massensterben
Vögel zählen im Januar 2020
Vögel zählen im Januar 2021
Die Stunde der Gartenvögel 2021
Die Stunde der Wintervögel 2022
Die Stunde der Gartenvögel 2022
Hast du auch bei der „Stunde der Gartenvögel“ mitgemacht? Wenn ja, welche Vögel hast du gesehen? Lass es mich doch in den Kommentaren wissen.